Brüsseler Machenschaften: Belgische Lobbyisten mit russischem Geld gegen französische "Russophile"

Eine bizarre Geschichte: Belgische Think-Tanker haben jüngst 55.000 Franzosen, darunter viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, als vermeintliche russische Einflussagenten gebrandmarkt - und dabei selbst Geld verwendet, das aus Russland stammt.
Brüsseler Machenschaften: Belgische Lobbyisten mit russischem Geld gegen französische "Russophile"Quelle: Reuters © Yves Herman

von Bryan MacDonald, Sotschi

Andrej ist ein Freund aus Moskau, der in Krasnodar lebt und arbeitet. Er war sein Leben lang Fan und Unterstützer von ZSKA Moskau, letztes Jahr bot er mir gar ein Ticket an zu ihrem Champions-League-Spiel gegen eine Mannschaft, die er "Manchester City United" nannte. Sie würden mit der "British Premier League" auflaufen, sagte er.

Was folgte, nach ein paar Bieren, war die Erklärung, warum England nicht gleich ganz Großbritannien ist und warum Manchester zwei Fußballmannschaften hat. Andrej wiederum klärte mich über die Gründe auf, warum Dynamo, Spartak, Torpedo, Lokomotive und ZSKA alle zusammen Moskau vertreten. Während Paris irgendwie nur mit PSG auskäme in den großen Ligen.

Am Ende der Nacht drehte sich alles in meinem Kopf.

Deshalb bete ich, dass Andrej mich nie nach dem westlichen Think-Tank-Schwindel fragt. Denn trotz der übermäßigen und möglicherweise ungesunden Zeit, die ich mit diesen Zeitdieben verbringe, verliere ich in diesem Stadium den Überblick.

Verschiedene Ansätze - gleiches Ziel

Spontan fallen mir von der Sorte folgende ein: die Foundation for Defense of Democracies, die Alliance for Securing Democracy, Defend Democracy und Defending Democracy (die vermutlich besser ist, weil der Name auf "-ing" endet).

Um die Dinge noch verwirrender zu machen, habe ich an diesem Wochenende herausgefunden, dass es in Brüssel gleich zwei Anti-Russland-Gruppen mit auf bizarre Weise ähnlich klingenden Namen gibt. Natürlich wusste ich von unseren alten Freunden bei EUvsDisinfo, den "Mythenjägern", die im Grunde genommen inmitten einer Flut von Publicity aufgestellt wurden, um RTentgegenzuwirken, aber letztendlich nur langweilige Tabellenkalkulationen herauspumpen und meist subjektive Korinthenkackerei bei inländischer Presseberichterstattung in russischer Sprache betreiben.

Tatsächlich ist das ganze Projekt dermaßen gescheitert, dass sogar der EUObserver dessen Abschaltung gefordert und erklärt hat, es sei

eine staatliche Veröffentlichung, die nicht nur ihre eigenen Nachrichten verbreitet, sondern auch beurteilt, ob eine Veröffentlichung in den freien Medien die richtigen Ansichten enthält oder nicht.

An diesem Wochenende habe ich jedoch herausgefunden, haben Sie bitte Nachsicht, wenn es verwirrend ist, dass sich ein anderer Haufen von Lobbyisten "EU-Disinfo-Lab" nennt. Und ihre Gründer glauben, dass sie der Tatsache, dass "Desinformation keine Grenzen kennt", ein "Heilmittel" entgegensetzen können. Was sich ziemlich ehrgeizig anhört.

Aber woher bekommen sie ihr Geld?

Aus Russland.

Ja wirklich, ich scherze nicht.

Lassen Sie es mich erklären.

Mit Clownereien den Sommer stören

Also, im Grunde gibt es fünf von diesen Leuten. Und sie sprechen viele Sprachen, aber Nicolas hat einen "stark ablenkenden Akzent" und Martin einen "täuschend guten französischen Akzent". Inzwischen posieren sie wie Stand-up-Comedians gerne mit Mikrofonen in der Hand, wenn man ihrer "Über uns"-Seite glauben darf.

Allerdings ist ihr Programm nicht sehr lustig. Weil sie gerade in Frankreich für viel Aufruhr gesorgt haben, wie man sehen konnte. Und das im August – dem heiligen Urlaubsmonat. Was, wie jeder, der je dort war, weiß, einer Verärgerung der Saudis während des Ramadans gleichkommt.

Was sie getan haben, ist, einen Haufen hochkarätiger französischer Persönlichkeiten und Tausende von "normalen" Social-Media-Nutzern als "Russophile" zu outen. Nicht, weil die Betroffenen Puschkin rezitieren oder die Sprache so gut sprechen können, sondern weil sie "öffentlich und regelmäßig Artikel von RT und Sputnik [teilen], die staatlich finanzierte russische Medien sind" und so "den pro-russischen Narrativ" fördern.

Zu den bekannten Persönlichkeiten in diesem Zusammenhang gehören Oppositionsführer wie Marine Le Pen und Jean-Luc Melenchon, die die Aktivisten als "dumme Spione" bezeichnet haben. Und sogar Journalisten der Mainstream-Medien, darunter Ariane Chemin von der französischen Tageszeitung Le Monde, geraten ins Visier.

Um die Dinge noch unheimlicher zu machen, zeigten die Rohdaten, dass die Lobbyisten, Opportunisten, Obsessiven – wie immer man sie nennen will – die Twitter-Nutzer nach politischen Ansichten sortieren und sogar feststellen, ob diese "schwul", "jüdisch", "homo" oder "lesbisch" sind.

Bargeld lacht

Nun, hier wird es noch lächerlicher. Vorhersehbarerweise erhielt das EU-Disinfo-Lab Geld von George Soros, dem noch keine Anti-Kreml-Aktion untergekommen ist, die er nicht unterstützt hätte. Doch der ungarische liberale Held warf "nur" 25.000 US-Dollar in den Topf.

Eine viel größere Summe, nämlich 125.000 Dollar, kam indirekt aus Russland. Und zwar genauer gesagt - von RT. In der Tat, ich mache keine Witze.

Sie müssen wissen: Bevor die ganze Russland-Hysterie in den USA explodierte, hatte sich Twitter aktiv um RT-Werbung bemüht. Und die Verkaufsmasche hat offensichtlich funktioniert, weil besagtes Netzwerk über mehrere Jahre hinweg schätzungsweise 1,9 Millionen US-Dollar für Werbung ausgegeben hat. Im vergangenen Oktober kündigte der IT-Riese unter großem Druck aus der Heimat an, dass er RT nicht mehr auf seiner Plattform werben lassen und das bereits erhaltene Geld für "zivilgesellschaftliche" Projekte spenden werde.

Ein paar Monate später, mit einem opportunistischen Eifer, der für Think-Tanker typisch ist, schluckten die hungrigen Mitarbeiter des EU-Disinfo-Labs 125.000 Dollar dieses schnöden Mammons. Auf diese Weise haben diese Schwindler nun höchstwahrscheinlich russisches Geld benutzt, um demokratische französische Politiker, Journalisten und Tausende von regulären Personen der Gattung "Monsieur Tout-le-monde" als russische Betrüger zu diffamieren. Warten Sie ab, bis ich versuche, all das Andrej zu erklären.

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