Meinung

Auf den Hund gekommen: Wie die BILD-Zeitung die Demokratie retten will

Die BILD-Zeitung meldet einen Hund namens "Lima" bei der SPD als Mitglied an. Der arme Hund, könnte man jetzt meinen. Doch BILD geht es mit der Aktion nicht nur um die, zugegeben verdienten, Lacher: Sie will die Demokratie in Deutschland retten. Kein Witz.
Auf den Hund gekommen: Wie die BILD-Zeitung die Demokratie retten will© Screenshot/BILD-Online

von Timo Kirez

Wer seinen Aristoteles gelesen hat, weiß: Hybris war in der antiken griechischen Tragödie der Auslöser für das Scheitern des Protagonisten. Auf die Hybris (altgriechisch für "Übermut" und "Anmaßung") folgt in der griechischen Tragödie immer die Nemesis – also der Fall. Hochmut kommt vor dem Fall, könnte man auch etwas schlichter sagen. Von Fall kann bei der BILD-Zeitung zwar noch nicht die Rede sein, auch wenn die Zeitung laut IVW-Blitz-Analyse auch im Januar 2018 wieder Leser verloren hat, doch von "Übermut" und "Anmaßung" hingegen sehr wohl.

Es ist kein Geheimnis, dass die BILD gerne mal ihre eigenen Regeln aufstellt. Man denke in diesem Zusammenhang an die Diskussionen über nicht verpixelte Bilder von vermeintlichen Straftätern während des G20-Gipfels in Hamburg. Oder an die Reaktion von Chefredakteur Julian Reichelt, nachdem BILD wegen eines Artikels zum Ukrainekonflikt vom Presserat gerügt wurde. Die BILD darf, was andere nicht dürfen, denn BILD steht immer auf der richtigen Seite und der Zweck heiligt die Mittel – so ließe sich etwas verkürzt das Selbstverständnis der größten Zeitung Europas zusammenfassen.

Eigentlich nicht zum Lachen - doch alle tun's

Es passt zu diesem Selbstverständnis, wenn die BILD nun einen Hund bei der SPD als Mitglied einschleust und dann stolz berichtet: "Hund darf jetzt mit über die GroKo abstimmen!" Mal abgesehen davon, dass das faktisch so nicht stimmt, denn jedes Parteimitglied muss neben dem Wahlzettel auch eine Eidesstattliche Erklärung abgeben und unterschreiben, dass es den Stimmzettel persönlich ausgefüllt hat, was sich bei "Lima" nur schwer vorstellen lässt, verstört noch ein weiterer Aspekt dieser zugegeben ziemlich gelungenen Spaßnummer: Die BILD will mit dieser zwielichtigen Aktion ernsthaft die Demokratie im Lande retten.

Denn zu der oben erwähnten Schlagzeile "Hund darf jetzt mit über die GroKo abstimmen!" gibt es gleich daneben einen bierernsten Meinungsbeitrag vom stellvertretenden Chefredakteur der BILD-Zeitung Nikolaus Blome mit dem Titel: "Nicht zum Lachen". Ja, was denn nun?! Doch Blome hat einen, seiner Meinung nach, triftigen Grund ausgemacht, um auf die Spaßbremse zu treten: Die Mitgliederbefragung der SPD könnte manipuliert werden. Mit anderen Worten: BILD manipuliert die SPD-Mitgliederbefragung, um nachzuweisen, dass sie manipuliert werden könnte. Darauf muss man erstmal kommen, Chapeau!

Wie viele "Limas" bellen auf Russisch?

Und dreimal darf der geneigte Leser dieses Beitrags raten, wen Blome als mutmaßliche Manipulierer des SPD-Mitgliedervotums ausgemacht hat – richtig, "Trolle-Truppen auf russischem Ticket und Rechtsaußen-Aktivisten". In der Tat vergeht einem spätestens hier das Lachen. Wenige Zeilen später schreibt Blome: "Die SPD muss die Sache stoppen. Auch wenn's wehtut." Es lohnt sich, diesen Gedankengang noch einmal zu rekapitulieren: Eine demokratische Abstimmung soll im Namen des Demokratieschutzes gestoppt werden. Erstaunlich, dass Blome bei so viel politischem Spin nicht schwindelig wird.

Sollte demnach das Ergebnis der SPD-Mitgliederbefragung am 4. März ein "Nein" zur Großen Koalition ergeben, weiß alle Welt (oder: ist im Bilde), wer daran Schuld ist. Die SPD, weil sie eine demokratische Abstimmung durchführen ließ (Mein Gott, wie kann man nur, in diesen Zeiten?!), und natürlich auch wieder die Russen, die ja sowieso für alles verantwortlich sind. Vermutlich auch für die lange Verletzungspause von Manuel Neuer. Schließlich findet die nächste Fußball-Weltmeisterschaft, richtig, in Russland statt. Und alles was Deutschland schwächt… Aber lassen wir das.

Es braucht schon viel Zynismus, um so zu argumentieren, wie es die BILD in diesem Fall tut. Wen wundert's, dass Zynismus sich vom griechischen Wort "kyon", also "Hund", ableitet.

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