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Nach Söldnerfiasko in Venezuela: Betretenes Schweigen der USA auf Maduros Anfragen

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro stellte fest, dass Washington nach dem vereitelten Einfall von US-Söldnern in sein Land alle Kontakte zu Caracas abgebrochen zu haben scheint. Auf seine Anfragen bezüglich der Söldneraktion reagierte Washington bislang nicht.
Nach Söldnerfiasko in Venezuela: Betretenes Schweigen der USA auf Maduros AnfragenQuelle: AFP © AFP PHOTO / VENEZUELA'S PRESIDENCY / MARCELO GARCIA

Maduro merkte in einem Interview mit dem uruguayischen Journalisten Jorge Gestoso am Donnerstagabend an, dass es immer Kommunikationskanäle zwischen Caracas und Washington gegeben habe, selbst als die Beziehungen ihren Tiefpunkt erreichten. Doch nun, stellte er fest, seien die USA seit der vereitelten Entführung am 3. Mai völlig stumm geworden. Bei der Aktion drang ein Söldnertrupp von Kolumbien aus in venezolanisches Staatsgebiet ein, geriet aber in einen Hinterhalt der venezolanischen Sicherheitskräfte. 23 Söldner wurden laut Caracas verhaftet, zwei davon aus den USA, acht einheimische bewaffnete Regierungsgegner wurden getötet.

"Sie antworten nicht per WhatsApp, auch nicht per Telefon – sie schweigen", beschreibt der Staatschef der Bolivarischen Republik das Verhalten der US-Kollegen. "Wir hatten drei Kommunikationskanäle mit drei Beamten der Trump-Regierung und haben Nachrichten an sie geschickt – aber keine Antwort erhalten".

Es kann nicht angehen, dass die USA nach 48 Stunden uns immer noch kein Wort zum von ihnen gegen Venezuela geführten Söldnerangriff gesagt haben.

Maduro machte den frisch ernannten Botschafter James Story – den ersten formellen US-Gesandten in Venezuela seit etwa zehn Jahren – und andere hochrangige US-Regierungsbeamte persönlich für die am vergangenen Wochenende versuchte Entführung verantwortlich. Am Mittwoch zum "außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter" ernannt, war Story zuvor der Interimsgeschäftsführer der venezolanischen Abteilung der US-Botschaft in Kolumbien. Dort wird er nun auch in seiner neuen Rolle weiterarbeiten.

Maduro warf der kolumbianischen Regierung auch früher schon häufig Verschwörungen mit Washington zwecks Staatssturz in Venezuela vor. Nun deutete er an, dass die Regierung von Iván Duque möglicherweise auch an dieser abgewehrten Entführungsmission beteiligt war.

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"James Story steckt bei diesem bewaffneten Überfall vom Kopf bis Fuß mittendrin", erklärte Venezuelas Staatschef. Dafür werden bald, so Maduro, mit zuvor geheimen Dokumenten Beweise geliefert. Ebenfalls wird dann auch gezeigt, dass US-Präsident Donald Trump die "verdeckte Operation persönlich angeordnet" hat, fügte er hinzu.

Bei dieser Gelegenheit ließ Maduro auch an US-Außenminister Mike Pompeo und dem US-Sondergesandten für Venezuela Elliott Abrams kein gutes Haar und machte sich über ihre von ihm angedeutete Rolle bei dem Söldnerangriff lustig:

Was tun Mike Pompeo und Donald Trump da bloß? Wieder einmal belohnen sie die Unfähigkeit und belohnen die Versager! Denn James Story, Elliott Abrams und Mike Pompeo sind für dieses Scheitern verantwortlich.

US-Präsident Trump äußerte sich bisher kaum zu der Operation. Am Dienstag erklärte er lediglich Journalisten, seine Regierung sei über den Vorfall informiert, bestand jedoch gleichzeitig darauf, dieser habe "nichts mit unserer Regierung zu tun".

Jordan Goudreau, ein ehemaliger U.S. Green Beret, der die in Florida ansässige private Sicherheitsfirma Silvercorp USA leitet, beanspruchte die Lorbeeren – oder sollte man lieber sagen, die Narrenkappe? – für diese Mission für sich: Er behauptete, die beiden in den Hinterhalt geratenen und gefangen genommenen US-Amerikaner seien seine Mitarbeiter gewesen. Einer von ihnen, Luke Denman, erschien am Mittwoch im venezolanischen Staatsfernsehen bei einem öffentlichen Verhör.

Denman sagte aus, der Auftrag habe gelautet, einen Flugplatz in Caracas zu überfallen und von dort aus Maduro in die USA zu transportieren. Dort werde unter dem Vorwurf des "Narco-Terrorismus" nach ihm gefahndet. Firmenchef Goudreau behauptet jedoch, Washington habe keine Rolle bei der Mission gespielt. Vielmehr habe er sie auf eigene Faust in Auftrag gegeben, nachdem sein Geschäft mit dem venezolanischen Oppositionsvertreter Juan Guaidó gescheitert sei.

Am frühen Donnerstag gab der venezolanische Kommunikationsminister Jorge Rodríguez bekannt, dass seit der Razzia insgesamt 23 Söldner verhaftet wurden – einschließlich der beiden US-Bürger. Mit deren Aussagen, warnte Rodríguez, wird es für die Trump-Regierung "sehr schwierig", sich der Verantwortung für den Entführungsversuch zu entziehen. Trumps Gegner aus der Demokratischen Partei begannen ebenfalls, auf Antworten bezüglich jeglicher möglichen Beteiligung der USA daran zu pochen, bemerkte er.

Guaidó seinerseits bestritt zuvor, auf irgendeine Weise mit Silvercorp USA zu tun zu haben. Allerdings wurde eine Teilkopie des Vertrages, den Goudreau mit dem Oppositionsfunktionär unterzeichnet haben soll, online in Umlauf gebracht. Die Washington Post erklärt, inzwischen das vollständige 41-seitige Dokument von der venezolanischen Opposition selbst erhalten zu haben – und darin wird Guaidó eindeutig als "Oberbefehlshaber" der Operation aufgeführt. Guaidós Unterschrift erscheint nicht auf dem vollständigen Vertrag, aber dafür unterzeichnete er offenbar ein kürzeres sogenanntes "Dienstabkommen" mit Goudreau, das ebenfalls durchsickerte und veröffentlicht wurde.

Das Auswärtige Amt Russlands, seit längerer Zeit einer der wichtigen Partner Venezuelas, verurteilte den abgewehrten Entführungsversuch aufs Schärfste. Dem Dementi der Regierung in Washington sei kein Glauben zu schenken, besagt eine offizielle Erklärung:

Die Tat der Söldner verdient bedingungslose und entschlossene Ablehnung. Besonders jetzt, da alle Länder – und Venezuela stellt hier keine Ausnahme dar – mit der globalen erbarmungslosen Bedrohung der Coronavirus-Pandemie konfrontiert sind, deren Bekämpfung es erfordert, die Bemühungen aller zu vereinigen.

[...] Die Behauptungen Washingtons, die "US-Regierung habe nichts damit zu tun, was in Venezuela in den letzten Tagen passierte", hören sich alles andere als überzeugend an.

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