Nordamerika

Medien patzen beim Agenda Setting: Für US-Bürger ist Russland gar kein Thema

Wieder einmal zeigt sich die völlige Diskrepanz zwischen Publikumsinteresse und Agenda der US-amerikanischen Medien. Diese erwecken den Eindruck, Russland wäre eines der wichtigsten Themen für die Amerikaner. Neue Umfragen belegen, dass dem nicht so ist.
Medien patzen beim Agenda Setting: Für US-Bürger ist Russland gar kein ThemaQuelle: Reuters © Joshua Roberts

Eine ausgewogene Themenauswahl und Berichterstattung in den Medien sollte eigentlich die tatsächliche Sorgen und Probleme der Bevölkerung reflektieren. Beschäftigt die Menschen gerade eine außenpolitische Debatte, eine Regierungskrise, eine Naturkatastrophe oder Ressourcenknappheit: Egal was es ist, es sollte sich in den Berichten der Medien widerspiegeln.

Laut aktueller Gallup-Umfrage ist Einwanderung mit 22 Prozent das drängendste Problem der US-Amerikaner, gefolgt von Unzufriedenheit mit der Regierung (19 Prozent), Rassismus (7 Prozent) und Respektlosigkeit (6 Prozent).  

Dieses Bild entspricht allerdings nicht den Schwerpunkten der Berichterstattung der drei größten Zeitungen (nach Anzahl der Ausgaben) in den Vereinigten Staaten von Amerika. Diesen zufolge würden die Probleme im Land ganz woanders liegen.

Medien rächen sich für Trumps "Fake News"-Vorwürfe durch die Themenauswahl

Sucht man in der New York Times beispielsweise nach dem Schlagwort "immigration", dem drängendsten Problem aus Sicht der Bevölkerung, erhält man 943.000 Einträge. Russland, das in der Wahrnehmung der US-Bürger gar kein Thema ist, hat hingegen 3.980.000 Einträge. Ein ähnliches Verhältnis zwischen den Themen Immigration und Russland erhält man auch in der größten Zeitung der Vereinigten Staaten, der USA Today (Russland 80.800 Einträge gegenüber Immigration mit nur 29.600).

Bei den beliebtesten US-Fernsehsendern ergibt sich ein etwas ausgewogeneres Bild im Verhältnis zwischen dem größten und dem offensichtlich nicht vorhandenen Thema für die US-Bevölkerung. Lediglich bei dem durch US-Präsident Donald Trump so stark unter die Räder gekommenen Fernsehsender CNN zeigt sich diese an den tatsächliche Sorgen der Menschen vorbeiberichtende Linie ähnlich wie in den Tageszeitungen.

Während es CNN bei der Anzahl der Zuschauer zur Primetime zuletzt nicht einmal mehr unter die Top 10 im Jahr 2017 geschafft hat, befindet sich der Sender mit 711.000 Zuschauern über den Tag verteilt immerhin noch auf Platz 8 auf Tagesrangliste.

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Der von Trump als "Fake News" verrufene Sender bringt bei Google 274.000 Einträge zu Russland und nur 89.100 Einträge zum Thema Immigration. Auch da also ein ähnliches Verhältnis wie bei der New York Times.

Republikaner-naher Sender Fox News berichtet häufiger über Immigration

Fox News, der mit Abstand größte TV-Newsanbieter in den USA mit 2.387.000 Zuschauern zur Primetime (Platz 2) und 1.485.000 Zuschauern über den Tag verteilt (Platz 1), berichtet hingegen mehr zum Thema Immigration (364.000 Einträge) als über Russland (271.000 Einträge). Beim viert- bzw. fünftplatzierten Sender MSNBC überwiegt die Berichterstattung über Russland leicht gegenüber jener zur Immigration (89.000 zu 78.600 Einträgen), damit ist dieser zumindest bezüglich der Verteilung der Sendezeit weit ausgewogener als CNN.

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