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Raubtierkapitalismus: Prozess um erschlagenen Paketboten beginnt in Landshut

In Bayern beginnt ein Prozess gegen fünf Paketboten, die einen Kollegen mit einer Eisenstange erschlagen haben. An dem Fall zeigt sich, zu welchen Auswüchsen die Kombination aus Lohndrückerei und unkontrollierter Arbeitsmigration führen kann.
Raubtierkapitalismus: Prozess um erschlagenen Paketboten beginnt in Landshut© Twitter / GLS Germany

Vor dem Landgericht Landshut in Niederbayern hat am Dienstag der Prozess gegen fünf Paketboten aus Lettland und Litauen begonnen. Die Männer müssen sich wegen Totschlags verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, vor einem Jahr in Erding bei München einen Kollegen erschlagen zu haben.

Die Täter im Alter von 22 bis 48 Jahren sollen auf dem Parkplatz eines Kinos drei Männer angegriffen und einen von ihnen tödlich verletzt haben. Das Todesopfer war 52 Jahre alt und stammte aus der Ukraine.

Hintergrund der Tat waren Streitigkeiten um nicht gezahlte Löhne in der für schlechte Arbeitsbedingungen und Niedriglöhne berüchtigten Paketbranche. Die Opfer arbeiteten für dieselbe Firma wie die Tatverdächtigen. Es handelt sich um eine Zeitarbeitsfirma mit Sitz in Heidenheim, die für den Paketdienst GLS Pakete auslieferte. Die Männer waren dort als Zusteller und Lageristen beschäftigt.

Nach Recherchen von Antenne Bayern warb die Firma gezielt Arbeiter in osteuropäischen Ländern an. Die Chefs der Firma behaupteten später, nur Mitarbeiter mit legalen Papieren aus EU-Ländern angeworben zu haben. Die drei Männer, die in Erding angegriffen wurden, besaßen rumänische Papiere – doch diese waren gefälscht. Zwei der Männer stammten aus Tadschikistan, der dritte, das spätere Todesopfer, aus der Ukraine.

Antenne Bayern zitiert aus Protokollen, die die bayerische Polizei von der Vernehmung der beiden Tadschiken nach dem Tötungsdelikt angefertigt hatte. Die Arbeiter wurden demnach in einer Unterkunft der Firma in Taufkirchen bei München untergebracht und von dort regelmäßig zu einer GLS-Niederlassung in der Nähe von Erding zur Arbeit gebracht.

Den Männern wurde ein Monatslohn von 1.000 Euro versprochen. Nach Aussagen der Tadschiken bekamen sie von ihrem Chef Pässe ausgestellt, für die sie pro Stück 350 Euro bezahlen mussten. Von ihrem Lohn sahen sie – wenig. Einmal hätten sie für 15 Tage 150 Euro bekommen, ansonsten nichts.

Als sie ihrem Chef gegenüber im November 2017 auf die Auszahlung ihrer Löhne bestanden und beschlossen, bis zur Bezahlung den Firmenwagen zu behalten, wurden sie vor dem Erdinger Kino von einem Schlägerkommando überfallen. Dieses hatte sich vorher, auch das belegen Vernehmungsprotokolle der Polizei, Instruktionen bei besagtem Chef geholt. Die Schläger gingen mit einer Eisenstange auf die Männer im Auto los und verletzten einen von ihnen schwer, als er versuchte zu fliehen.

Ein Filmvorführer fand den Sterbenden mit schwersten Kopfverletzungen auf dem Bürgersteig. Seine Kollegen saßen verängstigt im Auto. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus gebracht, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Die Verdächtigen konnten dank der Aussagen des Filmvorführers, der sich ihr Kennzeichen gemerkt hatte, am nächsten Morgen festgenommen werden.

Die Verdächtigen sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat gegen sie Anklage wegen Totschlags erhoben, ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen. Der Chef der Zeitarbeitsfirma ist bisher nicht angeklagt worden. Nach Aussage der Staatsanwaltschaft werde gegen ihn wegen des Verdachts auf Anstiftung zur Körperverletzung ermittelt. Gegen die Firma laufe eine Ermittlung wegen Urkundenfälschung.

GLS selbst ist nicht in das Verbrechen involviert. Eine Sprecherin zeigte sich gegenüber Antenne Bayern schockiert über das Verbrechen. Mit der Firma arbeite man nicht mehr zusammen, seit man von der Polizei erfahren habe, dass sie offenbar Arbeiter mit falschen Papieren vermittelt.

Das Verbrechen lässt sich als tragischer Einzelfall darstellen. Doch es ist mehr. Bei näherem Hinsehen zeigt sich an ihm geradezu beispielhaft, wie die Kombination aus Lohndrückerei und unkontrollierter Arbeitsmigration quasi mafiöse Strukturen wuchern lässt, die eine Bedrohung für die innere Sicherheit darstellen – und für die Menschen, die sich ihnen ahnungslos ausliefern.

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