Nordamerika

"Obszön": Angestellte von US-Konzernen auf Essensmarken und Medicaid angewiesen

Millionen von Vollzeitbeschäftigten in den USA sind auf Gesundheits- und Nahrungsmittelhilfsprogramme der US-Regierung angewiesen. Viele davon arbeiten bei Walmart, McDonald's, Amazon und anderen profitablen Unternehmen, wie ein von Bernie Sanders in Auftrag gegebener Bericht zeigt.
"Obszön": Angestellte von US-Konzernen auf Essensmarken und Medicaid angewiesenQuelle: Reuters © REUTERS/Paul Ratje

US-Konzerngiganten, die für ihre teils sogar in Corona-Zeiten enormen Gewinne bekannt sind, scheinen diese jenen, die sie erwirtschaften, vorzuenthalten. Das zeigt ein aktueller Bericht, der von Bernie Sanders in Auftrag gegeben wurde. Demnach sind die Arbeitnehmer einiger der finanzstärksten US-Konzerne zum Überleben auf staatliche Hilfe angewiesen.

Im Auftrag des demokratischen Senators Bernie Sanders analysierte das überparteiliche Amt für Rechenschaftspflicht der US-Regierung (Government Accountability Office, GAO) Daten von 15 Behörden, die die Gesundheitsfürsorge für Personen mit geringem Einkommen, Medicaid, und das Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP, oder als "Food Stamp" "Lebensmittelmarken" für Menschen mit niedrigem oder ohne Einkommen in elf verschiedenen Bundesstaaten verwalten. Dem Erhalt solcher Leistungen geht eine Bedürftigkeitsprüfung voraus.

Das Ergebnis der Untersuchung ist erschreckend und wirft kein gutes Licht auf einige der bekanntesten Namen der US-amerikanischen Firmenwelt.

Der weltweit tätige Einzelhandelskonzern Walmart Inc., der einen großen Teil des US-Marktes beherrscht, ist in der Liste Fortune Global 500 auf Platz eins der umsatzstärksten Unternehmen der Welt verzeichnet. Auch auf der Liste der Arbeitgeber, deren Arbeiter auf Lebensmittel- und medizinische Hilfen angewiesen sind, steht der Name weit oben.

Bei allen der 15 Agenturen für Bedürftige war Walmart unter den ersten vier Firmen, deren Arbeitnehmer Medicaid und SNAP in Anspruch nehmen. Ebenfalls bei fast allen, 13 der 15 Agenturen, steht McDonald's unter den ersten fünf.

Unter den häufigsten Namen von Firmen, deren Arbeitnehmer Medicaid und SNAP erhalten, gehören neben Dollar Tree, Dollar General, Target,  Wendy's, Taco Bell, Home Depot, Lowe's, Walgreens und CVS auch die hier bekannten Burger King und der weltweit für horrende Arbeitsbedingungen bekannte Krisengewinnler Amazon sowie Uber.

Uber, der Online-Vermittlungsdienst zur Personenbeförderung aus dem hippen San Francisco, tut sich schwer, schwarze Zahlen zu schreiben und hat deshalb bereits erwogen, ganz ohne Fahrer auszukommen, um an dem Faktor weiter zu sparen. Millionen von US-Dollar hatte das Unternehmen hingegen jüngst übrig, um gegen ein kalifornisches Gesetz anzugehen, welches seinen Arbeitern Anspruch auf grundlegenden Arbeitnehmerschutz und -leistungen verschafft hätte.

"Während große Konzerne wie Walmart und McDonald's Milliardengewinne machen und ihren CEOs zig Millionen Dollar pro Jahr geben, verlassen sie sich auf Unterstützung durch die Bundesregierung, indem sie ihren Arbeitern Hungerlöhne zahlen", kommentierte Bernie Sanders den Bericht. "Das ist moralisch obszön."

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Frühere Studien waren ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, dass die US-Steuerzahler große Unternehmen in Form von öffentlichen Hilfsprogrammen in Höhe von 153 Milliarden US-Dollar pro Jahr subventionieren, um ihre Niedriglohnbeschäftigten zu unterstützen.

Es sei an der Zeit, dass die Eigentümer von Walmart, McDonald's und anderen großen Unternehmen von der Sozialhilfe absehen und ihren Arbeitern einen existenzsichernden Lohn zahlen, fügte Sanders hinzu, der jüngst als Arbeitsminister in Bidens Kabinett vorgeschlagen wurde.

Der Bericht des GAO verweist auf die Notwendigkeit einer Gesetzgebung, welche den Beschäftigten im Dienstleistungssektor das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung ohne Einmischung des Arbeitgebers einräumt. Außerdem müsse der nationale Mindestlohn angehoben werden.

Im vergangenen Juli verabschiedete das von den Demokraten geführte Repräsentantenhaus einen Gesetzentwurf zur Anhebung des bundesstaatlichen Mindestlohns auf 15 Dollar pro Stunde, doch die Gesetzgebung lief im republikanisch kontrollierten Senat ins Leere. Seit 2009 liegt der nationale Mindestlohn in den Vereinigten Staaten bei 7,25 US-Dollar pro Stunde. Die Mehrheit der US-Bundesstaaten haben die Mindestlöhne in den letzten zehn Jahren darüber hinaus angehoben, jedoch liegt der Mindestlohn weiterhin in 21 Bundesstaaten nicht über dem nationalen Minimum.

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