Nordamerika

Zehn Tote und 15 Verletzte in Toronto - Motiv des Fahrers weiterhin ungeklärt

Warum ein 25-jähriger, unbescholtener Mann einen Lieferwagen in eine Passantengruppe steuerte und dann die Polizei dazu aufforderte, ihn zu erschießen, ist bislang ungeklärt. Die Tat forderte mindestens zehn Menschenleben, 15 wurden teils schwer verletzt.
Zehn Tote und 15 Verletzte in Toronto - Motiv des Fahrers weiterhin ungeklärtQuelle: Reuters © Saul Porto

Bisher gibt es keine Angaben zu den Motiven des 25 Jahre alten Fahrers des Lieferwagens. Die Todesstrecke zieht sich über mehrere Kilometer eines belebten Geschäftsviertels Torontos mit Geschäften, Restaurants und Wohnhäusern. Zehn Menschen tötete der mutmaßliche Amokfahrer, 15 weitere wurden bei der Zickzackfahrt über Gehwege teils schwer verletzt, wie der Polizeichef Marc Saunders berichtete. Mehrere schweben immer noch in Lebensgefahr. Es wird nicht nach weiteren Tätern gefahndet. Der Fahrer handelte offenbar allein. Die Polizei geht von einer vorsätzlichen Tat aus. Die Sender NBC und CTV berichteten unter Berufung auf Strafverfolger und Sicherheitskreise, der Täter sei vermutlich geistig verwirrt.

Kein Zusammenhang mit G7 - keine Änderung der Terrorwarnstufe

Unberührt von dem Vorfall bleibt die mittlere Terrorwarnstufe in Toronto. Bis Montag hatten hier die Außenminister der G7-Staaten getagt. Es gibt keine Hinweise, die eine Anhebung der Terrorwarnstufe nahelegen. Kanadas Premierminister Justin Trudeau äußerte sich entsetzt über den "schrecklichen Vorfall" und dankte den Rettern vor Ort. Bundesaußenminister Heiko Maas sprach den Überlebenden des "schrecklichen Verbrechens" sein Beileid aus, ebenso wie die US-Regierung. Der Bezirk liegt circa 30 Minuten nördlich von der Innenstadt entfernt. Der Lieferwagen steuerte mit 60 bis 70 Stundenkilometern in eine Gruppe Fußgänger. Über rund 15 Straßenblocks hinweg wechselte er immer wieder zwischen Straße und Gehweg.

Die Beleuchtung des Schriftzugs Toronto wurde im Gedenken an die Opfer gedämpft, die Flagge auf Halbmast gesetzt:

Amir Bahmeyeh, ein Augenzeuge, berichtete dem Toronto Star

Ich sah einen alten Mann durch die Luft fliegen.

Die Menschen hätten um Hilfe geschrien und versucht, die Polizei in Richtung des Fahrers zu lotsen.

Michele Kelman, die in der Gegend bei einer IT-Firma arbeitet, wurde auf dem Rückweg vom Mittagessen fast von dem Auto erfasst. Sie und ihre Freundin hätten hinter sich Schreie gehört und durch die Luft wirbelnde Gegenstände gesehen, sagte sie der Globe and Mail. Der Wagen sei auf sie zugerast und habe dann ihre Freundin tödlich getroffen. "Überall waren Leichen", sagte Kelman.

Amokfahrer strebte "Suicide by Cop" an

Laut Polizeichef Saunders handelt es sich bei dem nicht vorbestraften Fahrer um einen 25-Jährigen namens Alek Minassian. Sein Wagen kam mit völlig demolierter Motorhaube auf dem Gehweg zum Stehen, ehe die Polizei ihn umstellte. Im Video eines Augenzeugen ist zu sehen, wie der Fahrer mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten zeigt und dabei "Töte mich!" sowie "Schieß' mir in den Kopf!" ruft. Schüsse fielen vor seiner Festnahme aber nicht. Laut Polizeichef Saunders hatte der Mann auch gar keine Schusswaffe bei sich. "Er hat die Leben so vieler Menschen zerstört", sagte Augenzeuge Alex Shaker dem Sender CTV. "Alles, was ihm in den Weg kam." Auch jemand, der mit einem Kinderwagen unterwegs war, sei von dem Auto erfasst worden. Obwohl sie zum Teil selbst noch unter Schock standen, versuchten Augenzeugen, verletzten Opfern zu helfen. Auf dem Gehweg waren Blutspuren zu sehen, Fotos zeigten mit orangefarbenen Planen bedeckte, offenbar leblose Körper.

Torontos Bürgermeister John Tory sprach den Bürgern Mut zu. "Die Stadt ist momentan in sicheren Händen", sagte Tory. Er bat Anwohner, nach Hause zu gehen und Ruhe zu bewahren. "Es ist eine Zeit, in der wir so ruhig wie nur möglich bleiben sollten." Die Polizei sperrte die Gegend ab, auch der U-Bahnverkehr wurde unterbrochen. In Kanada war es schon mehrmals zu Attacken mit Fahrzeugen gekommen. In Edmonton im Westen des Landes griff ein Angreifer im September einen Polizisten mit einem Messer an und rammte anschließend vier Menschen mit einem gemieteten Lieferwagen. 2014 fuhr ein Mann in Québec zwei Soldaten an, einer von ihnen kam ums Leben.

Am Dienstag um 10 Uhr morgens Ortszeit wird Alek Minassian erstmals vor Gericht erscheinen. 

(rt deutsch/dpa)

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