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"Wir nehmen den Fall absolut ernst": Russischer Botschafter in Deutschland zum Fall Nawalny

Russlands Botschafter in Deutschland hat in einem Interview mit der Berliner Zeitung vor Schuldzuweisungen gegen Russland im Fall Nawalny gewarnt. Die ultimative Feststellung, dass die russische Regierung etwas mit dem Fall zu tun habe, sei nicht hinnehmbar.
"Wir nehmen den Fall absolut ernst": Russischer Botschafter in Deutschland zum Fall NawalnyQuelle: Sputnik © Nikolai Filjakow

Der russische Botschafter in Deutschland Sergei Netschajew sagte in einem Interview mit der Berliner Zeitung, dass Russland bei der Aufklärung des Falls Nawalny auf eine Zusammenarbeit der deutschen und russischen Strafverfolgungsbehörden setzt. Russland erwarte, dass Moskau die Proben bekommt, bei denen die Spuren des Giftstoffes nachgewiesen wurden.

"Uns wundert, dass wir dabei auf so viel Widerstand stoßen", sagte Netschajew. Ihm zufolge brauche man Proben, um ein Strafermittlungsverfahren einleiten zu können. "Gemäß unserer Gesetzgebung können wir nicht ohne Beweis eines Verbrechens Ermittlungen aufnehmen." Russland könne diese Proben auch von der OVCW erhalten oder sie in Paris und Stockholm nachfragen. "Doch Berlin wäre der direkte Weg", sagte er.

Netschajew betonte jedoch, dass die russischen Behörden bereits vorläufige Ermittlungen eingeleitet hätten. "Sie haben zahlreiche Gegenstände untersucht, mit dem Personal im Hotel, Krankenhaus und Flughafen gesprochen". Tatsächlich ermitteln könne man aber erst, wenn ein konkreter Anhaltspunkt für einen Verdacht gegeben sei, so der Botschafter.

Angesprochen war auch das Thema der Wasserflaschen, die angeblich Nowitschok-Spuren enthalten. Der Botschafter wies auf mehrere Fragen hin, die dieses Thema aufwirft:

Was für Flaschen waren das? Warum wurden diese von mutmaßlichen Tätern oder dem Hotelpersonal nicht entfernt? Welcher Täter lässt Flaschen mit Nervengift einfach so stehen?"

Zudem frage sich Netschajew, warum den Begleitern von Nawalny beim direkten Kontakt mit der Substanz nichts passiert sei, wenn es um einen extrem giftigen Stoff wie das berüchtigte Nowitschok gehe.

Trotzdem beteuerte Netschajew, dass Russland den Fall absolut ernst nimmt. Die russischen Ermittler und Ärzte wollen ein ordentliches Verfahren und Klarheit im Fall Nawalny und setzen deshalb auf enge Zusammenarbeit mit Deutschland, so der Botschafter. Jedoch bemängelte er die Bereitschaft zur Kooperation von deutscher Seite und sagte, dass die Antworten auf die russischen Rechtshilfeersuchen verzögert würden.

Netschajew warnte zudem vor Schuldzuweisungen gegen Russland:

Was wir überhaupt nicht hinnehmen können, ist die ultimative Feststellung, dass die russische Regierung etwas mit dem Fall zu tun hat. Wir können Ultimaten und Sanktionsdrohungen nicht hinnehmen. Ich bedaure die antirussische Hysterie, die in diesem Zusammenhang künstlich entfacht wird.

Der Botschafter beteuerte aber, dass gute Beziehungen zu Deutschland für Russland immer eine Priorität waren. Jedoch werde das gute russisch-deutsche Verhältnis in Osteuropa nicht gerne gesehen. "Da spielen auch handfeste wirtschaftliche Interessen hinein: Polen will selbst Energiezentrum für Europa werden und ist daher gegen Nord Stream 2", sagte er.

Netschajew zufolge entspreche die Gaspipeline Nord Stream 2 den Interessen Deutschlands und helfe, seine Produktion international konkurrenzfähiger zu machen und seinen Energiebedarf vor dem Hintergrund des Ausstiegs aus der Atomenergie und aus der Kohle zu decken. Dies sei ein internationales Wirtschaftsprojekt und Deutschland und die EU dürften ihre Energiesicherheit selbst bestimmen.

Es darf nicht akzeptiert werden, dass US-Senatoren Drohbriefe an europäische Unternehmen und Behörden verschicken. Die Bundesregierung hat bisher an dem Projekt festgehalten und wir hoffen, dass das auch so bleibt.

Der Botschafter betonte, dass man in den internationalen Beziehungen Erpressungsversuche niemals dulden sollte.

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