Gesellschaft

Umfrage: Die Mehrheit der Österreicher ist "genervt" von "vorgeschriebener Meinung"

Eine Umfrage in Österreich zeigt, dass ein Großteil der Befragten Angst hat, seine Meinung frei zu äußern, selbst im Internet. Die Hälfte hält die "politische Korrektheit" für übertrieben und befürchtet, dass ihre Ansichten für "rechts" erklärt werden.
Umfrage: Die Mehrheit der Österreicher ist "genervt" von "vorgeschriebener Meinung"Quelle: Gettyimages.ru © Peter Cade

Ihrem Selbstverständnis nach sind die Österreicher tolerante Menschen, die gut damit umgehen können, dass andere anderer Meinung sind als sie selbst. So sehen sie sich zumindest selbst laut einer repräsentativen Umfrage, welche die österreichische Zeitung Der Standard in Auftrag gegeben hat. 

Doch wenn es darum geht, eine eigene Meinung zu äußern, gerät zumindest die Hälfte der Befragten ins Grübeln, ob "es einem passieren kann, dass man dafür ungerechtfertigt nicht etwa in das 'rechte Eck' gestellt wird". Nur 33 Prozent haben davor keine Angst. 

Umgekehrt halten es nur 33 Prozent für möglich, dass man bei einer freien Meinungsäußerung in das "linke Eck" gestellt werden kann, und 45 Prozent meinen, dies sei unwahrscheinlich. 

Laut Umfrage ist es auch schwer, einen Ort zu finden, wo man sagen darf, was man wirklich denkt. Nur 29 Prozent der Befragten meinen, das wäre im Internet möglich, und 36 Prozent meinen, dies wäre am ehesten nur noch im privaten Kreis möglich.

53 Prozent stimmen der Aussage zu: "Das, was ich wirklich denke, behalte ich lieber für mich." 40 Prozent lehnen diesen Standpunkt ab, sie stehen also zu ihrer Meinung; die restlichen sieben Prozent machen dazu schon in der anonymen Umfrage gar keine Angabe.

Die Befragung zeigt deutliche Unterschiede zwischen ländlicher Bevölkerung (da halten sich 60 Prozent mit ihrer Meinung lieber bedeckt) und den Städtern: In Wien und den Landeshauptstädten stehen 50 Prozent der Befragten zu ihrer Meinung, 43 Prozent behalten sie lieber für sich.

Es gibt auch starke Unterschiede entlang der Parteigrenzen: Während bekennende Wähler der Grünen und der liberalen Neos mit großer Mehrheit sagen, dass sie zu ihrer Meinung stehen, sagen zwei von drei FPÖ-Anhängern, dass sie sich oft mit Meinungsäußerungen zurückhielten.

Auch viele andere Antworten weisen auf die Existenz einer sogenannten Schweigespirale hin. Sie hält die Bereitschaft der Menschen zurück, sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen, wenn sie sich von dem durch Medien vorgegebenen Meinungsklima unterscheidet. 

So denken einerseits 52 Prozent der Befragten, dass andere Menschen in Österreich in Wirklichkeit genauso denken wie sie. Das ist klare relative Mehrheit, da nur 18 Prozent dieser Annahme "eher nicht zustimmen können".  

Auf der anderen Seite steht wiederum ein Großteil der Österreicher dem im eigenen Land vorherrschenden Meinungsklima kritisch gegenüber. Auf die etwas provokant formulierte Frage: "Es geht mir auf die Nerven, dass einem immer mehr vorgeschrieben wird, was man sagen darf und wie man sich zu verhalten hat" antworteten 57 Prozent der Umfrageteilnehmer mit "Ja". 34 Prozent hielten dagegen. 

Diese Aussagen werden weitgehend durch andere Fragen bestätigt. So halten 49 Prozent der Befragten die "political correctness" für übertrieben. Bei nur 29 Prozent der Gegenstimmen bilden sie damit auch die relative Mehrheit. Um eine "gendergerechte Sprache" bemühen sich nur 35 Prozent, 55 Prozent tun das nicht.

Auch die speziell zu Tabuthemen gestellte Frage bestätigt die Existenz der Schweigespirale. 53 Prozent der Befragten meinen, dass es "ungeschriebene Gesetze" gebe, die bestimmen, "welche Meinungen akzeptabel und welche tabu sind", bei FPÖ-Anhänger sind es sogar zwei Drittel.

Meinungsforscher David Pfarrhofer, dessen Institut die Umfrage für den Standard  durchgeführt hat, weist darauf hin, dass in Deutschland in einer vergleichbaren Umfrage sogar 63 Prozent sagten, dass es solche 'ungeschriebenen Gesetze' gebe. "Und ebenso wie in Deutschland sagen bei uns 57 Prozent, dass es ihnen auf die Nerven geht, dass einem immer mehr vorgeschrieben würde, was man sagen darf und was nicht", ergänzte er. 

Diejenigen Parteien und Bewegungen, die an "gewissen Tabus rütteln" wie "Querdenker" oder FPÖ, hätten laut Pfarrhofer eben aus diesem Grund Erfolg, die Menschen für sich zu gewinnen – "weil da manche Wähler vielleicht merken, dass sie mit ihren sonst wenig akzeptierten Meinungen eben doch nicht allein sind".

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