Meinung

Chef des Deutschen Journalisten-Verbands blamiert sich beim Verbreiten von Fake News über RT Deutsch

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes Frank Überall behauptet, RT habe "immer wieder Geschichten erfunden". Doch als es darum geht, den Vorwurf zu belegen, zeigt sich der DJV-Chef sehr einsilbig - und setzt sich dann selbst Schachmatt.
Chef des Deutschen Journalisten-Verbands blamiert sich beim Verbreiten von Fake News über RT DeutschQuelle: www.globallookpress.com

von Florian Warweg

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) gilt als der größte journalistische Berufsverband Europas und gibt vor, als Verband und Gewerkschaft die Interessen seiner über 35.000 Mitglieder zu vertreten. Aller Mitglieder? Nein! Denn obwohl auch bei RT Deutsch angestellte Journalisten Mitglieder im DJV sind und brav ihre Beiträge zahlen, ist von Interessenvertretung keine Spur. Geht es um Russland und RT, tickt die DJV-Führungsriege regelmäßig verbal aus und schreckt auch vor dem Einsatz von Lügen und Fake News nicht zurück, wenn es der Diffamierung von RT dienlich scheint.

Jüngstes Beispiel ist die explizite Aufforderung des DJV an die Landesmedienanstalten, RT keine Rundfunklizenz in Deutschland zu erteilen. "Begründet" wird dies mit der Behauptung:

Russia Today hat in der Vergangenheit immer wieder Geschichten erfunden […].

Auf die Aufforderung, Belege für diese Behauptung zu liefern, reagiert der DJV zunächst mit Schweigen und Aussitzen. Doch dann – Trommelwirbel – gibt der DJV-Vorsitzende Prof. Dr. Frank Überall am 14. Januar dem Onlineportal Telepolis ein entlarvendes Interview zum Thema. Auf die Frage von Markus Kompa – "Sie beklagten, Russia Today habe in der Vergangenheit immer wieder Geschichten erfunden. Welche RT Deutsch-Beiträge waren erfundene Geschichten?" – antwortet er:

Nehmen Sie den Fall Lisa, mit dem massiv versucht wurde, Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen.

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Mit dieser Aussage stellt sich Überall allerdings völlig bloß. Denn bereits am 24. Februar 2017 hatte der DJV, damals in Person seines Sprechers Hendrik Zörner, in einem Beitrag auf der offiziellen Webseite des Verbandes dieselbe Lüge verbreitet:

Das ist die Plattform, die das Märchen einer angeblichen Vergewaltigung in die Welt gesetzt und damit diplomatische Verwicklungen ausgelöst hat. Wenn es in Deutschland eine Heimat von Fake News gibt, dann auf diesem Portal. 

Ein veritable Breitseite des DJV gegen RT. Mit einem Schönheitsfehler: Die Vorwürfe hielten schon damals keiner Überprüfung stand. Der Fall Lisa ereignete sich am 11. Januar 2016. Wie üblich bei unklaren Fällen, entschied sich die RT-Deutsch-Redaktion bewusst dazu, die unübersichtliche Informationslage zu studieren und das Thema zu recherchieren und gegenzuprüfen. Mit der Konsequenz, dass RT Deutsch am 23. Januar 2016 erstmals über den Fall berichtete. Also ganze 12 Tage nach dem Vorfall und zu einem Zeitpunkt, als bereits der gesamte deutsche Mainstream das Thema aufgegriffen hatte.

Mit einer einfachen Recherche über die Suchfunktion von RT Deutsch, die Hendrick Zörner keine fünf Minuten gekostet hätte, wäre es ihm möglich gewesen, zu erkennen, dass seine Aussage, RT hätte das Thema Lisa in die Welt gesetzt, keine faktische Grundlage hat.

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Dass musste auch zähneknirschend der DJV-Sprecher einräumen und erklärte ganz offen: "Ich hatte das nicht nachgeprüft." Nach einer Woche des Schweigens, Löschens und Aussitzens fand sich dann folgende Anmerkung unter dem Beitrag:

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Blogbeitrags war behauptet worden, RT Deutsch habe 'das Märchen einer angeblichen Vergewaltigung in die Welt gesetzt und damit diplomatische Verwicklungen ausgelöst'. Diese Behauptung ist falsch. Ich bitte diesen Fehler zu entschuldigen.

Doch damit nicht genug. Es war der DJV-Chef Prof. Dr. Frank Überall höchstpersönlich, welcher am 2. März 2017 eine offizielle Richtigstellung, gezeichnet mit seinem Namen, veröffentlichte:

Richtig ist: Die Urheberschaft am Fall Lisa liegt nicht bei RT Deutsch! Das zu behaupten, war ein Fehler, für den wir um Entschuldigung bitten. Die Leser des DJV-Blogs dürfen zu Recht die Sorgfalt erwarten, die zu den Grundlagen des Journalismus gehört.

Norbert Häring, Wirtschaftsjournalist und unter anderem für das Handelsblatt tätig, erklärte aufgrund des Vorgehens seinen Austritt aus dem DJV und kommentierte:

Wenn aber der Pressesprecher meines Journalistenverbandes meint, neben grenzwertigen Verunglimpfungen ein Medium und alle, die mit ihm reden, auch noch mit Falschbehauptungen verleumden zu dürfen, dann empfinde ich das als unerträglich. Das ist zu weit weg von meinem Verständnis von Journalismus.

Neben Häring zogen damals auch noch weitere Mitglieder des DJV nach dem Fake-News-Vorfall Konsequenzen und kündigten ihre Mitgliedschaft.

Journalistische Bankrotterklärung: Mit russischen Medien spricht man nicht

Abschließend bleibt die Frage: Was treibt und motiviert den Vorsitzenden des größten Journalistenverbandes Europas trotz dieser eklatanten Vorgeschichte, via Pressemitteilung und Sozialen Medien bundesweit qua seines Amtes 2019 erneut zu verkünden, "RT hat in der Vergangenheit immer wieder Geschichten erfunden", und dann auf Nachfrage auf den Fall Lisa zu verweisen, ein Vorwurf gegen RT, von welchem er sehr genau weiß, dass es sich dabei um reine Fake News handelt, für welche er sich in einer hochpeinlichen Richtigstellung bereits zwei Jahre zuvor öffentlich entschuldigen musste?

Einen Hinweis auf die Hintergründe und vor allem Abgründe für dieses Agieren gibt die jüngste Reaktion der DJV-Pressestelle auf eine Anfrage der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti, in welchem diese den DJV um eine Stellungnahme zur Affäre um den Spiegel-Redakteur Claas Relotius bat. Die Antwort des DJV spottet jedem Verständnis von Pressefreiheit, journalistischer Tätigkeit per se und vor allem der im eigenen Grundsatzprogramm betonten Überparteilichkeit:

Die Pressestelle des DJV gibt grundsätzlich russischen Medien keine Stellungnahmen, keine Interviews. Den russischen Medien generell nicht.

Da erübrigt sich wirklich jeder weitere Kommentar.

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