Russland

RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan: Warum wir den Westen nicht mehr respektieren

Mit einem neuen Gesetzentwurf soll dort die Arbeit von RT in den USA weiter behindert werden. RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan erklärt, warum sie selbst als Liberale den Westen mit seiner russophoben Haltung nicht länger Respekt zollen kann.
RT-Chefredakteurin Margarita Simonjan: Warum wir den Westen nicht mehr respektierenQuelle: Reuters

von Margarita Simonjan

Im Grunde sollte der Westen nicht darüber entsetzt sein, dass 76 Prozent der Russen für Putin gestimmt haben, sondern dass 95 Prozent der russischen Bevölkerung konservativ-patriotische, kommunistische und nationalistische Ideen unterstützen. Den liberalen Ideen sind niederschmetternde 5 Prozent geblieben.

Und das ist eure Schuld, my western friends. Ihr wart es, die den "Russland gibt niemals auf"-Modus aktiviert habt.

Ich habe euch schon seit langer Zeit dazu geraten, normale Berater zu Russland zu finden. Schmeißt diese ganzen Schmarotzer raus. Mit ihren kurzsichtigen Sanktionen, der herzlosen Erniedrigung unserer Athleten (selbst der Athleten mit Behinderungen), mit ihren "Skripals" und der prahlerischen Missachtung der grundlegendsten liberalen Werte, wie etwa der Unschuldsvermutung. Zusammen mit der erzwungenen Umsetzung ultra-liberaler Ideen in ihren eigenen Ländern, ihrer epileptischen Massenhysterie, was bei einer gesunden Person einen Seufzer der Erleichterung auslöst, dass er in Russland und nicht in Hollywood lebt, mit ihrem Durcheinander nach den Wahlen in den USA, in Deutschland und in der Brexit-Zone.

Mit ihren Attacken auf RT, dem sie nicht verzeihen können, dass er die Meinungsfreiheit nutzt und der Welt zeigt, dass man sie doch nicht nutzen darf. Wie es sich jetzt herausstellt, war sie nie dazu gedacht, dass man sie für einem guten Zweck einsetzt, sondern nur als Objekt der Schönheit, wie ein Mopp aus Kristall, der aus der Ferne schön glitzert, aber nicht dazu geeignet ist, die Ställe auszumisten. Mit all ihren Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten, den inquisitorischen Heucheleien und den Lügen – mit all dem habt ihr uns dazu gebracht, euch nicht mehr zu respektieren. Euch und eure so genannten Werte.

Wir wollen nicht so leben, wie ihr das tut – nicht mehr. Fünfzig Jahre lang wollten wir, ob insgeheim oder dann offen, so leben wie ihr, aber das ist vorbei. Wir haben für euch keinen Respekt mehr, und auch nicht für jene bei uns, die ihr unterstützt. Und auch diejenigen unter uns, die euch unterstützen. Daher sind das die gesuchten 5 Prozent.

Und dafür seid ihr verantwortlich. Und die westlichen Politiker und Analysten, die Journalisten und Kundschafter. Überhaupt, unsere Menschen sind in der Lage, viel zu verzeihen. Aber Arroganz verzeihen wir nicht. Allerdings würde das keine normale Nation tun.

Euer einziges verbliebenes Imperium wäre gut beraten, die Geschichte seiner Alliierten, die ehemals Imperien waren, zu studieren. Um zu erfahren, wie sie ihre Imperien vergeudet haben. Ausschließlich wegen ihrer Arroganz. White man's burden, my ass. [Anm.d.Ü.: steht so im Original. Siehe Kipling "Die Bürde des Weißen Mannes".] Das einzige verbliebene Imperium, das ihr noch habt, ignoriert die Geschichte. Diese wird dort außerordentlich schlecht unterrichtet. Was bedeutet, dass es so enden wird, wie es in solchen Fällen immer endet.

Währenddessen habt ihr uns dazu gedrängt, uns um euren Feind herum zu versammeln. Sofort, nachdem ihr ihn zum Feind erklärt habt, haben wir uns um ihn herum vereint. Zuvor war er nur unser Präsident, der wiedergewählt werden könnte. Jetzt ist er zu unserem Anführer geworden. Wir werden nicht zulassen, dass ihr das ändert. Und ihr wart es, die diese Situation mit eigenen Händen erzeugt habt.

Ihr wart es, die Liberalismus dem Patriotismus entgegengestellt habt. Obwohl das keine sich gegenseitig ausschließenden Begriffe sein sollten. Ihr habt die Situation geschaffen, dass wir in diesem falschen Dilemma Patriotismus wählten. Obwohl viele von uns, ich eingeschlossen, in Wahrheit Liberale sind. Nun reißt euch zusammen. Es wird von Dauer sein.

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