Nahost

Saudi-Arabiens düstere Vergangenheit beim Verschwindenlassen von Oppositionellen

Das Verschwinden des saudischen Journalisten Dschamal Chaschukdschi in Istanbul ist nur einer von vielen Fällen, bei denen vermutet wird, dass die Führung Riads sich ihrer Kritiker entledigt. Ein Überblick über die Machenschaften in den letzten Jahrzehnten.
Saudi-Arabiens düstere Vergangenheit beim Verschwindenlassen von OppositionellenQuelle: Reuters © Osman Orsal

Die absolute Monarchie Saudi-Arabien belegt in den Menschenrechten den letzten Platz des "Freedom House"-Rankings und gilt als einer der autoritärsten Staaten der Welt. Kritik bleibt auch angesichts der scheinbaren Neuerungen des Königshauses, wie die Fahrerlaubnis für Frauen, unerwünscht. Kritische Stimmen werden mundtot gemacht und verschwinden von der Bildfläche, ob im In- oder im Ausland. 

Naser al-Sa´id gilt als einer der ersten Oppositionsfiguren der königlichen Familie Saudi-Arabiens. Seine Oppositionsgruppe "Arabian Peninsula People´s Union" (APPU) unterhielt ein Radioprogramm in den 1950er Jahren. APPU agierte vom Jemen aus. Sein Verschwinden im Jahr 1979 in Beirut ist bis heute ungeklärt. 

Im Jahr 2003 wurde Prinz Sultan bin Turki aus Genf entführt, nachdem er sich öffentlich für Reformen in seiner Heimat Saudi-Arabien ausgesprochen hatte. Einer gerichtlichen Aussage nach wurde er zu einem gestellten Meeting außerhalb der Stadt Genf gelockt, unter Drogen gesetzt und gegen seinen Willen nach Saudi-Arabien geflogen. Laut der Regierung Riads wurde Turki nach Saudi-Arabien zurückberufen, um Ungereimtheiten auszuräumen, die sich aus seinen kritischen Kommentaren ergeben hatten. Zunächst geriet er in Haft, wurde dann unter Hausarrest in einem Hotel gestellt. Im Jahr 2016 floh er nach Genf und reichte Klage gegen Saudi-Arabien wegen seiner Entführung ein. 

Prinz Turki bin Bandar Al Saud ist ehemaliger saudischer Polizeichef und wurde vermutlich ebenfalls Opfer Riads rigider Politik. Wegen einer Erbsache geriet er in Saudi-Arabien in Haft. Anschließend siedelte er nach Paris um. Von dort aus verbreitete er Videos im Internet, die zu Reformen in seinem Herkunftsland aufriefen. Nach 2015 verliert sich seine Spur. Eine marokkanische Zeitung berichtete, dass er in Marokko festgenommen und nach Saudi-Arabien ausgeliefert worden sei.  

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Auf der Liste der Verschwundenen ist auch Saud bin Said al Nasr, der auf Twitter dazu aufrief, gegen diejenigen aus der saudischen Königsfamilie zu richten, die einen Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi gefordert hatten. Al Nasr forderte ebenso einen Putsch gegen König Salman.

Die Aktivistin Loujain al Hathloul wurde durch ihren Kampf für das Frauenfahrrecht in Saudi-Arabien bekannt. Seit Mai 2018 sitzt sie in Haft, nachdem sie in ihre Heimat zurückgebracht worden war. Ihr wird vorgeworfen, das Königreich destabilisieren zu wollen. Im Mai wurden gut ein Dutzend Aktivistinnen festgenommen, die sich für mehr Rechte der Frauen eingesetzt hatten.  

Amnesty International wirft Saudi-Arabien vor, oppositionelle Gegner zu inhaftieren, Meinungs- und Religionsfreiheit zu unterdrücken, Politisch Verfolgte auszuweisen sowie Folter und Todesstrafe anzuwenden. In den ersten vier Monaten diesen Jahres wurden 48 Menschen in Saudi-Arabien hingerichtet. Laut Human Rights Watch waren der Großteil der Vergehen nichtgewalttätige Drogendelikte. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman versucht, nach außen hin ein anderes Image seines Landes zu vermitteln, um ausländische Investoren anzuziehen. 

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