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"Greta-Effekt" bei Parlamentswahlen? Grüne Welle fegt über die Schweiz

Vor der Parlamentswahl in der Schweiz sagten Umfragen eine grüne Welle voraus. Erste Ergebnisse bestätigen das. Federn lassen müssen die Rechtskonservativen der SVP. Auch die Sozialdemokraten und die FDP verlieren Sitze im Nationalrat.
"Greta-Effekt" bei Parlamentswahlen? Grüne Welle fegt über die SchweizQuelle: Reuters

Bei der Parlamentswahl in der Schweiz hat sich am Sonntag ein klarer Rutsch Richtung grün abgezeichnet. Im bislang stets konservativ wählenden Kanton Glarus schaffte ein grüner Politiker eine kleine Sensation. Auch in vielen anderen Kantonen legten grüne Kandidaten nach ersten Auszählungsergebnissen zu.

Die rechtskonservative SVP war vielerorts auf der Verliererstraße, auch, wenn sie mit Abstand wählerstärkste Partei bleiben dürfte. Der "Greta-Effekt" hatte offenbar mit der Mobilisierung der Jugend das Klimathema auch in der Schweiz auf der Tagesordnung ganz nach oben gebracht. Die SVP, die 2015 fast 30 Prozent der Stimmen geholt hatte, dürfte demnach einige Prozentpunkte einbüßen.

"Wir stellen uns auf acht bis zehn Sitzverluste ein", sagte SVP-Generalsekretär Emanuel Waeber vor laufenden Kameras. Umfragen hatten eine grüne Welle vorausgesagt. Laut ersten Hochrechnungen ist dies auch eingetroffen.

So kam die SVP auf 26,3 Prozent, was ein Minus von 3,1 Prozentpunkten im Vergleich zu den letzten Wahlen im Jahr 2015 bedeutet, die Sozialdemokraten der SP auf 16,5 (-2,6 Prozent) und die Freisinnigen der FDP auf 15,2 (-1,2 Prozent). Mit einem Stimmenzuwachs von bislang 5,6 Prozent kamen die Grünen der GPS auf 12,7 Prozent.

Das Ausmaß der Verschiebungen sei sehr groß, sagte Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern bei SRF: Das sei ein "unglaublicher Aufstieg" der Grünen. Einen Zuwachs von über 5 Prozentpunkten gebe es in der Schweiz selten.

In einer Stellungnahme zur ersten Hochrechnung bei SRF zeigt sich der grüne Fraktionspräsident Balthasar Glättli äußerst glücklich darüber, dass das grüne Thema nun endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Besonders stark legten die Grünen in Basel-Stadt und Genf zu.

FDP-Fraktionschef Beat Walti ist seinerseits der Meinung, dass seine Partei mit einem blauen Auge davongekommen sei. Und Adrian Amstutz, Wahlkampfleiter der SVP, vertritt die Ansicht, dass die Verluste angesichts des starken Gegenwindes, dem sich seine Partei gegenüber gesehen habe, einigermaßen in Grenzen geblieben seien.

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Das Wahlergebnis dürfte auf die Regierung dennoch kaum Auswirkungen haben. Die Schweiz wird seit 60 Jahren praktisch von den gleichen vier größten Parteien regiert. Die Regierungsgeschäfte führt ein siebenköpfiger Bundesrat im Konsens. Die Stärke einer Partei wird im Bundesrat üblicherweise erst nach zwei Wahlen in Folge mit starkem Stimmenzuwachs angepasst. So war es bei der SVP, die ihren Wähleranteil zwischen 1995 und 2003 bei zwei Wahlen fast verdoppelte, ehe sie auf Kosten einer christlichen Mittepartei einen zweiten Sitz im Bundesrat bekam.

Neu besetzt wurden die 200 Sitze im Nationalrat und die 46 Sitze im Ständerat. Wahlberechtigt waren knapp 5,4 Millionen Bürger. Die Wahlbeteiligung lag aber zuletzt unter 50 Prozent. Politologen erklären dies damit, dass die Schweizer mindestens viermal im Jahr bei Volksabstimmungen ihre Meinung sagen können.

(dpa/rt deutsch)

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