Russland

Russische Botschaft: Zum Gedenken an den Beginn der Blockade von Leningrad

In diesen Tagen jährt sich der Beginn der Blockade Leningrads zum 82. Mal. Die bundesrepublikanisch-deutsche Seite tut sich, entgegen aller Bekundungen, schwer mit dem Gedenken. Und bis heute pflegt Berlin die sowjetischen Opfer des nazi-deutschen Vernichtungskrieges zu hierarchisieren.
Russische Botschaft: Zum Gedenken an den Beginn der Blockade von LeningradQuelle: Sputnik © Александр Гальперин/РИА Новости

In der vergangenen Woche hatten sich die Überlebenden der Leningrader Blockade mit einem Appell an die Bundesregierung gewandt, endlich keine Unterschiede mehr zwischen den überlebenden Opfern der Blockade zu machen (RT DE berichtete). Bisher haben nur überlebende jüdische Opfer eine humanitäre Entschädigung aus Deutschland erhalten.

82. Jahrestag

Heute hat die Botschaft der Russischen Föderation in Berlin mit einem Kommentar zum Jahrestag des Beginns der Leningrader Blockade Stellung genommen. Darin unterstreicht die russische Seite das bis heute "schmerzvolle" Gedenken an die Blockade durch die "Kriegshorden Nazi-Deutschlands und dessen Handlanger".

Festgehalten wird, dass das "Ausmaß an Brutalität und Unmenschlichkeit in der Menschheitsgeschichte einmalig" gewesen ist. Erinnert wird daran, dass "das von der Rassenideologie getriebene nationalsozialistische Regime" mit seinem Überfall auf die Sowjetunion "von vornherein zum Vernichtungskrieg" entschlossen war. Leningrad sollte, wenn es nach dem Willen der Nazi-Führung und Wehrmachtsgeneräle gegangen wäre, vom "Antlitz der Erde getilgt werden". Die russische Botschaft erinnert an den Befehl Hitlers, mit dem die Blockade Leningrads und seine völlige Zerstörung angeordnet wurden:

"Am 22. September 1941 unterzeichnete Hitler eine Direktive mit dem Titel 'Über die Zukunft der Stadt Petersburg'. Dieser zufolge sollte Leningrad eng eingeschlossen werden und durch Beschuss mit Artillerie und laufendem Bombeneinsatz dem Erdboden gleichgemacht werden. Eventuelle Bitten um Übergabe und Evakuierung der Zivilisten sollten abgeschlagen werden. Laut Planung der Hitleristen sollten alle Einwohner Leningrads sterben."

Die deutschen Pläne gingen jedoch nicht auf. Weder haben sich die Bewohner der Newa-Metropole ergeben, noch gelang es den Deutschen, die Stadt zu zerstören. Allerdings mussten dafür schreckliche Opfer gebracht werden. Die Botschaft hält dazu fest:

"In 900 Tagen und Nächten der Blockade forderten Hunger, Kälte und Bombenangriffe über eine Million Menschenleben. Das ist mehr als die Kriegsverluste der Alliierten der UdSSR im Zweiten Weltkrieg insgesamt."

Deutsche Ausflüchte

In ihrem aktuellen Kommentar erkennt die russische diplomatische Vertretung zwar an, Berlin räume ein, "dass die absichtliche Vernichtung der Zivilisten in Leningrad von einem nie gesehenen Ausmaß war und Deutschland historische Verantwortung für das Leid der Leningrader trägt." Die deutsche Regierung lehne – "aus formell juristischen Gründen jedoch konsequent" – alle wiederholt vorgetragenen Fragen der russischen Seite "nach einmaligen individuellen Leistungen an überlebende Blockade-Opfer" ab, obgleich diese "von Jahr zu Jahr immer weniger werden", so die russische Botschaft.

Berlin ziehe sich jedes Mal auf die Position zurück, dass die "Entschädigungsleistungen und Nachkriegsreparationen in den bilateralen Beziehungen abgeschlossen" seien. Dieser Umstand habe die Bundesregierung jedoch "in keiner Weise daran" gehindert oder würde sie daran hindern, "gegenüber den Blockade-Überlebenden eine humanitäre Geste des guten Willens umzusetzen."

Die russische Botschaft erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Berlin de facto eine Hierarchisierung der überlebenden Opfer der Leningrader Blockade vornimmt. So habe die Bundesregierung "über die Jewish Claims Conference personenbezogene Leistungen an jüdische Blockade-Überlebende ausgezahlt", und zwar "über viele Jahre". Moskau habe wiederholt deutlich gemacht, dass dieses Vorgehen der deutschen Seite "eingeschränkt und unfair" sei.

Eine Forderung der Gerechtigkeit

Demgegenüber habe Moskau vorgeschlagen,

"die Auszahlungen auf die Blockadeopfer aller Nationalitäten auszuweiten. Denn vor dem Tod, dem Hunger und der Kälte waren alle Nationalitäten gleich. Alle haben gleichermaßen versucht, zu überleben, unterstützten sich gegenseitig, gaben einander Wärme und teilen miteinander die letzte Brotration und Tasse heißes Wasser."

Doch bis heute seien alle dahingehenden Bemühungen der russischen Seite "fruchtlos" geblieben. Ungeachtet "zahlreicher Appelle, Ersuchen und Konsultationen" habe sich Berlin einzig bereit erklärt, eine "humanitäre Geste lediglich in Form eines bescheidenen finanziellen Beitrags für ein Sankt Petersburger Krankenhaus für Kriegsveteranen und zur Einrichtung eines deutsch-russischen 'Begegnungszentrums'" zu leisten.

Dazu stellt die Botschaft fest:

"Beide Projekte kommen nur mühsam voran und sind weit davon entfernt, realisiert zu sein."

Was von deutscher Seite komme, ließe sich "in keiner Weise" als ein Engagement ansehen, das "dem Ausmaß der Leningrader Tragödie angemessen ist."

Daher betont die russische Botschaft ihre offizielle Unterstützung des offenen Briefes der Blockade-Überlebenden, den diese an die Bundesregierung gerichtet hatten. Die "historische Gerechtigkeit" müsse wiederhergestellt und " humanitäre Leistungen an alle heute noch lebenden Blockade-Opfer unabhängig von ihrer Nationalität" ausgezahlt werden.

Abschließend unterstreicht die russische Seite, dass es ihr keineswegs "ums Geld" geht. Denn "für ein menschenwürdiges Leben seiner Veteranen und Blockade-Opfer" sorge Russland selbst. Moskau gehe es um vielmehr

"um Gerechtigkeit, Gewissen sowie um die Aufrichtigkeit der deutschen Politiker, die von der Verantwortung für die grausamen Verbrechen des Nazi-Regimes auf dem Gebiet der UdSSR, einschließlich der Leningrader Blockade, sprechen."

Letztere Bemerkung dürfte auch auf die allgegenwärtige Selbstüberhöhung Berlins zielen, die unter Verweis auf die "Bewältigung der Vergangenheit" seit 1990 zur Legitimierung sehr gegenwärtiger Interessen üblich geworden ist.

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