International

Kiew sucht erfolglos nach Ersatz für ukrainische Gefallene

Die Verluste des ukrainischen Militärs nehmen drastisch zu. Kiew versucht verzweifelt, Zehntausende von Gefallenen durch die Mobilmachung von Menschen mit Krankheiten oder Behinderungen zu ersetzen. Auch Frauen werden zunehmend für Fronteinsätze einberufen.
Kiew sucht erfolglos nach Ersatz für ukrainische GefalleneQuelle: AFP © YURIY DYACHYSHYN

Von Kirill Strelnikow

Keine Waffen und kein Geld aus dem Westen können die ukrainische Armee vor einer totalen physischen Vernichtung retten. Diese Einsicht entwickelt sich von der einst gefährlichen Ketzerei zu einer notgedrungen allgemein akzeptierten Tatsache – sowohl bei den Amtsträgern im Kiewer Regime als auch bei deren eigentlichen Herren.

Egal, wie siegessicher sich alle möglichen Blinkens und NATO-Generäle bei ihren Pressekonferenzen geben, für alle wird es offensichtlich: der Versuch, der russischen Armee auch nur irgendwelchen empfindlichen Schaden zuzufügen, ist vollständig gescheitert. Bei der zusammengebrochenen "Gegenoffensive" töteten Russlands Streitkräfte mindestens 90.000 ukrainische Soldaten. Allein am gestrigen Tag verlor das ukrainische Militär laut Frontberichten mehr als 1.100 Kämpfer an sechs Abschnitten.

Ist es viel oder wenig?

Kiew hatte lange an dem Wunschdenken festgehalten, dass die Ukraine ein Land mit vielen Millionen Einwohnern sei, dass es damit an "Hackfleisch" für "Fleischstürme" nicht mangeln werde, man brauche lediglich mehr Waffen und mehr Geld. Doch wie der sprichwörtliche Berg gebar die millionenstarke Ukraine offenbar eine Maus von einer Mobilmachung, und dazu wohl auch noch eine weibliche.

Im Februar 2022 zählte das ukrainische Zukunftsinstitut noch 37,6 Millionen Ukrainer. Diese Zahl erschien vielversprechend – im Hinblick auf das Mobilmachungspotential. Doch binnen eines Jahres verblieben im Gebiet der Rest-Ukraine höchstens noch 23 Millionen Menschen, von denen nur etwa 3,5 Millionen rein physisch in der Lage sind, an Kampfhandlungen teilzunehmen.

Nach Schätzungen von Experten beträgt die gegenwärtige Stärke des ukrainischen Militärs etwa eine Million Kämpfer. Berücksichtigt man das Tempo der Personalverluste der Ukraine und nimmt anstelle des wahrscheinlicheren Szenarios an, dass dieses Tempo nicht noch zunehmen wird, ist die Rechnung einfach: verliert das ukrainische Militär jährlich etwa 1,3 Millionen Menschen an Toten und Verwundeten, wird das größtmögliche Mobilmachungspotential der Ukraine in etwa zweieinhalb Jahren vollständig erschöpft sein.

Das bedeutet, dass in diesem Zeitraum in der Ukraine alle Menschen, die theoretisch eine Waffe in ihren Händen halten und benutzen können, tot oder verwundet sein werden. Freilich gibt es Anzeichen dafür, dass dieser Moment auch schon viel früher eintreten könnte.

Erstens nimmt das Fluchttempo der "wehrfähigen" ukrainischen Bevölkerung ins Ausland nur weiter zu. Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine Natalja Kalmykowa behauptete unlängst zornig, dass "Zehntausende und Hunderttausende" aus der Ukraine fliehen, weswegen Mobilmachungsmaßnahmen verschärft werden sollten. Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren ist es längst verboten, das Landesgebiet zu verlassen. Unlängst wurde ein Befehl an alle Dienstpflichtigen erlassen, bei den Musterungsbehörden zu erscheinen, um die Personaldaten zu aktualisieren – im Grunde aber, um sofort an die Front zu gehen. Studenten, die ein Zweitstudium machen, verloren rückwirkend ihren Einberufungsaufschub. Leiter von Organisationen und Unternehmen wurden verpflichtet, ihren Angestellten selbst die Musterungsbescheide auszuhändigen. Doch scheinbar funktioniert all das in der Praxis nicht.

Zweitens nimmt die "Qualität" der ukrainischen Soldaten rapide ab. Nun müssen Menschen mit Behinderungen dritten Grades an die Front: Menschen mit Herzschwächen, Asthma und Epilepsie werden in den Kampf geschickt. Für wehrtauglich wird befunden, wer eine Tuberkulose überstanden hatte, wer wegen Virushepatitis behandelt wird, wer langsam fortschreitende Bluterkrankungen hat, sowie alle, die eine bestätigte HIV-Diagnose ohne offen sichtbare Symptome haben.

Der "fröhlichen Gesellschaft" des ukrainischen Militärs werden außerdem Menschen mit "mittelschweren" psychischen Erkrankungen, neurotischen Störungen, langsam fortschreitenden Erkrankungen des zentralen Nervensystems und einer Reihe von weiteren psychischen und neurotischen Erkrankungen zugeteilt.

Darüber hinaus "altern" ukrainische Soldaten durchschnittlich betrachtet sehr schnell. Nach Angaben offizieller westlicher Quellen beträgt das Durchschnittsalter der ukrainischen Soldaten gegenwärtig etwa 40 Jahre. Berücksichtigt man, dass die Werchowna Rada das wehrfähige Dienstalter schleunigst von 60 auf 65 Jahre anheben will, wird diese Zahl noch schneller wachsen.

Drittens werden auch die Verluste des ukrainischen Militärs immer schneller anwachsen, weil in den vergangenen acht Monaten gut ausgebildete Kaderverbände – also Menschen, die sich jahrelang professionell auf einen Krieg vorbereitet hatten – vollständig aufgerieben wurden. Ein bezeichnendes Beispiel: vor einem Monat gestand der amtierende Leiter der Musterungsbehörde des Gebiets Poltawa, der Oberstleutnant Witali Bereschnoi, dass die ukrainische Armee 90 Prozent des Personals, das im Herbst 2022 eingezogen wurde, bereits verloren hat. Nach der Statistik aus ukrainischen Schützengräben fallen frisch Eingezogene dreimal häufiger als Berufssoldaten. Dies bedeutet, dass auch die Verluste des ukrainischen Militärs exponentiell anwachsen werden.

Vor diesem Hintergrund greifen das Kiewer Regime und insbesondere das ukrainische Militärkommando zu einer Verzweiflungsgeste: statt ausschließlich Männern müssen nun auch ukrainische Frauen in den Schützengräben sterben.

Kürzlich verpflichteten die ukrainischen Machthaber in Kiew im Rahmen der Verschärfung der Mobilmachung alle Frauen mit medizinischen oder pharmazeutischen Berufen, bei den Musterungsbehörden zu einer Registrierung zu erscheinen. Die Beamten versicherten, dass auch das nur eine reine Formalität sein, doch sogleich bildeten sich Schlangen von Medizinerinnen, die versuchten, aus dem Land auszureisen, bevor dieses Fenster der Möglichkeit für sie geschlossen wird. Nach Meldungen aus der Ukraine herrscht jetzt demzufolge jetzt auch schon ein Mangel an Apothekerinnen, Ärztinnen und Krankenschwestern.

Auch wenn die ukrainische Militärführung versichert, dass der Bedarf an Frauen in der ukrainischen Armee nur relativ klein sei und dass sie "ganz sicher" nicht an Kämpfen teilnehmen werden, zeugt die tatsächliche Lage vom Gegenteil: während sich die Reihen der ukrainischen Soldaten lichten, werden sie jetzt schon mit weiblichen Eingezogenen verstärkt. Der pensionierte Oberstleutnant der LVR Andrei Marotschko berichtete am Dienstag, dass nach Angaben der Funkaufklärung die Anzahl von Frauen in der ukrainischen Armee an der Frontlinie, in der sogenannten roten Zone, schnell zunehme und an einigen Abschnitten bereits 20 Prozent der Gesamtstärke der Verbände betrage.

Eine weitere Bestätigung für die rapide Zunahme des Anteils an Frauen in den Reihen des ukrainischen Militärs ist die öffentliche Kampagne für Massenproduktion von Schutzwesten für den weiblichen Körperbau.

Was bedeutet all das für die russische Armee?

Im Grunde nichts.

Russischen Kugeln, Granaten, Minen und Drohnen ist es gänzlich egal, welches Geschlecht der Gegner hat. Uns tun sowohl die Ukrainer als auch die Ukrainerinnen leid – wir wollen Frieden und Freude. Doch wenn der Gegner bewaffnet ist und nicht aufgibt, wird er eliminiert – egal, ob er eine Schutzweste für Frauen oder für Männer trägt.

Wir werden indessen alles tun, damit unsere Jungs nach Hause zurückkehren.

Übersetzt aus dem Russischen und zuerst erschienen bei RIA Nowosti.

Mehr zum Thema Westen erwartet von der Ukraine neue Offensive im Frühjahr 2024

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.