Deutschland

Rentner, schnallt den Gürtel noch enger - Rente für viele künftig 700 Euro unter Bedarf

Künftige Rentner müssen sich auf einen sinkenden Lebensstandard im Ruhestand einstellen. Auch bei privater und gesetzlicher Vorsorge muss mehr als die Hälfte derzeitiger Rentenanwärter ihren Konsum stark einschränken. Das zeigte eine Studie in dieser Woche.
Rentner, schnallt den Gürtel noch enger - Rente für viele künftig 700 Euro unter BedarfQuelle: www.globallookpress.com

Rentenskandale, so schien es in den vergangenen Wochen, gibt es vorrangig in Russland. Schließlich empörten sich Menschen dort und Medien hier darüber, dass eine seit 20 Jahren geplante Rentenreform umgesetzt werden soll.

Doch in Deutschland wird das wirtschaftliche und damit soziale Abstellgleis, auf dem ältere Menschen stehen, für immer mehr Rentner zum existenzbedrohenden Un-Ruhestand.

Konsum muss eingeschränkt werden - trotz privater Vorsorge

Mehr als der Hälfte der 55- bis 64-jährigen Erwerbstätigen kann mit ihren derzeitigen Rentenanwartschaften ihren aktuellen Konsum nicht vollständig decken. Ihnen fehlten im Schnitt 700 Euro, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen. Das zeigte eine in dieser Woche veröffentlichte und von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung finanzierte Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

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Private Versicherungen wie die Riester- und Rürup-Rente senkten den Anteil der 55- bis 64-Jährigen mit potenzieller Versorgungslücke um gerade einmal zwei Prozentpunkte. Und selbst wenn diese zusätzlich ihr privates Vermögen einsetzten, könnten immer noch mehr als 40 Prozent ihren aktuellen Konsum nicht finanzieren. 

Demnach reichen auch alle drei Säulen der Alterssicherung zusammen - also gesetzliche, betriebliche und private Vorsorge - nicht aus, ohne dass sich die Betroffenen im privaten Konsum einschränken müssten.

Eine potenzielle Versorgungslücke haben vor allem diejenigen, die nur Anwartschaften aus der gesetzlichen Rentenversicherung haben", sagte Studienautorin Anita Tiefensee.

69 Prozent von ihnen wären nicht in der Lage, ihren aktuellen Konsum vollständig zu decken. Bestehen auch Ansprüche aus Betriebsrenten, so sinke der Anteil auf 50 Prozent.

Eklatanter Unterschied zwischen Beamten und gesetzlich Versicherten

Bei Beamten fällt der Anteil mit weniger als einem Fünftel deutlich geringer aus. Private Versicherungen wie Lebens- und Rentenversicherungen reduzierten die Lücke auf durchschnittlich 650 Euro im Monat.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hob hervor, dass die Menschen die Rentenlücke nicht privat füllen könnten, die das sinkende Rentenniveau reiße.

Statt auf privat zu setzen, brauchen wir mehr Solidarität in der gesetzlichen Rente", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Das Rentenniveau müsse langfristig stabilisiert und angehoben werden. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Verena Bentele, verwies auf den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit:

Obwohl die Menschen hart arbeiten und für die wirtschaftlich gute Lage in Deutschland verantwortlich sind, können sie kaum von ihrem Lohn leben, geschweige denn Ersparnisse anlegen.

Der Linken-Rentenexperte Matthias Birkwald sagte:

Man kann die Studien gar nicht mehr zählen, die das Versagen der Riester-Rente belegen.

Maßnahmen zugunsten von Geringverdienern 

Die Versicherungswirtschaft wies dies zurück. Die Kritik an der Wirksamkeit der privaten Altersvorsorge sei nicht haltbar, so Peter Schwark, Mitglied der Geschäftsführung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Riester-Rente könne ein Absinken des Rentenniveaus kompensieren, sagte er unter Berufung auf eine Prognos-Studie im Auftrag seines Verbands. Oft reichten die Anstrengungen zur Vorsorge aber schlicht nicht aus.

Viele Menschen müssen mehr sparen oder Abstriche bei ihrem Konsumniveau machen.

Eine Anhebung des Rentenniveaus hingegen würde die Renten vor allem derjenigen erhöhen, die bereits ausreichend Rente bekommen, sagte Schwark. Maßnahmen allein zugunsten der Geringverdiener wären zielgerechter und effizienter. Zudem müssten die Teilnahmequoten an betrieblicher oder privater Vorsorge erhöht werden, so Schwark.

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(dpa/ rt deutsch)

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