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Katastrophenalarm wegen Moorbrand nach Waffentests der Bundeswehr – Justiz ermittelt

Wenig Informationen drangen bisher über den Moorbrand nach außen, weder über Ursachen, noch über die Notwendigkeit von Evakuierungen. Nun wurden ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, der Katastrophenfall ausgelöst und ein Besuch der Verteidigungsministerin angekündigt.
Katastrophenalarm wegen Moorbrand nach Waffentests der Bundeswehr – Justiz ermittelt© Bundeswehr / WTD 91

Weil aufkommender Sturm den Moorbrand, den die Bundeswehr Anfang September bei Raketentests ausgelöst hatte, frisch anfacht, hat der Landkreis Emsland am Freitag in Abstimmung mit dem Niedersächsischen Innenministerium den Katastrophenfall ausgerufen. Anwohner werden auf mögliche Evakuierungen vorbereitet. 

Ruhe bewahren, aber Ausweispapiere und Medikamente einpacken

Die Einwohner Staverns sind aufgefordert, die Ruhe zu bewahren, sollten aber vorsorglich die wichtigsten Dokumente wie Ausweispapiere und benötigte Medikamente zusammenpacken", empfiehlt der zuständige Dezernent Marc-André Burgdorf.

Auch die Polizei im Emsland bereitet sich auf mögliche Evakuierungen vor, so ein Sprecher.

Bis zum heutigen Freitag hatten die Bundeswehr und die Behörden im Emsland versucht, die Bürger zu beruhigen. Evakuierungen seien nicht notwendig und die Messungen der Luft nach dem vor nunmehr bereits 17 Tagen von der Bundeswehr verursachten Brand hätten ergeben, dass diese nicht bedenklich seien. Auf Anfrage von RT Deutsch hieß noch am Mittwoch seitens der Pressestelle der Bundeswehr, dass Evakuierungen so gut wie ausgeschlossen seien.

Nun wurde doch der Katastrophenfall ausgerufen. Eine Evakuierung der Gemeinden Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1.000 Einwohnern könne nicht mehr ausgeschlossen werden, teilte Landrat Reinhard Winter am Freitag mit.

Eine ganz konkrete Prognose ist derzeit nicht möglich, dennoch ist zu erwarten, dass sich Rauchbelästigung und Funkenflug verschärfen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte bereits im Vorfeld für Freitag höhere Windstärken angekündigt, die den Brand weiter anfachen könnten.

Eine Kaltfront wird über das Gebiet ziehen", so DWD-Meteorologe Markus Eifried. "Dort sind Sturmböen von rund 75 Stundenkilometern möglich."

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Der Landkreis sei gut vorbereitet und wolle keine Unruhe erzeugen.

Da der Schutz der Bevölkerung für uns an erster Stelle steht, möchten wir aber die Staverner frühzeitig darauf aufmerksam machen, dass eine Evakuierung nicht mehr undenkbar ist.

Von einer Katastrophe sprechen Behörden, wenn die Bedrohung von vielen Menschen, umfangreichen Sachwerten oder natürlichen Lebensgrundlagen so gravierend ist, dass die betroffene Kommune überfordert ist.

Das bedeutet, dass die Lage nur beherrscht werden kann, indem überregional Einsatzkräfte alarmiert werden und ein Krisenstab eingerichtet wird. Ist das gegeben, wird der Katastrophenfall ausgerufen. Der Katastrophenfall ist dabei gleichbedeutend mit Katastrophenalarm.

Branddelikte und Umweltdelikte – Staatsanwaltschaft ermittelt

Der großflächige Moorbrand in Niedersachsen beschäftigt seit dieser Woche auch die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Da kommen Branddelikte in Betracht, insbesondere die Brandstiftung und möglicherweise auch Umweltdelikte, wenn besonders geschützte Gebiete wie Naturschutzgebiete betroffen sind", sagte Behördensprecher Alexander Retemeyer.

Bereits seit Anfang September brennt das riesige Gebiet im Emsland, nachdem ein Bundeswehr-Hubschrauber Raketen abgefeuert hatte. Anfangs versuchte die Bundeswehrfeuerwehr offenbar vergeblich, den Brand in den Griff zu bekommen. Eine Fläche von mehr als 1.000 Fußballfeldern ist derzeit betroffen.

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Die Einsatzkräfte sind auf 1.300 Personen verstärkt worden, darunter Feuerwehrleute der Bundeswehr, zivile Feuerwehren und das Technische Hilfswerk. Aus Husum sind am Donnerstagabend erste Kräfte eines Spezialpionierregiments eingetroffen.

Erschwert wird der Löscheinsatz, weil in dem seit 1876 als Übungsgelände genutzten Moor Blindgänger vermutet werden. Aus Sicherheitsgründen können die Feuerwehrleute das Moorgelände nicht überall betreten. Ein Feuerwehreinsatzleiter vor Ort, der ungenannt bleiben möchte, sagte zu RT Deutsch

Es ist richtig schlimm hier.

In Teilen des Gebietes sei der Brand inzwischen eingedämmt, in anderen nicht, sagte ein Bundeswehrsprecher am Donnerstag. Insgesamt sei das Feuer aber "unter Kontrolle".

Der Brand kann sich nicht weiter ausbreiten", hieß es Donnerstag.

Um unterirdische Glutnester zu löschen, pumpen die Einsatzkräfte Wassermassen in den Boden. "Es wurden Kanäle gegraben und bestehende Kanäle mit Wasser gefüllt", erklärte ein Bundeswehrsprecher. Um eine Ausbreitung des Brandes zu verhindern, wurde das Gebiet unter anderem mit Wasserläufen abgeriegelt. Zudem wurden Waldschneisen geschlagen, Büsche und Gehölz abgetragen. So soll verhindert werden, dass sich der Brand durch Funkenflug erneut ausbreiten kann.

Drohnenvideo der WTD91 zeigt einen Teil der Fläche von mehr als 1.000 Fußballfeldern, auf der es qualmt:

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) kritisierte die Kommunikation der Bundeswehr über den Brand. Die Landesbehörden seien viel zu lange nicht offiziell über den Ausbruch des Moorbrandes informiert worden; lediglich inoffiziell habe das Kompetenzzentrum Großschadenslagen des Innenministeriums am 13. September durch die Anforderung von Feuerwehrmaterial davon erfahren, sagte Pistorius am Donnerstag im Innenausschuss des Landtages.

Die Informationspolitik der Bundeswehr ist nicht nachvollziehbar.

Zuvor hatte die Neue Osnabrücker Zeitung über die Kritik von Pistorius berichtet. Dem Bericht zufolge betonte der Minister, Kommunikation und Zusammenarbeit hätten sich inzwischen verbessert.

Doch auch der Chefredakteur der lokalen Meppener Tagespost kommentierte, es sei eine "Informationspolitik, die den Namen nicht verdient". Bisher hieß es seitens der Bundeswehr noch lapidar, Moorbrände kämen eben einfach mal vor und, dass im Moor geschossen würde, gehöre zum Tagesgeschäft.

Ärzte widersprechen Bundeswehr bezüglich Gesundheitsgefahren

Aufgrund der unklaren Situation saßen Anwohner einiger Gemeinden bereits auf gepackten Koffern, da die Möglichkeit von Evakuierungen erwogen wurde.

Zwar hieß es am Donnerstag noch, die Rauchentwicklung liege gemäß Messungen unter Werten, die gesundheitlich bedenklich seien. Doch sowohl Anwohner als auch Reporter vor Ort zeigen, dass die Luft kaum zum Atmen taugt.

Auch der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner widerspricht der Einschätzung der Bundeswehr, von dem Brand gehe keine Gefahr aus.   

Die Rauchwolke führt zu einer massiven Feinstaubbelastung und ist eine Gefahr für die Gesundheit", sagt Sprecher Dr. Michael Barczok zu der Neuen Osnabrücker Zeitung.

Je nachdem, wie der Wind gerade stehe, sei es für Anwohner so, als ob sie sich in einen komplett verräucherten Raum setzen, so Barczok. "Es ist, als ob sie fünf Zigaretten gleichzeitig rauchen – nur ohne Nikotin."

Die Gewerkschaft der Polizei forderte Aufklärung:

Dass der Brand von der Bundeswehr verursacht wurde, stößt bei vielen Menschen auf Unverständnis.

Die Übungen der Bundeswehr im Moorgebiet mit Raketen und sonstiger Munition müssen ab sofort eingestellt werden", forderte Landtagsvizepräsidentin Meta Janssen-Kucz.

Der Schutz von Mensch und Natur im Nordwesten habe "absoluten Vorrang", so die Grünen-Abgeordnete. Die Bundeswehr müsse lückenlos und regelmäßig über den Stand der Löscharbeiten, über vorhandene Munitionsreste und die davon ausgehenden Gefahren informieren.

Auch die CDU-Fraktion im Landtag verlangte Aufklärung:

Ich erwarte von der Bundeswehr, dass sie erklärt, warum überhaupt bei der extremen Trockenheit mit Raketen geübt wurde und ob alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden", so Fraktionschef Dirk Toepffer. Die Menschen müssten umfassend über mögliche Gefahren durch die Rauchentwicklung informiert werden. "Hier darf nichts verharmlost werden."

Die Bundeswehr gestand am Donnerstag lediglich ein,

durch den Brand auf dem Gelände der WTD 91 ist die Bevölkerung durch die Rauchentwicklung stark beeinträchtigt.

Am Freitag teilte die WTD 91 mit, die in den vergangenen Tagen bereits durchgeführten Luftmessungen würden "fortgesetzt und engmaschig durchgeführt". Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen bezeichnete den Moorbrand am Freitag als "sehr ernsten Vorfall", entschuldigte sich bei den Menschen der Region und kündigte für Samstag ihren Besuch an.

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