Gesellschaft

Postkarten auf Birkenrinde – Sohn eines Wehrmachtoffiziers schenkt russischem Archiv Dokumente

Am 27. September fand in Moskau die Übergabe des Archives des Wehrmachtoffiziers Michael Wechtler an das russische Militärarchiv statt. RT war vor Ort und sprach mit Wechtler über die Geschichte seines Vaters und die Haltung der jüngeren Generation zum Krieg.
Postkarten auf Birkenrinde – Sohn eines Wehrmachtoffiziers schenkt russischem Archiv DokumenteQuelle: Sputnik

Der ehemalige Offizier des 45. Infanteriedivision der Wehrmacht Michael Wechtler war einer der Ersten, der als Invasor am frühen Morgen 22. Juni 1941 sowjetischen Boden betrat – er nahm an der Erstürmung der Brester Festung im heutigen Weißrussland teil. Damals konnten Sowjetsoldaten, die vom Angriff im Schlaf überrascht wurden, die Festung mehrere lang Tage halten – während die Hitler-Truppen andernorts schnell vorrückten.

Wechtler überlebte den Krieg. Im Jahre 1993 übergab er dem Memorialkomplex "Brester Heldenfestung" sein Privatarchiv aus Fotos und Fotonegativen aus der Kriegszeit. Heute sind seine Zeitzeugenberichte vom Krieg Bestandteil der Exposition der Museen in Brest und Wien sowie Gegenstand wissenschaftlicher Arbeit.

Sein Sohn Dietmar Wechtler setzt das Mitwirken seines Vaters am Austausch mit der russischen Seite fort. Im Dezember 2017 übergab er weitere Dokumente an das Russische Staatliche Militärarchiv. Am 27. September schloss man die Übergabe in Moskau feierlich ab. Vertreter der deutschen Bundeswehr nahmen an der Aktion ebenso teil wie russische Kriegsveteranen und Wissenschaftler.

Unter den Dokumenten der damaligen Zeit gibt es auch drei auf Birkenrinde geschriebene Postkarten von Michael Wechtler an seine Mutter:

Mein Vater lag, bevor der Kampf gegen Russland losging, in einem Birkenwäldchen vor Brest. Das waren ein paar Tage. Und er hat die Rinde von den Birken abgeschält und darauf an seine Mutter geschrieben", sagte er.

An diesen drei Dingen habe Dietmar Wechtler sehr gehangen und tue es immer noch: "Aber ich kann mir vorstellen, dass es in einem Archiv – ich konnte mich letztes Jahr davon überzeugen – gut aufbewahrt ist und gut und mit Respekt damit umgegangen wird. Ich hoffe, dass man mithilfe dieser Dinge lernt, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen."

Die Aktion der Übergabe von Dokumenten bewertend, unterstrich Gleb Semjonow, Erzpriester der Russischen Orthodoxen Kirche und studierter Historiker, dass Deutschland wohl das herausragende Beispiel für die sittliche Einschätzung der eigenen Geschichte liefere:

Dazu waren Mut und ein gewisser gesunder Menschenverstand erforderlich. Und nicht nur die hochrangigen Politiker Deutschlands, sondern auch die ganze deutsche Nation haben dies an den Tag gelegt. In dieser Hinsicht wurde gewiss ein Vorbild gegeben.

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