Nordamerika

Justizskandal: US-Serie macht auf Trumps Forderung nach Todesstrafe aufmerksam

Die US-Serie "When they see us" befasst sich mit einem Justizskandal aus dem Jahr 1989. Zu Unrecht wurden fünf afroamerikanische Jugendliche für die Vergewaltigung einer weißen Joggerin im Central Park verurteilt. Seinerzeit schaltete Trump Anzeigen, in denen er die Todesstrafe forderte.
Justizskandal: US-Serie macht auf Trumps Forderung nach Todesstrafe aufmerksamQuelle: Reuters © Mike Segar MS/HB

Die Netflix-Serie "When they see us" der US-Regisseurin Ava DuVernay basiert auf einer wahren Geschichte. Fünf Jugendliche aus Harlem wurden unschuldig für die Vergewaltigung und den versuchten Mord an einer Joggerin im Central Park am 19. April 1989 verurteilt. Vier der fünf afroamerikanischen und hispanischstämmigen Jugendlichen, Korey Wise, Kevin Richardson, Antron McCray, Yusef Salaam und Raymond Santana, waren an besagtem Abend im Central Park, als die Bankerin Trisha Meili vergewaltigt und schwer verletzt wurde.

Die Polizei eilte gegen 21 Uhr am Abend in den Central Park, da es Berichte über Belästigungen von Parkbesuchern durch Jugendliche gab. Insgesamt 33 Jugendliche wurden verhört. Um 1:30 Uhr entdeckten schließlich zwei Bauarbeiter während eines Spaziergangs durch den Park die schwer verletzte Joggerin. 

Der Zuschauer wird zu einem passiven Betrachter der Gewalt und Ungerechtigkeit der New Yorker Polizei gegenüber den Jugendlichen. Die unwissenden Eltern der Minderjährigen aus einfachen Verhältnissen wurden zu Opfern der Justiz. Sie glaubten den Polizisten, dass ihre Schützlinge, falls sie ein falsches Geständnis ablegen, bald wieder nach Hause dürften. Linda Fairstein, Staatsanwältin des Bezirk Manhattans, war schnell von der Unschuld der Jugendlichen überzeugt und kämpfte dafür, den Fall lösen zu können. Fairstein erlangte außerdem durch ihre Kriminalromane an Bekanntheit. Auch ihre Assistentin Elizabeth Lederer zweifelte an der Verurteilung. 

Ohne Beweise zogen die Medien mit und verurteilten die Jugendlichen. Am 29. Mai 1989 schrieb die Times:

Eine 28-jährige Investmentbankerin, die durch den Central Park joggte, wurde von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen. Sie traten sie, schlugen mit einem Rohr auf ihren Kopf ein und vergewaltigten sie. Die Teenager, die aus Ostharlem stammten, wurden rasch verhaftet. 

Antron McCray war bei seiner Verhaftung erst 15 Jahre alt. Er verbrachte zehn Jahre hinter Gittern. Kevin Richardson war zum Zeitpunkt seiner Verhaftung 14 Jahre alt und war fünfeinhalb Jahre in Jugendhaft. Yusef Salaam war seinerzeit 15 Jahre alt, verbrachte sechs Jahre und acht Monate in Haft. Raymond Santana war 14 Jahre alt.

Korey Wise wollte seinen Freund Yusef Salaam unterstützen und begleitete ihn zur Wache. Die Polizisten entschieden sich jedoch dazu, auch Korey zu verhören. Da er bereits 16 Jahre alt war, wurde er ohne die Anwesenheit eines erwachsenen Angehörigen vernommen. Er litt an Hör- und Lernschwierigkeiten und wurde zu einem leichten Opfer der Ermittler. 12 Jahre verbrachte er als einziger der fünf Jugendlichen in einer Haftanstalt. Dort wurde er Opfer von Misshandlungen durch Insassen und das Haftpersonal. Zeitweise saß er in Einzelhaft. 

Die Falschaussagen wurden auf Video festgehalten. Vor Gericht kämpften die Angeklagten mit ihren Anwälten für die Wahrheit. Einen Deal mit dem Gericht im Gegenzug für ein Geständnis lehnten sie ab. Vier kamen in Jugendhaft, der Fünfte in eine Strafanstalt für Erwachsene. Am Tatort selbst konnten keine Hinweise gefunden werden, dass einer der "Central Park Five" an der Vergewaltigung beteiligt gewesen sei. 

Die Joggerin selbst konnte sich an den Überfall nicht erinnern. Vor Gericht erscheint in der Serie eine gebrochene Frau mit sichtbaren physischen und seelischen Schäden.

Der Kriminalbeamte Michael Sheehan, in der Serie als skrupelloser und brutaler Polizist dargestellt, sagte dem New York Magazine im Jahre 2002: 

Das ganze Zeug über Nötigung nervt mich wirklich. Glauben Sie wirklich, dass wir – Detektive mit mehr als zwanzig Jahren Berufserfahrung, Familienväter mit Pensionen – all das riskieren würden, damit wir einem 15-jährigen Kind Worte in den Mund legen können? Auf keinen Fall. 

Das Opfer hielt seine Identität für 14 Jahre geheim. Ihre Karriere als Bankerin beendete Trisha Meili nach dem Attentat und widmete sich stattdessen anderen Opfern sexueller Gewalt. Sie kann sich bis heute nicht an die Tat erinnern, gegenüber den amerikanischen ABC News jedoch äußerte sie Zweifel daran, dass Reyes die Tat allein begangen habe. 

Während seiner Haft traf Korey Wise auf den echten Täter Matias Reyes, einen Serien-Vergewaltiger und Mörder. Dieser gestand schließlich. DNA-Tests bewiesen dessen Schuld. 2002 wurden die Urteile gegen die "Central Park Five" aufgehoben und ihnen eine Entschädigung von 41 Millionen Dollar zugesprochen. 

US-Präsident Donald Trump, seinerzeit Medienmogul, schaltete seitenweise Anzeigen, in denen er die Todesstrafe forderte: "Bringt die Todesstrafe zurück. Bringt unsere Polizei zurück", hieß es darin. Auch während seiner Präsidentschaftskampagne im Oktober 2016 war Trump weiterhin von deren Schuld überzeugt: 

Sie haben zugegeben, dass sie schuldig sind. 

Die Entschädigungszahlungen bezeichnete Trump als Schande. 

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