Zum einjährigen Pegida-Jubiläum - Zunehmende Gewalt und Hetze demaskiert die "Bewegung"

Die Pegida-Bewegung hat am Montag in Dresden ihren ersten Jahrestag gefeiert – mit einem Hassprediger, der unter Beifall und Gelächter über außer Dienst gestellte KZ sprach sowie dem Zusammenschlagen von Journalisten, darunter einem Kameramann von RT Ruptly.
Zum einjährigen Pegida-Jubiläum - Zunehmende Gewalt und Hetze demaskiert die "Bewegung"Quelle: Reuters © Hannibal Hanschke

Wer die Entwicklung Pegidas, die es nicht geschafft hat, sich außerhalb ihrer „Hauptstadt der Bewegung“ dauerhaft zu etablieren, über das erste Jahr ihres Bestehens verfolgt hat, kann nicht verwundert darüber sein, dass diese sich stetig und nicht nur verbal radikalisierte und nun offenbar an jenem Punkt angelangt ist, da die potentielle Gewaltbereitschaft eines Teils ihrer Anhängerschaft zunehmend in praktizierte Gewalt umschlägt.

So wurde beispielsweise im Umfeld der gestrigen Veranstaltung ein Kameramann der RT-Video-Agentur Ruptly von einer Gruppe gewaltbereiter PEGIDA-Anhänger zusammengeschlagen und seine Kamera zerstört. Ein ähnliches Schicksal erlitten auch andere Journalisten. RT Ruptly hatte mehrfach Veranstaltungen von Pegida kommentarlos übertragen, um dem interessierten Publikum eine Gelegenheit zu geben, sich selbst ein Bild von den handelnden Personen und den dort vertretenen Inhalten zu verschaffen – offenbar war dies einigen der Teilnehmern bereits zuviel der Demaskierung.

Bezeichnend dafür, wo Pegida mittlerweile angekommen ist, war am Montag nicht zuletzt die Rede des Schriftstellers Akif Pirincci, der einst in den 1980er Jahren durch Kriminalromane wie „Felidae“ zu vorübergehendem Ruhm gekommen war, diese Popularität aber nicht aufrechterhalten konnte. Im Jahre 2012 begann er sich rechtsextremen Publikationen als Autor anzudienen und verfasste für diese in primitiver Fäkalsprache gehaltene Essays wie den auf „Achse des Guten“ erschienenen Text „Das Schlachten hat begonnen“, in dem er muslimischen Einwanderern unterstellte, durch Prügelattacken und Vergewaltigungen einen Völkermord gegen Deutsche zu planen. Die Bloggerin Kübra Gümüsay nannte ihn und weitere säkularisierte Persönlichkeiten aus dem Einwanderermilieu, die sich rassistischen Kräften der Mehrheitsgesellschaft andienen, „Haustürken“ – in Anspielung an den Begriff „House Negro“, den der US-Bürgerrechtler Malcolm X. in seiner berühmten Rede „Message to the Grass Roots“ mit Blick auf assimilierte Afro-Amerikaner verwendete.

Pirincci sprach gestern unter Beifall der Pegida-Teilnehmer anderem davon, dass „die KZs [...] ja leider derzeit außer Betrieb“ seien, hetzte gegen Asylbewerber und erklärte, Moslems würden vergewaltigend „Ungläubige mit ihrem Moslemsaft vollpumpen“ – wobei er offenbar durch die „Samenkanonen“-Rede des NPD-Spitzenpolitikers und Landtagsfraktionschefs in Mecklenburg-Vorpommern, Udo Pastörs, inspiriert war, die dieser 2009 in Saarbrücken gehalten hatte und für die er 2010 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde.

Erst nach einer halben Stunde in diesem Duktus mischten sich in den Beifall und das Gelächter auch Unmutsäußerungen. Und Versammlungsleiter und Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann sah sich dazu veranlasst, die Rede abzubrechen und Pirincci von der Bühne zu holen. Später sprach Bachmann auf seiner Facebook-Seite von einem "gravierenden Fehler".

Ihre Wirkung hatte die nicht vollendete Rede indessen nicht verfehlt: Nach Ende der Veranstaltung kam es noch zu mehreren Übergriffen rechtsextremer Gewalttäter gegen Gegendemonstranten und Einwanderer. Unter anderem soll mehreren Berichten zufolge auch ein unbeteiligter Marokkaner am Bahnhof Mitte von Teilnehmern der Pegida-Demo zusammengeschlagen worden sein.

Sicherlich finden sich bei Pegida auch Teile eines Kleinbürgertums, das sich nicht aus xenophoben Motiven sondern aus existenzieller Angst vor sozialer Marginalisierung, Altersarmut und einer allgemeinen Malaise jeden Montag auf den Weg in die Dresdener Innenstadt begibt, um ihren gesellschaftlichen Unmut kundzutun.

Es bleibt aber nichtdestotrotz festzuhalten, dass all diejenigen, die zu Pegida-Aufmärschen gehen, rassistische und fremdenfeindliche Parolen erwarten und die beinahe ausnahmslos von Hetzcharakter geprägten Redebeiträge billigen. Kollektive Unmutsäußerungen oder Selbstkritik der Pegida-Teilnehmer hat man bisher bei rassistisch und islamophob intendierten Redebeiträgen eines Lutz Bachmanns oder eines Geert Wilder nicht erlebt.

Seit gestern sollte es damit dem letzten Gutgläubigen und Relativierer wie Schuppen von den Augen gefallen sein, dass dringend nötige gesellschaftliche Veränderungen für den kleinen Mann und Frau sicher nicht aus dem rassistischen Bodensatz der Pegida-Bewegung erwachsen werden.

Dass es auch ohne programmatische Fremdenfeindlichkeit geht, jede Woche tausende Menschen auf die Straße zu bewegen, beweist indes die neue Bewegung "Wir sind Deutschland", die seit einigen Wochen steigende Teilnehmerzahlen in Plauen zu verzeichnen hat:

 

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