Deutschland

Wolfgang Schäuble predigt: Deutsche Gesellschaft wird immer egoistischer

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble beklagt in einer Predigt den zunehmenden Egoismus in der deutschen Gesellschaft. Man schaue zu selten auf die, die weniger haben. Es grassiere eine "fiebrige Wut", die ihm Angst mache, so der frühere Bundesfinanzminister.
Wolfgang Schäuble predigt: Deutsche Gesellschaft wird immer egoistischerQuelle: www.globallookpress.com

In einer Predigt zum Buß- und Bettag im Berliner Dom hat Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble am Mittwoch den zunehmenden Egoismus in der deutschen Gesellschaft kritisiert. Man schaue selten auf diejenigen, die weniger haben als man selbst, so Schäuble.

Die Orientierung nach immer mehr Wohlstand führe zu einer Starre, Saturiertheit und Erwartungshaltung, die stark vom eigenen Ich geprägt sei. Der frühere Bundesinnen- und Bundesfinanzminister sagte weiter:

Wir müssen aufpassen, sonst verliert unsere Gesellschaft die Gemeinwohlorientierung und zerfällt weiter.

Schäuble kritisierte auch den Ton in aktuellen Debatten wie in der Migrations- und Asylpolitik. Dieser Ton mache ihm teilweise Angst. Es grassiere eine "fiebrige Wut". Dieser müsse die auch christlich geprägte Überzeugung "keine Gewalt" entgegengesetzt werden.

Gräben, die sich durch die Gesellschaft zögen, könnten in einem offenen Versöhnungsprozess überbrückt und wieder geschlossen werden. Dafür brauche die Gesellschaft "lebendigen Bezug zum Christentum", aus dem sich als wichtiges Korrektiv die Möglichkeit zur Umkehr ableite:

Buße ist heilsam, aber in unserem Alltag leider selten.

Buße helfe auch gegen "Allmachtsfantasien", so der CDU-Politiker. Schäuble predigte über den Bibelvers "Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben" aus dem Buch der Sprüche Salomos.

Der 77-jährige Schäuble gehörte von 1984 bis 1991 und von 2005 bis 2017 unter den Kanzlern Helmut Kohl und Angela Merkel der Bundesregierung an; von 1991 bis 2000 war er Fraktionsvorsitzender der Union im Bundestag, von 1998 bis 2000 CDU-Vorsitzender. Schäuble bestimmte die deutsche Politik über drei Jahrzehnte hinweg maßgeblich mit. 

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Als Bundesinnenminister wirkte er entscheidend an der Aushandlung des deutschen Einigungsvertrages mit. Als Bundesfinanzminister setzte er im Euroraum die sogenannte Austeritätspolitik durch, die zu einer drastischen Zunahme der Armut in den Ländern Südeuropas führte. Dazu sagte der evangelische Christ im Jahr 2013:

Ich bin bei aller krisenhaften Zuspitzung im Grunde entspannt. Weil, wenn die Krise größer wird, werden die Fähigkeiten, Veränderungen durchzusetzen, größer.

Seine Verwicklung in die CDU-Spendenaffäre kostete Schäuble im Jahr 2000 den Partei- und den Fraktionsvorsitz und eröffnete Angela Merkel den Weg an die Spitze. Schäuble hatte 1994 von dem Waffenhändler Karlheinz Schreiber eine Barspende in Höhe von 100.000 D-Mark entgegengenommen, die nicht ordnungsgemäß erfasst wurde, und darüber später öffentlich unzutreffende Angaben gemacht. 

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