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Über die Russenpeitsche, die byzantinische Finsternis und das Rätsel der russischen Seele – Teil 1

Zwischen Russophilie und Russophobie – das Bild von "Russland" und "dem Russen" hat eine lange Geschichte. In einem vierteiligen Essay zeichnet RT Deutsch die Geschichte des Russlandbildes im Westen nach. Teil 1 blickt zunächst auf das neue Russland-Feinbild.
Über die Russenpeitsche, die byzantinische Finsternis und das Rätsel der russischen Seele – Teil 1Quelle: www.globallookpress.com

von Günther Hirsch

Weitere Teile dieser Serie:

Teil II – Russland als Alter-Ego des Westens

Teil III – Russlands blutige Geschichte und das Erbe des Römischen Weltreichs

Teil IV – Moskau als "Drittes Rom" und Putin als Synonym für Russland

Teil I – Das neue Russland-Feindbild

Der WDR präsentierte anlässlich der Fußball-WM 2018, zu der Verteidigungsministerin von der Leyen "schießendes Personal" schicken wollte, vier Folgen kurzer filmischer Anleitungen mit dem Titel "Do It Yourself: Russe sein - unser Bootcamp für ein authentisches Russland-Feeling mit unserer Lieblingsrussin Katja".

"Der Russe an sich tickt ein bisschen anders als der Deutsche. Lachen? Freundlich schauen? Forget it! In Russland wird das Resting Bitch Face noch in vollendeter Form gepflegt. (…) Wie ist das nun wirklich mit dem Wodka? (…) Und wie schmiere ich Polizisten richtig? Damit nicht allzu viele Touristen in Russland Probleme bekommen, erklärt unser Format 'Do It Yourself: Russe sein', wie man sich wie ein richtiger Russe benimmt." Schreibt der Sender auf seiner Homepage. Präsentiert werden dem Zuschauer kurze Clips in den Falschfarben der 1980er-Jahre Amateur-Videos von der "Lieblingsrussin Katja" mit schlecht sitzender 1980er-Jahre-Lockenfrisur und in ätzendem Ton. "Heute lernen wir, wie man in Russland richtig schmiert." Oder es geht um die Economy Class im Flugzeug mit Stehplätzen und "was auf die Fresse" von russischen Stewardessen-Dominas, Schmiergeld an jedem Schalter und immer irgendwas mit Wodka. Das alles schlecht gemimt, in ungelenkem Russen-Sprech, alle ein bisschen blöd und misslaunig: Das ist Russland beim WDR. Das sind xenophobe Töne, wie man sie wohl kaum gegenüber einem anderen Weltmeisterschafts-Gastgeberland anschlagen würde. Hat das nun alles mit Putin, der Krim, dem Donbass und Syrien zu tun, oder gar mit Homophobie?

Diese Art blasierter Berichterstattung begann schon vor der Ukraine-Krise, 2014, bei den XXII. Olympischen Winterspielen in Sotschi: "Wo war Stalin?", fragte Anne Gellinek anlässlich der Olympia-Eröffnungsfeierlichkeiten, bei der die Veranstalter eine künstlerisch dargebotene Zeitreise durch die eigene Geschichte und Kultur präsentierten, von Borodin, Tolstoi, Rodtschenko bis Malewitsch, nur eben Stalin kam darin nicht vor. Die dunkle Seite ihrer Geschichte hätten die Russen ausgespart, meinte Gellinek. Wo war Hitler bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele in München 1972, könnte man fragen. Wo war Vietnam bei der Winterolympiade in Salt Lake City im Jahr 2002? Wo, apropos Homophobie, Piktogramme in den Hotelkorridoren und Mannschaftsunterkünften, die auf die im Bundesstaat Utah verbotenen Sexualpraktiken hinwiesen.

Das neue Russland-Feindbild wurde bereits Ende der 1990er-Jahre wieder aktuell, als der Westen etwas voreilig das Ende der Geschichte ausrief und gleich darauf bemerkte, dass dann ja seine gewaltigen Waffenarsenale überflüssig würden, und das Bündnis in eine tiefe Sinnkrise verfiel. Ein neues, am besten altes Feindbild musste wieder aufgeputzt werden. Der Kalte Krieg durfte nicht zu Ende sein, denn er ist quasi die Geschäftsgrundlage für Amerika als "einzige Weltmacht" an der Spitze der geopolitischen Nahrungskette.

Vorbei waren dann sehr bald auch in deutschen Medien die Zeiten verträumter Russland-Reportagen von Klaus Bednarz, Gerd Ruge oder Fritz Pleitgen vom "Stillen Don" oder "Rund um den Baikalsee", unterlegt mit Musik in sehr elegischer, von innen stöhnender Tonart, wie Tschaikowskis 6. Sinfonie, seiner letzten. Schluss mit der Russlandsentimentalität, die den Deutschen aber nicht so gänzlich auszutreiben war. "Euch stehen ja schon die Tränen in den Augen, wenn ihr einen Dokumentarfilm über Sibirien seht", habe ich mal irgendwo die Äußerung eines Briten gelesen. Und so erklärte Claus Kleber die Verbundenheit Deutscher zu Russen auch als einen irrationalen Akt: Etwas zerknirscht sagte er am 7. Juni 2018 im heute-journal, nachdem er alle geläufigen Elemente russischer Freveleien aufgezählt hatte: "Und trotzdem gibt es in Deutschland ungebrochen ein Gefühl der Verbundenheit mit Russland, das nicht restlos mit Logik zu erklären ist."

In der Ukraine ist man da schon etwas unbefangener von gewissen Befindlichkeiten, wenn es um die Darstellung des finsteren, barbarischen und animalischen Russen geht.

Eine in Kiew eröffnete Ausstellung warnt: "Vorsicht, Russen!" Nach der Idee der Künstler sollte sie das "ganze widerliche Wesen des russischen Volkes" darstellen. Das Kiewer Zentrum für zeitgenössische Kunst veranstaltete im April 2014 die Präsentation als "Interaktive Installation", in der Russen wie Tiere dargestellt und in Käfigen präsentiert wurden. Die "Russen-Darsteller" waren in Drahtverhaue gepfercht, hatten die Rollen heruntergekommener Bettler und Alkoholiker zu mimen: sich im Dreck suhlend, Wodka aus Flaschen saufend und grölend schwenkten sie die russische Trikolore vor fratzenhaften Porträts von Putin, den der ukrainische Außenminister nicht gerade sehr chefdiplomatisch ein "Schwanzgesicht" nannte. An den Käfigen waren Tafeln befestigt mit Aufschriften wie: "Bitte nicht füttern" oder "nicht zu nah herantreten". Veranstalter dieser Aktion war eine "ukrainische Kulturfront" von Künstlern und Maidan-Aktivisten. Das Ganze erinnerte an bekannte Untermenschen-Propaganda aus den Zeiten des Völkischen Beobachters. Die gruseligen Bilder dieser Ausstellung sind hier zu besichtigen.

Dass man Russen wie Tiere darstellt, ist in der Ukraine nicht ungewöhnlich. Der Poroschenko-Berater Juri Luzenko nannte sie "Affen mit Handgranaten". In Verhöhnung des schwarz-orangenen Sankt Georgs-Bandes nennt man sie wahlweise auch Kartoffelkäfer. Arsenij Jazenjuk, ehemals Ministerpräsident, nannte sie auf seiner Web-Seite "subhumans" (Untermenschen) was er nach westlichen Einwänden in "unhumans" abänderte. Und Julia Timoschenko maulte in ihrem berühmt gewordenen, abgefangenen Telefonat aus der Charité über die "verdammten russischen Hunde", die kaltgemacht werden müssten. Im November 2016 erklärte der ukrainische Kultusminister Jewgeni Nischuk in einer Fernseh-Talkshow, bestimmte Gebiete in der Zentral- und Ost-Ukraine seien "genetisch unrein". Im ukrainischen Fernsehsender Hromadske.TV, der direkt von den USA und den Niederlanden finanziert wird, erklärte schon zwei Jahre vorher Bogdan Butkewitsch, ein Journalist der Ukrainischen Woche, wie dumm, primitiv und unnütz die Menschen in der Ostukraine seien. Zumindest 1,5 Millionen seien dort total überflüssig. Es gäbe dort eine Kategorie von Menschen, die getötet werden müssten, sie seien einfach zu nichts zu gebrauchen.

Für die Heinrich-Böll-Stiftung sind solche Ideen in der Ukraine jedoch nur "eine Art romantischer Nationalismus", also halb so schlimm.

Die Typisierung "des Russen"

In einer von Radio Liberty ausgestrahlten Sendung des Radio Donbass im Februar 2017 konfrontierte ein Experte und PR-Berater namens Alexej Kowzun die Zuhörer mit der Frage, ob diese bereit seien, "Ruskanaken zu erstechen". "Seid ihr bereit - es klingt natürlich furchtbar, aber ich kann es mir erlauben, ich bin ein Medienschaffender, die Provokationen sind uns eigen -, seid ihr bereit, die Ruskanaken zu schlachten? Nicht Putin. Seid ihr bereit, einen Russen zu erstechen? (…) Antwortet auf diese Frage, und es wird leichter und einfacher für euch."

Auch James R. Clapper macht in seiner Analyse, die rhetorisch etwas elliptisch und stockend ausfällt, am russischen Wesen eine signifikante biologische Andersartigkeit aus und erklärte, der Russe sei zu Aggressivität genetisch prädestiniert: "Wenn man (…) die historischen Methoden der Russen in Betracht zieht, die typischerweise nahezu genetisch dazu getrieben sind, zu führen, vorzudringen, sich Zuwachs zu erarbeiten, was auch immer - was typische russische Techniken sind ..." Dies meint nun ausgerechnet der langjährige nationale Geheimdienstdirektor und Koordinator aller 17 Nachrichtendienste der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Typisierung "des Russen" mit ihren über Jahrhunderte etablierten, negativen Assoziationen seines barbarischen, unterzivilisierten, vormodernen, animalischen Wesens, seiner Despoten- und Sklavennatur, beherrscht nun seit fast 20 Jahren wieder regelmäßig den Subtext und manchmal auch die Schlagzeilen unserer medialen Welt. Dabei sind talentierte Federn auch kreativ genug, ressentimentgeladene Begriffe und Hochleistungsmetaphern wie z.B. die "Russenpeitsche" einfach aus dem Nichts zu erfinden.

Heike Vowunkel fragt in der Welt am 27. Februar 2018, woher der Begriff plötzlich komme, den es vor einem Jahr noch gar nicht gab. "Es gibt ihn noch nicht so lange, doch inzwischen benutzen ihn viele – und das wird kritisiert. Der Begriff 'Russenpeitsche' sei zu boulevardesk, heißt es. Dabei verwendet ihn sogar der Deutsche Wetterdienst."

Sprachlich abgestimmt, wurde er von allen Großmedien für den Wintereinbruch des Februars 2018 übernommen. Wetter.net hat den Begriff kreiert, der keinesfalls aus dem Vokabular der Meteorologen stammt. "Ein nettes Wortspiel, das auch gerne aufgegriffen wurde", schreibt wetter.de auf seiner Facebook-Seite. Schnell war der Begriff in aller Munde, wie etwa beim Berliner Kurier am 1. Februar 2018: "Die Russenpeitsche schlägt wieder zu!" Und alle großen Blätter übernahmen ihn umgehend mit Begeisterung.

Und doch kam die Russophobie nicht wie eine plötzliche Gehirnwäsche über das Land. Sie erweckte nur schlafende Mythen und bediente sich dabei im imaginären Depot der seit dem frühen Mittelalter archivierten Ideen vom primitiven, martialischen und unheimlichen Osten jenseits der Masuren und Karpaten. Während aber dem edlen Wilden anderer ferner, unergründlicher Länder und Kulturen eher die romantisierten Sympathien kosmopolitischer westlicher Geister zufallen, ist dies beim byzantinisch-finsteren Russen anders. Er trägt jenes durch seinen schismatischen Sündenfall abgespaltene Alter Ego des Westens in sich. Das finstere Spiegelbild unserer eigenen Kultur, auf das diese zurückblickt bis in die Zeiten des Niedergangs des Westlichen Reiches um das Jahr 480, während das Byzantinische Reich noch weitere tausend Jahre intakt blieb und im Westen das Bild des Ketzers und Häretikers begründete.

Geistesgeschichtliche Ursachen tradierter Russophobie

Die heutigen geopolitischen Motive des Russland-Feindbildes sind durch George Friedmans Äußerung, denen zufolge Amerika seit 100 Jahren mit aller Kraft versuche, eine Vereinigung deutscher Technologie mit russischen Ressourcen zu verhindern, und Zbigniew Brzezińskis 1.000-jährigen Fantasien von der Beherrschung der Eurasischen Landmasse hinlänglich bekannt, sodass ein weiteres Mal darauf einzugehen an dieser Stelle unnötig wäre. Die Schilderung der machtpolitischen Interessenlage für die immer wieder geschürten Feindseligkeiten gegen Russland beschriebe auch nur die geopolitischen Absichten und nicht die geistesgeschichtlichen Ursachen der tradierten Russophobie. Ich rede deshalb hier auch nicht über alle möglichen Teufeleien, welche man dem aktuellen russischen Präsidenten nachsagt, denn hinter dieser Personifizierung versteckt sich selbstredend ein viel größeres Feindbild, wie man den dabei verwendeten Stereotypen unschwer ansehen kann. Das diese Ressentiments gegen das Russische nach dem Ende des Kalten Krieges so leicht wiederbelebt werden konnten, verweist auf ihre tief verzweigten Wurzeln im westlichen Bewusstsein.

Ganz offenkundig ist das neue "Feindbild Russland" mit handfesten ökonomischen und geopolitischen Interessen des Westens verknüpft, der sich nach dem Ende der den neoliberalen Heuschrecken gegenüber in jeder Hinsicht willfährigen Politik der Jelzin-Ära gezwungen sah, ein Wiedererstarken Russlands mit allen Instrumenten der wirtschaftlichen und psychologischen Kriegführung zu verhindern.

Die medialen Strategen der "einzigen verbliebenen Weltmacht" und ihre öffentlichen Multiplikatoren scheuen sich dabei nicht vor einem Rückgriff auf bornierteste demagogische Klischees, um das Bild vom aggressiven, hinterhältigen Russen mit Methoden dumpfer ideologischer Vereinnahmung zu pflegen, die an die Ära McCarthys, wenn nicht gar an schlimmere Zeiten, gemahnen.

In 15 großen Tageszeitungen der Madsack-Mediengruppe beispielsweise erschien eine Art Angriffs-Kriegsspiel, in dem sich die Leser entlang einer vorgegebenen Route vorrückend vom Nordkaukasus bis in den Nordosten Sibiriens würfeln sollen. Entworfen von Boris Reitschuster anlässlich der WM 2018.Oder den Fantasien desselben Boris Reitschuster über eine russische Geheimarmee, eine Art "Gladio", die in russischen Kampfsport-Studios auf deutschem Boden als "Schläfer" Sabotageakte vorbereiten würden oder ganz allgemein irgendwie Unruhe stiften und für Verunsicherung sorgen sollen.Selbst die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln könnten, wie der Journalist Jan-Philipp Hein vermutet, von Russland geplant und gesteuert worden seien. Denn Russland, so Julian Reichelt von der Bild, sei eines der schlimmsten Regime der Welt.

Gerade in der Jelzin-Ära, als Moskau die "Mordhauptstadt Europas" genannt wurde, in der Zeit der zügellosen Plünderung des Volksvermögens durch eine von den "Chicago Boys" betreute Mafia, der Zeit des Verfalls, der Exzesse und der Enthemmung in jeder Hinsicht, der Zeit der skrupellosen Rotlichtkriminalität und Inkassobrutalität, der grassierenden Drogenseuchen und der unendlichen Lethargie der Verlierer dieser Entwicklung, der Ära also, als dem Klischee nach die russische Gesellschaft sich am brutalsten, barbarischsten, unzivilisiertesten, sprich also als am russischsten ausnahm, war die Russophobie in den Medien bei weitem nicht so omnipräsent wie heute - denn wo immer Menschenrechtsverletzungen im Namen eines ungezügelten Brachialkapitalismus geschehen, werden sie nicht als systematisches, sondern eher als kriminologisches Phänomen betrachtet, oder anders gesagt: dekontextualisiert.

Allein die Tatsache, dass nicht in der Jelzin-Ära, die allen Anlass gegeben hätte, die medialen Vorurteile des trunksüchtigen, instinktgetriebenen, rücksichtslosen Russen weiter in den Köpfen zu verankern, sondern dass gerade jetzt eine Russlandschmähung derart grassiert, in einer Ära, in der Russland sich konsolidiert und in jeder Hinsicht erholt hat, zeigt, wie sehr ethnische Ressentiments, trotz aller aufgeklärten, humanistischen Menschenrechtsrhetorik, die der Westen permanent gegen den minderentwickelten Rest der Welt ins Feld führt, politisch instrumentalisiert werden - und dort über alle politischen Lager hinweg, von links bis rechts, solange sie legitimierend und sinnstiftend für das eigene Narrativ wirken.

Ideologie als Mittel und Ursache des Konflikts

Geopolitische Herrschaftsansprüche aber folgen nicht schlicht den Interessen des Kapitals, sie entsprechen auch der Herrschaft einer Ideenwelt, derer sich die Eliten nicht nur bedienen, sondern die auch Teil ihres Antriebs, ihrer Identität und ihrer Selbstvergewisserung sind, denn die Differenzen zwischen dem Westen und Russland sind ja nicht nur strategische, sie sind auch zutiefst ideologisch verwurzelt, und ihre Ideologie ist dabei Mittel und Ursache des Konflikts zugleich.

Nicht nur für den Großteil der Medien und der öffentlichen Sprecher im Allgemeinen, sondern auch für die bürgerliche Wahrnehmungswelt scheint Russophobie inzwischen ein immanenter, Ideologie gewordener Teil ihrer Identität zu sein, aus der diese ihr "Bessersein" konstruiert und, sei es auch auf Kosten historischer Korrektheit, ein stimmiges Bild des Westens als einziger moralischer Instanz entwickelt.

In ihrem antirussischen Sendungsbewusstsein scheint bei zahlreichen Moderatoren, Kommentatoren, Kabarettisten oder Feuilletonisten keine bloße diffuse Abneigung durch, sondern ein fundamentales, für das eigene Ego unverzichtbares Selbstverständnis, das sich in der Beschreibung alles Russischen äußert – von Tradition über Politik und Kultur bis hin zum alltäglichen Verhalten fungieren negative Russland-Klischees als eine Art inverses Spiegelbild für alles, was die Zivilisiertheit, Modernität und Fortschrittlichkeit des Westens ausmacht.

Die einschlägige Propaganda bedient sich dabei eines normierten, abgestimmten Katalogs von Ideen und eines Instrumentariums konkreter Handgriffe und vorgeformter Bilder russophober Publizistik, wie eben dem Begriff der "Russenpeitsche" oder der wieder üblich gewordenen Benennung "des Russen" im Singular, wie auch der Darstellung einer tumben, russischen Bärennatur oder eben des wodkalaunigen Rohlings.

Im Feuilleton, bei Fernsehdiskussionen, selbst in Satiresendungen, aber auch im täglichen Leben tauchen immer wieder Stereotype über "den Russen" als solchen auf, die mit Hohn und Spott und zuweilen auch mit einer besonderen Miene der Abneigung hervorgebracht werden und manch sachliches Gespräch verunmöglichen, weil sie schlicht auf kodifizierten Fantasien gründen, die tief aus dem gesellschaftlichen Unterbewusstsein aufsteigen.

Grund genug, einmal die Geschichte zu befragen, woher es kommt, dass Russland und Westeuropa zu jenen unvereinbaren Antipoden wurden, als die sie sich bis heute darstellen, und wie es gelang, diese kulturelle Zwietracht immer wieder von Neuem zu säen. Ein Anlass auch, diesen Konflikt in seinen ideengeschichtlichen Differenzen zu beschreiben, was ich im Folgenden versuchen will.

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Fortsetzung: Teil II – Russland als Alter-Ego des Westens

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