Nordamerika

Ukrainische Spionin in Mar-a-Lago? Falsche "Anna de Rothschild" suchte die Nähe zu Trumps Umfeld

Das FBI ermittelt laut eines Untersuchungsberichts des Organized Crime & Corruption Reporting Projects (OCCRP) gegen eine Ukrainerin, die sich als Mitglied der Bankendynastie Rothschild ausgab und so Zugang zu Donald Trumps Anwesen Mar-a-Lago erlangte. Doch was wollte die junge Frau dort?
Ukrainische Spionin in Mar-a-Lago? Falsche "Anna de Rothschild" suchte die Nähe zu Trumps UmfeldQuelle: Gettyimages.ru © Anadolu Agency

Die US-Bundesbehörde FBI ermittelt gegen eine in der Ukraine geborene Frau, die sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Zugang zu Donald Trumps Anwesen in Palm Beach im US-Bundesstaat Florida und zum ehemaligen US-Präsidenten selbst verschafft haben soll. Das geht aus einem am Freitag vom Organized Crime & Corruption Reporting Project (OCCRP) in Zusammenarbeit mit der Pittsburgh Post-Gazette veröffentlichten Untersuchungsbericht hervor.

Demnach soll sich die gebürtige Ukrainerin Inna Jaschischina als ein Mitglied der weltberühmten Bankiers-Familie Rothschild ausgegeben und mehrmals Trumps-Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach besucht haben. Als "Anna de Rothschild" habe sie dort unter anderem mit dem republikanischen Senator von South Carolina, Lindsey Graham, der ehemaligen Gouverneurin von Missouri, Kimberly Guilfoyle sowie dem früheren Präsidenten selbst verkehrt. Unklar ist allerdings, wie oft sie tatsächlich nach Mar-a-Lago reiste. 

"Es war der nahezu perfekte Trick, und sie hat die Rolle gespielt", sagte John LeFevre, ein ehemaliger Investmentbanker und Freund von Trump, der sie mit anderen Gästen an einem Klubpool traf, der Pittsburgh Post-Gazette. Sie habe gezeigt, "wie leicht jemand mit einer falschen Identität und einem zwielichtigen Hintergrund" die Sicherheitsvorkehrungen in Trumps Anwesen umgehen könne.

Der 33-jährigen Betrügerin gelang dies offenbar mit erfundenen Geschichten. Dem prominenten Umfeld Trumps erzählte die angebliche Eigentümerin von "Rothschild Media" unter anderem von ihrer Kindheit als Teil der Rothschild-Familie in Monaco, sich scheinbar in ihrem Besitz befindlichen teuren Immobilien auf den Bahamas und auch von einer Formel-1-Rennstrecke, die sie in Miami bauen wollte, wie das Organized Crime and Corruption Reporting Project herausgefunden haben will. Die Wahrheit hinter ihrer Lebensgeschichte sei jedoch weit weniger glamourös. Denn den Recherchen zufolge ist die junge Frau in Wirklichkeit die in der Ukraine geborene Tochter eines Lastwagenfahrers und lebt in einem bescheidenen Haus in Buffalo Grove, Illinois.

Skeptisch wurde man in Mar-a-Lago den Berichten nach allerdings offenbar erst im März, als ein Musikagent herausfand, dass die Identität der vermeintlichen Musikproduzentin und Bankerbin wohl falsch ist. Ein Umstand, mit dem sich nun auch das FBI befasst. Die Offenheit von Mar-a-Lago erfordere ein umfassenderes Schutzniveau und gründlichere Hintergrundkontrollen, wird Ed Martin, ein ehemaliger Spezialagent des US-Finanzministeriums, in dem OCCRP-Bericht zitiert:

"Das ist Trumps Residenz. Sie hätte nicht dort sein dürfen."

Gegenüber der Pittsburgh Post-Gazette hat Jaschischina indes sämtliche Anschuldigungen zurückgewiesen. Demnach habe die ehemalige Leiterin einer Wohltätigkeitsorganisation namens United Hearts of Mercy, die 2015 von dem in Florida ansässigen russischen Oligarchen Valeri Tarasenko in Kanada gegründet wurde, sich niemals als ein Mitglied der Rothschilds ausgegeben. Vielmehr sei sie Opfer eines betrügerischen Plans ihres ehemaligen Geschäftspartners. "Ich denke, da gibt es ein Missverständnis", erklärte die junge Ukrainerin der Zeitung. Sie habe niemals einen anderen Namen benutzt oder gegen Gesetze verstoßen.

Laut dem Artikel haben nun sowohl das FBI als auch die kanadischen Strafverfolgungsbehörden umfassende Ermittlungen gegen Jaschischina eingeleitet, die sich auf die Geschäfte der 33-Jährigen in ihrer Funktion als Leiterin der Wohltätigkeitsorganisation beziehen sollen. Das Timing ist allerdings mehr als brisant. Denn der jungen Frau war es schnell gelungen, in Trumps inneren Kreis und sogar zum Präsidenten selbst vorzustoßen. In den USA wirft das neue Bedenken hinsichtlich der teils als streng geheim eingestuften Dokumente auf, die Trump unbefugt in Mar-a-Lago lagerte. So soll sich das FBI vor allem dafür interessieren, ob die Frau Teil eines größeren kriminellen Spionagenetzwerks war, das sich Zugang zu verschiedenen US-Politikern, Geschäftsleuten und vielleicht auch den erst vor wenigen Wochen beschlagnahmten Dokumenten in Trumps Luxusanwesen verschaffen wollte.

Die Fahnder hätten demnach angeblich zwei Reisepässe beschlagnahmt, die auf den Namen Anna de Rothschild ausgestellt waren. Ob das Interesse der vermeintlichen Anna de Rothschild jedoch tatsächlich den als geheim eingestuften US-Regierungsunterlagen galt, ist indes noch unklar. 

Anfang August hatten Agenten der US-Bundespolizei FBI Trumps Anwesen Mar-a-Lago im US-Bundesstaat Florida durchsucht. Infolgedessen wurden der Durchsuchungsbeschluss sowie eine Liste mit in Mar-a-Lago sichergestellten Dokumenten veröffentlicht, von denen einige als streng geheim eingestuft waren, wie aus einer veröffentlichten Quittung hervorgeht. Aus dem Durchsuchungsbeschluss geht außerdem hervor, dass die Strafverfolgungsbehörden gegen den ehemaligen Präsidenten wegen des Verdachts der Aktenvernichtung, der illegalen Nutzung von Verteidigungsinformationen und auch der Verletzung des Spionagegesetzes ermitteln.

Zu Beginn der Woche wurden zudem weitere Details zu den in Trumps Anwesen sichergestellten Dokumenten publik. Nach seiner Amtszeit soll der ehemalige US-Präsident zwischenzeitlich demnach mehr als 300 als geheim eingestufte Dokumente in seinem Anwesen in Mar-a-Lago aufbewahrt haben, wie die New York Times unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete. Die ersten etwa 150 Dokumente wurden im Januar an das US-Nationalarchiv zurückgegeben, einige weitere im Juni. Der Rest wurde vom FBI während der Razzia beschlagnahmt. Laut dem Times-Bericht hätten sich unter den teils als "streng geheim" eingestuften Unterlagen auch Dokumente der Bundespolizei FBI sowie der Auslandsgeheimdienste CIA und NSA befunden. 

Am Freitag veröffentlichte das Justizministerium zudem die eidesstattliche Erklärung, mit der das FBI um die Genehmigung für die Razzia ersucht hatte. Jedoch enthielt das Dokument viele Schwärzungen. Aus der vielleicht brisantesten Passage des sogenannten Affidavits geht aber hervor, dass sich die Ermittler demnach größte Sorgen machten, dass Informationen über geheime Quellen im Ausland in falsche Hände fallen könnten. Solche Informationen gehören zu den bestgehüteten US-Staatsgeheimnissen, da schon der Wegfall eines einzigen Top-Spions die Arbeit der US-Geheimdienste um Jahre zurückwerfen könnte.

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