Lateinamerika

Der Labor-Kandidat: Wie Juan Guaidó zur US-Marionette wurde (Teil 2)

Wie aus dem Nichts betrat er plötzlich als selbsternannter venezolanischer Interimspräsident die Weltbühne. Doch sein Aufstieg wurde von langer Hand organisiert und mit dem Ziel gesteuert, Venezuela dem Markt zur Verfügung zur stellen.
Der Labor-Kandidat: Wie Juan Guaidó zur US-Marionette wurde (Teil 2)Quelle: Reuters

Es war im November 2010, als nach Informationen venezolanischer Nachrichtendienste und den Aussagen von Justizminister Miguel Rodgríuez Torres ein ominöses Treffen stattfand. Demnach trafen sich Guaidó, Goicochea (siehe Teil 1) und weitere sogenannte "Studentenführer" zu einem fünftägigen Training im "Fiesta Mexicana", einem mexikanischen Mittelklassehotel. Doch anstatt ausgiebig zu feiern, versammelte man sich unter der Leitung der dubiosen Revolutionsmacher von Otpor mit Hauptsitz in Belgrad zu einem geheimen Training. Das konspirative Happening soll mit dem Segen von Otto Reich zustandegekommen sein, einem fanatischen Exilkubaner, radikalen Castro-Gegner und damit prädestinierten Mitarbeiter im Außenministerium unter George W. Bush und dem kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe.

Nach der "Fiesta Mexicana" soll der Kater für Venezuela folgen

Die nicht unerhebliche Rechnung über 52.000 US-Dollar wurde demzufolge von solventen Vertretern der lokalen Ölindustrie übernommen. Namentlich werden genannt: Gustavo Torrar, selbsternannter Intellektueller und Menschenrechtsaktivist, Eligio Cedeño, seines Zeichens dubioser venezolanischer Geschäftsmann, dessen Machenschaften ihn ins US-Exil trieben, und Pedro Burelli, ehemaliger Manager des Beratungsunternehmene JP Morgan und Direktor a.D. der nationalen venezolanischen Ölgesellschaft PDVSA. Nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Hugo Chávez gab Burelli demzufolge Fersengeld und ist nun unter anderem Mitglied des Advisory Committee des Latin America Leadership Program der Georgetown University. Torrars jüngerer Bruder Reynaldo Tovar Arroyo wiederum firmiert als Vertreter des privaten mexikanischen Öl- und Gasunternehmens Petroquimica del Golfo.

Wie sich anhand der von den Nachrichtendiensten eingesehenen E-Mails aus dem Jahr 2010 rekonstruieren lässt, legten Guaidó und seine illustren Mitstreiter einen Plan auf den Tisch, um mittels Destabilisierung die Regierung Chávez zu Fall zu bringen. Burelli bestand zunächst darauf, dass die E-Mail-Korrespondenz, anhand derer seine Teilnahme an der dubiosen Zusammenkunft festgestellt werden konnte, gefälscht worden sei. Seinen ersten Angaben zufolge habe ein Privatermittler ergründen können, dass die mutmaßlich von ihm stammende Korrespondenz nie die Reise in die unendlichen Weiten des Internets angetreten habe. Alles nur eine krude Verschwörungstheorie, wie sie nur von "autokratischen Regierungen" in die Welt gesetzt werden? Nicht ganz.

Burelli selbst kontaktierte demnach die Greyzone-Redaktion, um jetzt und ein für allemal reinen Tisch zu machen. Ja, er habe an dem Treffen teilgenommen. Allerdings habe es sich um eine "legitime Aktivität" gehandelt, die "an einem anderen Ort, in einem anderen Hotel stattgefunden" habe. Auf die Frage, ob das Treffen unter Otpor-Schirmherrschaft abgehalten wurde, mochte er nur ausweichend antworten. Er möge die Arbeit von Otpor bzw. CANVAS (siehe Teil 1), erklärte Burelli. Ein finanzieller Förderer sei er zwar nicht, aber demzufolge habe er "Aktivisten verschiedener Länder empfohlen", die Arbeit von Otpor und CANVAS zu verfolgen "und an den Aktivitäten die sie in verschiedenen Ländern durchführen teilzunehmen".

Das Einstein Institute trainierte in Venezuela ganz offen Tausende (Aktivisten). Gene Sharps Philosophie wurde breit studiert und angenommen. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum der Kampf nicht in einen Bürgerkrieg mündete.

Burelli macht zur selben Zeit auch keine Mördergrube aus seinem Herzen, was seine Fantasien bezüglich Nicolás Maduro anbelangt. Wenn es nach ihm ginge, gehöre Maduro nicht nur abgesetzt, sondern zudem durch die Straßen geschleift und mit einem Bajonett bearbeitet, wie das ehemalige libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi nach der NATO-Bombenkampagne und der Machtübernahme durch marodierende Milizionäre.

Die "Fiesta" mündete, wie zumindest aus zahlreichen Unterlagen der venezolanischen Regierung hervorgeht, in einem weiteren Umsturzplan für die "Freiheit". Im Mai 2014 veröffentlichte Caracas Dokumente, die einen Mordplan gegen den zu dieser Zeit bereits amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro belegen. Demnach habe dabei die radikale Anti-Chavistin María Corina Machado die Strippen gezogen.

Ich denke, es ist an der Zeit, Anstrengungen zu unternehmen, die notwendigen Anrufe zu tätigen und die Finanzierung zu erhalten, um Maduro zu vernichten, und der Rest wird auseinander fallen", schrieb Machado in einer unmissverständlichen E-Mail an den ehemaligen venezolanischen Diplomaten Diego Arria im Jahr 2014.

Wie aus einer geleakten E-Mail Machados hervorgeht, behauptete diese, dass die Umsturzpläne mit dem Segen des US-Botschafters in Kolumbien, Kevin Whitaker, ausgearbeitet wurden.

Ich habe mich bereits entschieden, und dieser Kampf wird weitergehen, bis dieses Regime gestürzt ist und wir unseren Freunden auf der Welt gegenüber liefern. Wenn ich nach San Cristobal fahren und mich der OAS (Organisation der Amerikanischen Staaten) präsentieren würde, hätte ich vor nichts Angst. Kevin Whitaker hat bereits wiederholt seine Unterstützung bestätigt und die weiteren Schritte beschrieben. Wir besitzen ein dickeres Scheckbuch als das des Regimes, um den internationalen Sicherheitsring zu durchbrechen.

Die knietief in den Netzwerken des tiefen Staates watende Venezolanerin Machado gründete im Jahr 2002 die Nichtregierungsorganisation Súmate und wurde im Jahr 2005 vom Kreuzritterpräsidenten im Weißen Haus, George W. Bush, empfangen. Da erscheint es auch wenig erstaunlich, dass die resolute Kämpferin für Recht und Ordnung noch vor der fremdgesteuerten Selbsternennung Guaidós zum Übergangspräsidenten dem US-Senator Marco Rubio im Juni 2018 "für seine kontinuierliche Unterstützung der Venezolaner in deren Kampf für Demokratie und Freiheit" dankte.

Guaidó schwingt sich zum Revolutionär auf

Im Februar 2014 errichtete die Zielgruppe junger Studenten, die als Stoßtruppe für die im Exil lebende Oligarchie fungierten, in ganz Venezuela Barrikaden und verwandelten die von der Opposition kontrollierten Viertel der Wohlhabenden in Festungen – die sogenannten Guarimbas. Es bedarf im Grunde keiner weiteren Erläuterung, dass die gewalttätigen Proteste als spontane Unmutsbekundungen Einzug in den transatlantischen Medienorbit feierten, wenngleich zahlreiche Indizien darauf verweisen, dass im Hintergrund die "Unidad Popular" (siehe Teil 1) über Organisation und Ablauf wachte.

Keiner der Demonstranten an den Universitäten trug das Universitäts-T-Shirts. Sie alle trugen "Voluntad Popular"- oder "Primero Justicia"-T-Shirts. Es mögen Studentengruppen gewesen sein, aber die Studentenräte sind den politischen Oppositionsparteien angeschlossen und ihnen gegenüber verantwortlich", erklärte etwa ein Guarimba-Teilnehmer.

Auf die Frage, wer die Anführer der vermeintlich spontanen Proteste seien, gab der Guarimba-Teilnehmer zu Protokoll:

Nun, wenn ich völlig ehrlich bin, sind diese Jungs jetzt Gesetzgeber.

Etwa 43 von ihnen wurden während der Guarimbas 2014 getötet. Drei Jahre später brachen diese erneut aus. Nicht nur öffentliche Infrastruktur wurde großflächig zerstört, auch 126 Menschen verloren ihr Leben mutmaßlich durch die Hände der neuen "Gesetzgeber" – die meisten untern ihnen Regierungsanhänger. In nicht wenigen Fällen wurden Chavistas und Regierungsanhänger von bewaffneten Banden bei lebendigem Leib verbrannt.

Auch der als neuer Hoffnungsträger aufgebaute Juan Guaidó konnte sich die Guarimbas nicht entgehen lassen. Ganz der unbeugsame Revolutionär, veröffentlichte er sogar ein Video, das ihn mit Schutzhelm und Gasmaske zeigt, umgeben von ebenfalls maskierten und bewaffneten "Demokraten", die sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften geliefert hatten.

Als Rädelsführer der "Generation 2007" (siehe Teil 1) verweist er auf die Evolution der Washington dienlichen Revolutionäre.

Ich erinnere mich an 2007, wir proklamierten 'Studenten!'. Jetzt rufen wir 'Widerstand! Widerstand!'

Stolz scheint der Fantasie-Präsident Venezuelas nicht auf seine erst wenige Jahre zurückliegende spezielle Protestform zu sein, zumindest löschte der transatlantische Demokratie-Champion den entsprechenden Tweet.

Auf dem Höhepunkt der Guarimbas des Jahres 2014 stand Guaido dann während einer Veranstaltung der Parteien Voluntad Popular und Primero Justicia ("Gerechtigkeit zuerst") gemeinsam mit Leopoldo Lopez (siehe Teil 1) auf der Bühne. Während einer langen Hetzrede gegen die Regierung forderte Lopez die Menge auf, zum Büro von Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Díaz zu marschieren. Bald darauf wurde Díaz' Büro von bewaffneten Banden angegriffen. Die Randalierer versuchten anschließend, es niederzubrennen. Díaz verurteilte anschließend das, was sie die Anwendung "geplanter und vorsätzlicher Gewalt" nannte.

Während eines Fernsehauftritts im Jahr 2016 wies Guaidó Todesfälle durch die Guayas genannte Guarimba-Taktik als "Mythos" zurück. Bei den Guayas wird Stahldraht über eine Fahrbahn gespannt, um Motorradfahrer zu verletzen oder zu töten. Purer Zynismus angesichts des Todes unbewaffneter Zivilisten wie Santiago Pedroza und vieler anderer, die durch die perfide Gewaltanwendung enthauptet wurden. Dennoch mochten immer weniger Venezolaner die Voluntad Popular als Ausdruck des eigenen Willens betrachten. Auch der Regierung ging das Treiben zunehmend zu weit, und die Sicherheitsbehörden begannen, gegen die ominösen Freiheitskämpfer vorzugehen – und schürten dadurch zusätzlich das Feuer der Eskalation.

Der "Voluntad Popular" wird zerschlagen

Freddy Guevara, Vizepräsident der Nationalversammlung und zweiter Mann in den Reihen des vermeintlichen "Voluntad Popular", war eine der treibenden Kräfte bei den gewaltsamen Unruhen des Jahres 2017. Angesichts eines Prozesses, um seine Rolle bei der Gewalteskalation zu untersuchen, suchte Guevara Zuflucht in der chilenischen Botschaft – und blieb.

Eine weitere Führungskraft der "Demokratie", Lester Toledo, wurde unter dem Vorwurf der Terrorismusfinanzierung und Mordplänen gegenüber Mitgliedern der venezolanischen Regierung im September 2016 zur Fahndung ausgeschrieben. Bei den Mordkomplotten soll erneut der ehemalige kolumbianische Präsident Álvaro Uribe seine Finger mit im Spiel gehabt haben. Toledo gelang die Flucht, um seither etwa Human Rights Watch, das US-finanzierte Freedom House, das spanische oder EU-Parlament mit Vorträgen zu beehren.

Der Stern der berüchtigten Führungsfigur von Voluntad Popular, Leopoldo López, verglüht derzeit unter Hausarrest, da ihm eine Schlüsselrolle beim Tod von 13 Menschen während der Guarimbas im Jahr 2014 zur Last gelegt wird. Amnesty International war sich nicht zu schade, López als "Gefangenen aus Gewissensgründen" zu bezeichnen, und stufte die Umwandlung der Gefängnisstrafe in Hausarrest als "nicht gut genug" ein. Dies, während Familienangehörige von Guarimba-Opfern eine Petition eingereicht haben, damit weitere Klagen gegen López auf den Weg gebracht werden mögen.

Yon Goicoechea (siehe Teil 1) wurde 2016 von Sicherheitskräften verhaftet. Die venezolanischen Behörden stießen demnach in dessen Wagen auf ein Kilo Sprengstoff. Die New York Times stellte die Meinungsseite zur Verfügung, um es Goicoechea zu ermöglichen, die Anschuldigungen als "erfunden" zurückzuweisen. Seinen Worten ist zu entnehmen, dass er nur wegen seines "Traums von einer demokratischen, vom Kommunismus freien Gesellschaft" inhaftiert worden sei. Im November 2017 wurde er aus der Haft entlassen. Inwieweit es sich dabei um ein Schuldeingeständnis der venezolanischen Regierung oder um ein Zugeständnis an die orchestrierte Kampagne gegen die Regierung handelte, konnte bislang nicht ermittelt werden.

David Smolansky, eine weitere schillernde Figur der "Generation 2007" und im Jahr 2013 zum venezolanischen Bürgermeister im wohlhabenden Vorort El Hatillo gewählt,  wurde ebenfalls verhaftet und zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Auch er soll demnach eine treibende Kraft bei den Guarimbas gewesen sein – und auch ihm gelang mutmaßlich die Flucht. Ohne Bart und mit Sonnenbrille ausgestattet, überquerte er demzufolge als Priester samt Bibel in der Hand und Rosenkranz um den Hals die Grenze nach Brasilien. Von dort aus verschlug es ihn in die USA, wo er ausgerechnet vom Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten Luis Almagro dazu auserkoren wurde, eine Arbeitsgruppe zur venezolanischen Migranten- und Flüchtlingskrise zu leiten. Wir erinnern uns: Es war Luis Almagro, der vor wenigen Wochen der Aufforderung von US-Außenminister Mike Pompeo nachkam und Juan Guaidó ebenfalls als venezolanischen Interimspräsidenten anerkannte, ohne die erforderliche Mehrheit der Mitgliedsstaaten hinter sich zu haben.

Am 26 Juli des laufenden Jahres freute sich Smolansky über ein Wiedersehen mit dem verurteilten Iran-Contra-Verbrecher Elliott Abrams, der trotz seiner blutigen Hände von US-Präsident Trump zum Sondergesandten für Venezuela ernannt wurde. Es war Abrams, der in den 1980er-Jahren den Einsatz von Todesschwadronen in Nicaragua, El Salvador und Guatemala koordinierte. Es ist nicht bekannt, dass sich die übber Maduro derart entsetzt gebenden Regierungen und sogenannten Qualitätsmedien mit zumindest vergleichbarer Empörung auf diese unglaubliche und eindeutige Personalentscheidung in der Causa Venezuela reagiert hätten.

Die Zerschlagung von Voluntad Popular aufgrund der massiven Gewaltanwendung und Destabilisierungskampagne entfremdete weite Teile der venezolanischen Bevölkerung von den zumeist gut situierten Randalierern aus den US-Revolutionslaboratorien von Otpor und CANVAS.

Das "Produkt" Guaidó tritt aus dem Schatten

Guaidó selbst war während des gesamten Zeitraums eine relativ kleine Figur auf dem venezolanischen Schachbrett geblieben, die die meiste Zeit seiner neunjährigen Karriere als stellvertretender Abgeordneter der Nationalversammlung verbrachte. Guaidó, der aus einem der bevölkerungsärmsten Staaten Venezuelas stammt, belegte bei den Parlamentswahlen 2015 mit nur 26 Prozent der abgegebenen Stimmen den zweiten Platz und sicherte sich einen Sitz in der Nationalversammlung.

Der aktuell derart hochgejubelte Guaidó ist vor allem bekannt als Präsident der von der Opposition dominierten Nationalversammlung, allerdings wurde er nie in dieses Amt gewählt. Wie das? Die vier Oppositionsparteien, aus denen sich die Versammlung zusammensetzt, hatten sich darauf geeinigt, eine rotierende Präsidentschaft einzurichten. Voluntad Popular stand in den Startlöchern, aber deren Gründer López stand während des entscheidenden Zeitraums unter Hausarrest. Sein Stellvertreter Guevara hatte ebenfalls die Beine in die Hand genommen und Zuflucht in der chilenischen Botschaft gesucht und gefunden. Eine ebenfalls bis dato gänzlich unbekannte Person names Juan Andrés Mejía wäre der Nächste auf der Liste gewesen, doch er eignete sich nicht für die Vermarktung als Galionsfigur des demokratischen Aufbegehrens. 

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"Es gibt ein Klassenargument, das den Aufstieg Guaidós erklärt", analysiert der bereits im ersten Teil erwähnte venezolanische Experte Sequera und fährt fort:

Mejía ist hochkarätig, hat an einer der teuersten privaten Universitäten Venezuelas studiert und konnte nicht so leicht in der Öffentlichkeit vermarktet werden, wie es Guaidó könnte. Zum einen hat Guaidó ein Mestizo-Äußeres (Mestizo: Europäischer und indigener Abstammung) wie die meisten Venezuelaner und scheint eher ein Mann des Volkes zu sein. Außerdem war er in den Medien nicht überrepräsentiert, sodass er zu so ziemlich allem aufgebaut werden konnte.

Im Dezember 2018 begab sich Guaidó über die venezolanische Grenze und winkteRichtung Washington, Kolumbien und Brasilien, um den Plan für Massenkundgebungen während der Amtseinführung von Präsident Maduro zu koordinieren. In der Nacht vor der Vereidigung Maduros riefen sowohl Vizepräsident Mike Pence als auch die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland Guaidó an, um ihre Unterstützung für das Vorhaben zu bekräftigen.

Eine Woche später schlossen sich Senator Marco Rubio, Senator Rick Scott und das Mitglied des Repräsentantenhauses Mario Diaz-Balart – allesamt Teil der in Florida ansässigen rechten kubanischen Exil-Lobby – Präsident Trump und Vizepräsident Pence im Weißen Haus an. Auf deren Wunsch hin stimmte Trump zu, Guaidó zu unterstützen, wenn er sich zum Präsidenten erklärt.

Außenminister Mike Pompeo besprach sich am 10. Januar persönlich mit Guaidó, zumindest nach Angaben des Wall Street Journal. Als er ihn in einer Pressekonferenz am 25. Januar erwähnte, konnte Pompeo allerdings den Namen des US-Wunschkandidaten Guaidó nicht korrekt aussprechen und bezeichnete ihn US-amerikanisiert als "Juan Guido".

Bis zum 11. Januar wurde Guaidós Wikipedia-Seite 37-mal bearbeitet, was wohl den Kampf wiederspiegelt, das Bild des aufsteigenden Sterns am Demokratie-Firmament zu bereinigen und zu formen. Zu guter Letzt wurde er für eine vertrauensvolle Weltöffentlichkeit zum "umstrittenen" Präsidenten Venezuelas erklärt.

"Guaidó mag eine obskure Figur gewesen sein, aber es liegt nahe zu vermuten, dass gerade die Kombination aus Radikalismus und Opportunismus den Bedürfnissen Washingtons entsprach", sagte ein Mitarbeiter der Trump-Administration über Guaidó.

Dieses interne Stück fehlte. Er war das Stück, das wir brauchten, damit unsere Strategie kohärent und vollständig war", brachte eine Trump-Mitarbeiterin das Phänomen Guaidó auf den Punkt.

"Zum ersten Mal", so der ehemalige US-Botschafter in Venezuela Brownfield in der New York Times, "haben Sie einen Oppositionsführer, der den Streitkräften und der Polizei deutlich signalisiert, dass er sie auf der Seite der Engel und der Guten halten will."

Und um die Herzen und den Verstand von Militär und Polizei zu gewinnen bzw. zu manipulieren, musste Guaidó seine eigene Geschichte bis zur Unkenntlichkeit manipulieren.

Am 21. Januar, zwei Tage, bevor der Putsch ernsthaft begann, hielt Guaidós Frau eine Videoansprache, in der sie das Militär aufforderte, sich gegen Maduro zu erheben. Der Auftritt blieb hölzern, hatte sie doch nach aktuellem Kenntnisstand keine vergleichbare "Ausbildung" wie ihr Mann durchlaufen.

Während Guaidó nun ausharrt, eine militärische Intervention Washingtons nicht ablehnt und womöglich auf weitere Anweisungen wartet, bleibt er das, was er immer war – ein Spielball und Produkt geopolitischer Ambitionen.

Es spielt keine Rolle, ob [Guaidó] (...) abstürzt und verbrennt. Für die Amerikaner ist er entbehrlich", zeigte sich Analyst Sequera überzeugt.

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