Deutschland

Handwerkspräsident: EU-Kältemittelverbot könnte verordnete Wärmepumpen obsolet machen

Jörg Dittrich, der Chef des Zentralverbands des deutschen Handwerks, fühlt sich von der "Ampel" und ihren ehrgeizigen "Klimaschutzplänen" überrumpelt. Die konfuse Umsetzung erinnere ihn an DDR-Zeiten. Er kritisiert: Die EU könnte mit ihrem Kältemittelverbot die neu eingebauten Wärmepumpen bereits ab 2030 wieder überflüssig machen.
Handwerkspräsident: EU-Kältemittelverbot könnte verordnete Wärmepumpen obsolet machenQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Bernd Elmenthaler

Im Interview mit der Welt übt Jörg Dittrich, der neue Chef des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH), scharfe Kritik an der Strategie der Ampelregierung zur Durchsetzung der sogenannten "Wärmewende". Vor allem fehle es an Handwerkern beziehungsweise deren Nachwuchsförderung für die Umsetzung der geplanten Maßnahmen. Dabei kritisierte Dittrich auch die fehlende Einbeziehung seines Berufsstandes, um die "Klimaneutralität bis 2045" zu erreichen. Er sagt:

"Unsere Kritik an den Plänen, wie auch unsere Vorschläge, die auf den Praxiserfahrungen der Betriebe vor Ort basieren, sind nicht wirklich diskutiert worden und haben keinen Eingang in den Gesetzestext mehr gefunden. Ein solches Vorgehen ist unangemessen und entspricht nicht demokratischen Gepflogenheiten."

Besonders mit Blick auf den Einbau von Wärmepumpen sei die Ratlosigkeit im Handwerk und bei den Kunden groß. Dittrich betont:

"Die Betriebe wissen nicht, was sie ihren Kundinnen und Kunden raten sollen, und die wiederum wissen nicht, wie sie jetzt handeln sollen. Es ist beispielsweise unklar, in welcher Höhe für wen Förderungen gelten, und wie genau 'sozial abgefedert' werden soll. Da werden wohl jetzt die wenigsten für Januar eine Wärmepumpe bestellen, sondern erst einmal abwarten – das macht die Wärmewende langsamer statt schneller."

Die Bundesregierung kommuniziere zu wenig mit den Bürgern – und denjenigen, die ihre ehrgeizigen Pläne umsetzen sollen, meint Dittrich:

"Wir wollen die Wärmewende schaffen und reichen der Politik die Hand – aber die Hand muss dann auch mal jemand nehmen. Es muss doch mit denen, die die politischen Pläne umsetzen sollen, besprochen werden, ob das überhaupt realistisch und machbar ist. Das passiert nicht ausreichend."

Der Dachdeckermeister aus Dresden verglich die Wärmepumpen-Pläne der Ampel daher mit den Fünf-Jahres-Plänen in der DDR. Von der Welt darauf angesprochen, argumentiert er:

"Ich habe gesagt, dass die Wärmepumpen-Pläne bei mir Erinnerungen an die Fünf-Jahres-Pläne hochkommen lassen. Das war – bei aller Sachlichkeit – polemisch überspitzt: Etwas kontrovers sollte es hin oder wieder schon sein. Wenn wir uns zu leise äußern, werden wir nicht gehört. … Aber Energiequellen, wie etwa Atomkraftwerke, abzuschalten und zu sagen: 'Theoretisch soll sich das mal rechnen, aber wir wissen noch nicht so richtig, ob der Strompreis fällt' – das sind Widersprüche, die die Ampel aufbringt. Wundert es da, dass sich so mancher Handwerker die Frage stellt, ob nicht an der Realität vorbei regiert wird? Ähnlich ist es mit der Diskussion um die Anpassung der F-Gase-Verordnung auf EU-Ebene."

Für viele Bundesbürger könne die nun teuer installierte Wärmepumpe bereits in sieben Jahren durch eine EU-Verordnung wieder verboten werden. Schön länger wird über die dabei benutzten Kältemittel spekuliert. Dittrich dazu:

"Dabei geht es um die genutzten Kältemittel in Klima- und Kühlanlagen, aber auch in Wärmepumpen. Für rund 80 Prozent der jetzt schon eingebauten Pumpen werden F-Gase genutzt. Sollte die Verordnung mit einem Verbot an F-Gasen 2030 in Kraft treten, würde das das Aus für zahlreiche bis dahin eingebaute Wärmepumpen und schlimmstenfalls deren Ausbau und Ersatz durch andere Wärmepumpen bedeuten. Denn man kann nicht einfach klimaschonenderes Propangas als Ersatzkühlmittel dort einfüllen, wo jetzt F-Gase verwendet werden. Langfristig rechnet sich die Anschaffung einer Wärmepumpe finanziell aber nicht, wenn sie statt 20 Jahren nur sieben Jahre in Betrieb ist."

Auf Dittrichs Bedenken erwiderte die Bundesregierung, sie habe das im Blick. Keineswegs im Blick hat die Bundesregierung aber offenbar die Nachwuchsförderung im Handwerk. Konkret kritisiert Dittrich die Überakademisierung der Gesellschaft, die wichtige Berufe kaum noch fördert beziehungsweise sie vernachlässigt. Die deutsche Bürokratie schrecke zudem neue Generationen von selbstständigen Handwerkern ab:

"Die Gesellschaft ist bildungspolitisch vor Jahrzehnten falsch abgebogen. Das Bildungsmantra lautete Abi und Studium für möglichst viele. Das hat sich auch auf die Erziehung ausgewirkt, zu viele Eltern drängen ihre Kinder in Richtung Studium, obwohl immer öfter das mit einem Studium verbundene Aufstiegsversprechen nicht mehr eingelöst werden kann. Und es geht um Bürokratie. Danach gefragt, ob sie sich später einmal selbstständig machen möchten, geben inzwischen 80 Prozent und mehr der Meisterabsolventinnen und -absolventen an, dass sie das aus 'Angst vor den Formularen' und weiterer Bürokratie nicht planen."

So setzte die Bundesregierung nur einige Vorschläge seiner Berufsgenossen für die Verbesserung des Handwerks um. Dazu kommt erschwerend: "In Deutschland gibt es aufseiten des Staates ein aufgestautes Misstrauen gegenüber Unternehmertum, das kulminiert in überbordenden Vorschriften und Kontrollen." Hier müsse ein rasches Umdenken stattfinden. 

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