Deutschland

Virologe Kekulé: Verlängerung von Corona-Maßnahmen nicht zielführend

Der Virologe Alexander Kekulé hält die Verlängerung des Teil-Lockdowns bis zum 10. Januar für nicht sinnvoll. Für ihn hätte es zwei Optionen gegeben: entweder ein Abwarten bis kurz nach Silvester oder ein sofortiges Nachjustieren der Maßnahmen.
Virologe Kekulé: Verlängerung von Corona-Maßnahmen nicht zielführend© Julian Stratenschulte/dpa/ Global Look Press

Die Angemessenheit der Strategie zur Pandemie-Bekämpfung bleibt ein kontrovers diskutiertes Thema. Am Mittwoch hatten sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf verständigt, den Teil-Lockdown mit geschlossenen Restaurants, Museen, Theatern und Freizeiteinrichtungen bis zum 10. Januar zu verlängern. Die Einschränkungen gelten seit Anfang November und waren in der vergangenen Woche zunächst bis kurz vor Weihnachten verlängert worden.

Trotz des Lockdowns hatte das Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt bundesweit 23.449 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden registriert – über 600 mehr als vor einer Woche. 432 Todesfälle innerhalb eines Tages bedeuten den dritthöchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der COVID-19-Patienten auf deutschen Intensivstationen überschritt demnach am Freitag erstmals die Schwelle von 4.000.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn forderte am Freitag schärfere Beschränkungen in besonders betroffenen Regionen: "Da, wo es hohe Infektionszahlen gibt in Deutschland, braucht es aus meiner Sicht unbedingt zusätzliche einschränkende Maßnahmen zur Kontaktreduzierung", sagte er im ZDF-Morgenmagazin.

Die geplante Lockerung der Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten ist ebenfalls umstritten. Bund und Länder hatten in der vergangenen Woche grundsätzlich vereinbart, bei Familientreffen vom 23. Dezember bis 1. Januar zehn Personen plus Kinder bis 14 Jahren zuzulassen. Einige Bundesländer kündigten jedoch zwischenzeitlich an, auf diese Lockerung zu verzichten oder zumindest den Zeitraum dafür zu verkürzen.

Regierungssprecher Steffen Seibert machte klar, dass die Bundesregierung an der Vereinbarung nicht rütteln wolle. Allerdings seien die Sonderregeln für die Feiertage keine Aufforderung, die Obergrenzen komplett auszuschöpfen. Jeder müsse sich überlegen: "Wie verhindern wir, dass aus einem Familienfest, aus einem Weihnachtsfest eine Infektionsquelle wird?"

Virologe Kekulé hält Verlängerung der Maßnahmen für nicht zielführend

Für nicht sinnvoll hält der Virologe Alexander Kekulé die Verlängerung des Teil-Lockdowns. Maßnahmen gegen das Virus wirkten am stärksten, wenn sie gerade beschlossen würden, sagte Kekulé im Podcast von MDR-Aktuell. Durch das Aufrechterhalten derselben Maßnahme erreiche man in der Regel keine stärkere Bremsung.

Nach Ansicht Kekulés kam die Entscheidung für die Verlängerung bis zum 10. Januar überraschend. Für ihn hätte es zwei Optionen gegeben: entweder ein Abwarten bis kurz nach Silvester oder ein sofortiges Nachjustieren. "Dann muss man aber jetzt schärfere Maßnahmen ergreifen und nicht bis 11. Januar warten", sagte er.

Für den Fall weiter steigender Infektionszahlen ist ein weiterer Corona-Gipfel von Merkel und den Ministerpräsidenten in diesem Jahr nicht ausgeschlossen. Regierungssprecher Seibert verwies darauf, dass eigentlich erst am 4. Januar über das weitere Vorgehen beraten werden soll, betonte allerdings auch: "Ganz grundsätzlich ist es natürlich immer möglich, dass auch kurzfristig Bund-Länder-Konferenzen einberufen werden."

Unterschiedliche Vorgehensweise in Europa

Österreich setzt seit Freitag auf Massentests zur Eindämmung der Pandemie, was in Deutschland jedoch auf Skepsis stößt. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums erklärte, die RKI-Strategie sehe vor, dass man gezielt teste und nicht in der Fläche. Massentests hätten wenig Aussagekraft. Unterstützt wird diese Haltung von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. "Massentests sind Strohfeuer", so Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Für den Infektionsschutz der Bevölkerung seien sie unbrauchbar, gleichzeitig werde für diesen politischen Aktionismus "viel Geld verbrannt".

Die Regierung in Wien hat Weihnachtsurlaube im Land praktisch unmöglich gemacht und eine zehntägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden aus Corona-Risikogebieten – dazu zählt laut Definition auch Deutschland – angeordnet. Hotels und Gaststätten in Österreich bleiben bis zum 6. Januar ohnehin geschlossen. Zunächst hatte die Regierung den 7. Dezember als Starttermin mitgeteilt. Später hieß es, die Quarantänepflicht gelte ab "kurz vor Weihnachten". Das Virus solle nicht durch Rückkehrer oder Touristen ins Land getragen werde, sagte Kanzler Sebastian Kurz am Mittwoch in Wien. Der Schwellenwert für Risikogebiete seien mehr als 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen. Das gelte praktisch für alle Nachbarstaaten und speziell auch für den Westbalkan, hieß es.

In Italien fallen private Reisen und die Mitternachtsmesse in der Weihnachtszeit sogar komplett aus. Zwischen dem 21. Dezember und dem 6. Januar dürfen sich die Italiener nur für die Arbeit, aus medizinischen Gründen und in Notfällen zwischen den Regionen bewegen.

Großbritannien bereitet sich darauf vor, den Lockdown über Weihnachten zu lockern, damit sich mehrere Haushalte treffen können. Verkehrsminister Grant Shapps kündigte zudem eine Reihe von Reisefreistellungen an, wonach bestimmte Geschäftsreisende sich nicht länger selbst isolieren müssten, wenn sie aus einem Land, das London als Risikogebiet erachtet, nach England zurückkehren. Ab Samstag gilt diese Ausnahme unter anderem für "bestimmte Berufsgruppen der darstellenden Künste", Mitarbeiter von Fernsehproduktionen, Journalisten und bestimmte Elitesportler.

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