Wirtschaft

Chinas Embargo auf US-Agrarprodukte schadet US-Landwirten und gefährdet Trumps Wiederwahl

Der Verlust Chinas als viertgrößter Markt für US-Agrarexporte hat den ohnehin schon geschwächten Wirtschaftszweig in Gefahr weiterer Verluste gebracht, warnen Experten. Bereits gezahlte und versprochene Hilfen vonseiten der US-Regierung helfen nicht.
Chinas Embargo auf US-Agrarprodukte schadet US-Landwirten und gefährdet Trumps WiederwahlQuelle: Reuters

Chinesische Unternehmen haben den Kauf von US-Agrarprodukten eingestellt. Das teilte das chinesische Handelsministerium am Montag mit. Die Agrarexporte der USA stellen keinen entscheidenden Anteil am jährlichen BIP der Vereinigten Staaten von 20 Billionen US-Dollar dar, doch galt China bis vor kurzem nach Kanada, Mexiko und Japan als der viertgrößte Absatzmarkt.

Insgesamt entfielen im Jahr 2018 laut der US-Statistikbehörde 5,9 Milliarden US-Dollar auf China. Der Verlust des Reiches der Mitte als Exportmarkt wird bereits als ein Schlag mit schwerwiegenden Folgen für die US-Landwirtschaft angesehen. Patty Judge, ehemalige Vizegouverneurin des US-Bundesstaates Iowa und ehemalige Wirtschaftsministerin von Iowa, betonte gegenüber CNBC:

Es wird einige schwerwiegende Folgen für die Landwirte haben.

Sie fügte hinzu, dass der Verlust Chinas als Handelspartner eine "gefährliche Situation" für die US-Landwirtschaft schaffe, die bereits seit Beginn des Handelskrieges zwischen Peking und Washington vor über einem Jahr leidet.

Die Schätzungen der Lobbyorganisation American Farm Bureau Association liegen noch höher. Dort heißt es, dass China im letzten Jahr US-Agrarprodukte im Wert von 9,1 Milliarden US-Dollar importierte – hauptsächlich Sojabohnen, Milchprodukte, Weizen, Baumwolle, Hirse und Schweinefleisch. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 lag der Gesamtwert der nach China exportierten Agrarprodukte bei fast 19,5 Milliarden US-Dollar.

Der weltweit führende Käufer von Sojabohnen hat im Juli letzten Jahres als Reaktion auf die US-Zölle auf chinesische Waren einen 25-prozentigen Zoll auf US-Sojabohnen erhoben. China hat rund 14,3 Millionen Tonnen der US-amerikanischen Sojabohnenernte der letzten Saison gekauft. Das ist die seit 16 Jahren niedrigste Menge, verglichen mit 32,9 Millionen Tonnen im Jahr 2017.

Um die Verluste auszugleichen, hat die Trump-Regierung den Landwirten seit dem Jahr 2018 fast 28 Milliarden US-Dollar an Finanzhilfen gewährt, davon machten 8,6 Milliarden US-Dollar Direktzahlungen an die Landwirte aus. Das jüngste Hilfspaket der US-Regierung von bis zu 16 Milliarden US-Dollar wurde im Juli geschnürt, wobei die ersten Zahlungen voraussichtlich von Mitte bis Ende August beginnen sollen. Judge behauptet jedoch, dass Kleinbauern nichts von diesem Geld sehen werden, und gleichzeitig "einen fairen Gewinn auf dem Markt und nicht durch ein Regierungsprogramm erzielen" wollen.

Pat Westhoff, Direktor am Food and Agricultural Policy Research Institute an der Universität von Missouri, schätzt, dass die Sojapreise seit Juli letzten Jahres bereits um neun Prozent gefallen sind. Er sagte gegenüber CNBC:

Die Verkäufe waren in diesem Erntejahr aufgrund der bestehenden Zölle bereits niedriger. China komplett vom Markt zu nehmen, wäre eine sehr große Sache.

Neben Agrarprodukten kann der Verlust Chinas als Exportmarkt auch das Bruttoinlandsprodukt der USA schädigen und Unternehmen wie John Deere und Caterpillar, deren Geschäft direkt von der Landwirtschaft abhängt, schwere Verluste bescheren. Zum Beispiel fielen die Aktien der in Illinois ansässigen John Deere am Montag um 4,8 Prozent.

Chinas Ausstieg aus dem US-Landwirtschaftsmarkt erfolgte als Reaktion auf den neuen zehnprozentigen Zoll auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar, der letzte Woche von US-Präsident Donald Trump angekündigt wurde und ab dem 1. September in Kraft tritt. Diese Bedrohung wird von Peking als "schwerer Verstoß" gegen das Handelsabkommen angesehen, das Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping Anfang dieses Sommers geschlossen haben.

Versprechungen über große Einkäufe von Agrarprodukten durch China waren das Schlüsselelement eines möglichen Handelsabkommens zwischen den beiden Staaten, ebenso wie von Trumps Ziel, die agrarstarken US-Staaten für sich zu gewinnen; diese sind für seine Wiederwahl im Jahr 2020 entscheidend.

In einem scheinbaren Versuch, die Wähler zu beruhigen, schrieb Trump am Dienstag in einem Tweet, dass die "großen US-amerikanischen Bauern wissen, dass China ihnen nicht schaden kann", da "ihr Präsident hinter ihnen steht und getan hat, was kein anderer US-Präsident tun würde". Außerdem signalisierte er die Möglichkeit weiterer Hilfen für die US-amerikanischen Bauern, wenn nötig.

Experten sagen, es sei kein Zufall ist, dass der Agrarsektor im Handelskrieg mit den USA zu Chinas neuester "Waffe der Wahl" wurde, da dies sowohl das BIP der USA als auch die Unternehmen in der Landwirtschaft, die oft zu republikanischen Geldgebern gehören, schädigt. John Rutledge, Chief Investment Officer des globalen Investors Safanad, betonte:

Offensichtlich war das eine Vergeltungsmaßnahme. Es ist ein zu ernster Bereich, der ins Visier geraten ist.

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