Europa

Zum 80. Jahrestag des Münchner Abkommens: 200 Geheimdokumente in Moskau ausgestellt (Video)

Die Münchner Konferenz wurde zum Höhepunkt der sogenannten Beschwichtigungspolitik und führte damit zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Das Föderations-Archiv in Moskau eröffnet zum 80. Jahrestag des Abkommens die Ausstellung "München 38. Am Rande der Katastrophe".
Zum 80. Jahrestag des Münchner Abkommens: 200 Geheimdokumente in Moskau ausgestellt (Video)Quelle: Sputnik

Mit der Unterzeichnung des Münchner Abkommens in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 wurde die Tschechoslowakei verpflichtet, das Sudetenland zu räumen: Die Hitler-Truppen nahmen daraufhin die Region ohne Gegenwehr ein. Wenige Monate später war die ganze Tschechoslowakei besetzt. Am 19. September 2018 wurde in Moskau eine Ausstellung eröffnet, die den geheimen Absprachen der Westmächte mit Hitler-Deutschland über die schrittweise Zertückelung der Tschechoslowakei gewidmet ist. 

Der russische Außenminister Sergei Lawrow betonte bei der Eröffnung der Ausstellung:

Das Münchner Abkommen ist ein klassisches Beispiel dafür, zu welchen katastrophalen Folgen die Missachtung der Völkerrechtsnormen, der Glaube an die eigene Exklusivität und Unfehlbarkeit, eine Priorisierung des nationalen Egoismus führen können. Die Lehren aus diesem Ereignis sollten uns allen eine Warnung sein, insbesondere, wenn man die Realitäten unserer Gegenwart berücksichtigt.

Die Sammlung zeigt über 200 historische Objekte – geheime Nachrichten, Protokolle, einzigartige Fotos und Filmchroniken. Sie beginnt mit zwei wichtigen Dokumenten. Das eine ist die Hoßbach-Niederschrift – ein historisches Dokument, das ohne Auftrag angefertigt wurde und Hitlers Angriffslust belegt. Bei diesem Treffen am 5. November 1937 wurde u.a. beschlossen, Österreich und die Tschechoslowakei zu annektieren, um Deutschlands militärpolitische Lage in Mitteleuropa zu verbessern. Das zweite Dokument ist die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen dem zukünftigen britischen Außenminister, Lord Halifax, und Adolf Hitler.

Während dieses Gespräches hat Lord Halifax deutlich gemacht, dass Großbritannien bereit ist, Deutschland in Mittel- und Osteuropa Handlungsfreiheit zu geben", sagte der Betreuer der Ausstellung Waleri Arzybasсhew.

Die Besucher haben außerdem die Möglichkeit, zwei Telegramme von US-Präsident Roosevelt an den Reichskanzler Adolf Hitler sowie ein Antworttelegramm von Hitler an Roosevelt zu lesen. Darin ruft Roosevelt den Reichskanzler auf, den deutsch-tschechischen Konflikt auf eine "friedliche, gerechte und konstruktive Weise" zu lösen. In seinem Antwortschreiben erklärte Hitler, dass er seine Politik in Bezug auf die Tschechoslowakei ausgehend vom Interesse des deutschen Volks durchführen werde. Die Tschechoslowakei sollte ihm zufolge selbst bestimmen, ob sie einen Krieg will oder nicht. Die beiden Dokumente werden gewöhnlich im deutschen Außenministerium aufbewahrt.

In einem chiffrierten Telegramm aus der Schweiz an den sowjetischen Außenminister Litwinow teilte sein Informant ihm mit, dass die Franzosen "sich blöd anstellen und tun, als ob sie unsere Vorschläge nicht verstehen". Diese sahen nicht nur die Abstimmungen beim damaligen Völkerbund, sondern auch eine militärische Antwort auf die Handlungen Hitlers vor. Wie andere Dokumenten belegen, zog Moskau - mit Zusagen aus Bukarest - Truppenverlegungen über Rumänien in Erwägung. 

Die Ausstellung bringt auch die heute fast vergessene Rolle Polens bei der Teilung der Tschechoslowakei ans Tageslicht. Die sowjetischen Informanten verwiesen auf eine wachsende "Enttäuschung" in Polen wegen dessen zweitrangiger Stellung in Europa. 

Meine Kollegen aus den diplomatischen Korps in Großbritannien und Schweden sagen, dass Warschau gegen Tschechen eintritt, selbst wenn die Deutschen das nicht wollen", schrieb der Militärattaché Rybalko aus Polen nach Moskau.

Die Beteiligung der ausländischen Gäste zur Ausstellungseröffnung fiel unterschiedlich aus. Die Französische Botschaft schickte den "dritten Mann" ihrer Moskauer Vertretung, während die Britische Botschaft der Ausstellung fernblieb, schreibt Le Figaro. Die französische Zeitung merkt auch an, dass der Text, der am 29. September 1938 in München unterschrieben wurde, im Russischen nicht Abkommen genannt, sondern als "Komplott" bezeichnet wird. Die Ausstellung sei für den Kreml ein weiterer Anlass, den Westen wieder zu kritisieren.

  

Der deutsche Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch erinnerte die Anwesenden in seiner Ansprache daran, dass nach dem Münchner Abkommen der Molotow-Ribbentrop-Pakt über die Teilung Europas folgte. Diese zwei Ereignisse könne man nicht getrennt voneinander sehen. 

Auch der tschechische Botschafter Witeslaw Piwonka besuchte die Ausstellung am Eröffnungstag. Sie dokumentiert auch, wie das Münchner Abkommen aus tschechischer Sicht beurteilt wurde. Wie in einem der Geheimtelegramme aus der sowjetischen Botschaft in Prag an Moskau mitgeteilt, beklagte sich der Präsident der Tschechoslowakei Edward Benesch darüber, dass Frankreich und Großbritannien ihn daran hinderten, Hilfe aus der UdSSR anzunehmen. Er warf den europäischen Mächten vor, eine zu pessimistische Sicht auf die Entwicklung in der UdSSR zu pflegen. Sie seien sicher gewesen, dass das "stalinistische Regime seine Stabilität eingebüßt hat". In einer anderen Geheimdepesche, die in der Ausstellung zu lesen ist, sagte der verratene Staatschef der Tschecholsowakei nach seinem Rücktritt, dass "im Osten die Tschechoslowakei einen Freund hat, der bis zuletzt seinen Verpflichtungen treu geblieben war".

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