Europa

Menschenhandel mit vietnamesischen Kindern: Aus niederländischen Heimen auf britische Cannabisfarmen

Eine Untersuchung der niederländischen Tageszeitung Observer hat ergeben, dass in den letzten fünf Jahren mindestens 60 vietnamesische Kinder aus niederländischen Unterkünften verschwunden sind. Ihr Ziel: Großbritannien.
Menschenhandel mit vietnamesischen Kindern: Aus niederländischen Heimen auf britische CannabisfarmenQuelle: Reuters

Niederländische Polizei- und Einwanderungsbeamte vermuten, dass die Kinder in Großbritannien landen und auf Cannabisfarmen und in Nagelstudios arbeiten müssen. Die Ergebnisse der Untersuchung werfen ernste Fragen über die Bemühungen der EU-Staaten zur Verhinderung des Handels mit gefährdeten Kindern auf und zeigen die Mängel der britischen und niederländischen Behörden bei der ordnungsgemäßen Betreuung unbegleiteter Minderjähriger auf.

Die niederländische Polizei gibt an, dass viele vietnamesische Kinder undokumentiert nach London und Birmingham reisen. Nur wenige von ihnen wurden jemals identifiziert. In einem Fall wurde ein 17-jähriger vietnamesischer Junge aus einem Heim in den südlichen Niederlanden verschleppt, um auf einer Cannabisfarm in Großbritannien zu arbeiten, bevor er die Hilfe der britischen Polizei suchte, die ihn rettete.

Wenn unbegleitete minderjährige Asylbewerber in die Niederlande einreisen, stellt ihnen die niederländische Organisation Centraal Orgaan Opvang Asielzoekers (COA: Central Agency for the Reception of Asylum Seekers) einen Vormund zur Verfügung, der sie im Asylverfahren unterstützt. Wenn die niederländischen Behörden der Ansicht sind, dass ein Kind dem Risiko des potenziellen Menschenhandels ausgesetzt sein könnte, werden sie in eine von zwei geschützten Unterkünften oder sogenannte Beschermde Opvang (Schutzräume) gebracht.

Johan van der Have, Leiter der COA, sagte dazu, dass trotz der Bemühungen seiner Organisation zum Schutz vietnamesischer Kinder viele einfach aus den Unterkünften verschwinden. "Die Minderjährigen verschwinden, egal was wir tun." Die niederländische Zeitung Observer hat interne E-Mails von der COA und der Polizei gesichtet, in denen die Strecken angegeben sind, die die vietnamesischen Kinder zurücklegen, um aus den Unterkünften zu entkommen. Sie studieren oft Karten, schärfen Messer, um Fenster zu öffnen, und manipulieren Feueralarmanlagen. In den Berichten heißt es, dass Menschen, die in den Schutzräumen arbeiten, versuchen würden, die Flucht der Kinder zu verhindern, aber selten erfolgreich sind.

Die Besorgnis über den Zugang von Menschenhändlern zu diesen Unterkünften hat zugenommen. Victoria, eine Koordinatorin der Unterkunft in einem Dorf im Norden des Landes, sagte gegenüber der Zeitung, dass die geschützten Unterkünfte von Menschenhändlern als Aufenthaltsorte für die Kinder genutzt werden, wo die illegal und unbegleitet ins Land gekommenen Minderjährigen wohnen können, während sie darauf warten, von den Schlepperbanden abgeholt zu werden. "Mir wurde klar, dass die Unterkunft als Zwischenstopp auf dem Weg nach England genutzt wurde", so die Koordinatorin. Die Menschenhändler, teilweise aus osteuropäischen Ländern stammend, warten oft vor der Unterkunft im Auto, um die Kinder abzuholen.

Das Vereinigte Königreich gilt als Endziel für den Schlepperring, dessen Route in Vietnam beginnt und sich über Osteuropa sowie die Niederlande und Frankreich zieht. Laut der niederländischen Polizei ist das Vereinigte Königreich ein attraktives Schmuggelgebiet, weil Kinder, die Opfer von Menschenhandel werden, auf Cannabisfarmen und in Nagelstudios monatlich Tausende von Pfund verdienen können. Offizielle britische Zahlen zeigen, dass jedes Jahr Hunderte von vietnamesischen Kindern in das Land verschleppt werden, aber die tatsächliche Zahl wird viel höher eingeschätzt. Vietnamesische Staatsangehörige werden einheitlich als eine der drei am häufigsten betroffenen Gruppen geführt, die als potenzielle Opfer von Menschenhandel im Vereinigten Königreich identifiziert wurden, wie durch den nationalen Überweisungsmechanismus (NRM) der Regierung gekennzeichnet. In den Jahren 2009 bis 2018 wurden insgesamt 3.187 vietnamesische Erwachsene und Kinder in den NRM aufgenommen.

Die niederländische Regierung bestreitet nach wie vor, dass es ein Problem gibt. Mark Harbers, der niederländische Staatssekretär für Justiz und Sicherheit, erklärte, dass frühere Ermittlungen wegen des Verschwindens einiger minderjähriger Asylbewerber nicht zu Beweisen für kriminelle Handlungen geführt hätten. "Den Durchführungsorganisationen sind derzeit auch keine Informationen bekannt, dass ein Netzwerk von Menschenschmugglern am Verschwinden minderjähriger vietnamesischer Migranten beteiligt ist."

Herman Bolhaar, der niederländische nationale Berichterstatter für Menschenhandel, sagte, dies sei ein internationales Problem, das eine internationale Untersuchung erfordere. "Der Umfang dieser Angelegenheit ist sowohl in den Niederlanden als auch international so groß, dass dies ein Problem von großer Bedeutung ist. Man kann uns nicht beruhigen, wenn man nicht genau weiß, wo diese Kinder jetzt sind und wo sie hingekommen sind. Eine internationale eingehende Untersuchung ist wirklich notwendig, um das in den Griff zu bekommen."

Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte: "Die moderne Sklaverei ist ein abscheuliches Verbrechen, das diese Regierung ausrotten will. Alle Grenzschutzbeamten an der Front sind geschult, wie man potenzielle Kinder, die Opfer der modernen Sklaverei und des Menschenhandels geworden sind, sowie diejenigen, die sie ausbeuten wollen, identifiziert und wie man damit umgeht."

 

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