Deutschland

Corona und Homöopathie: Manipulative Presseerklärung des Zentralvereins homöopathischer Ärzte

Richtig: 26 Prozent Zustimmung plus 35 Prozent Zustimmung ergeben 61 Prozent Zustimmung. Aber um diese breite Zustimmung richtig beurteilen zu können, muss man die genaue Fragestellung kennen. Doch gerade damit nimmt es der Zentralverein Homöopathischer Ärzte nicht so genau.
Corona und Homöopathie: Manipulative Presseerklärung des Zentralvereins homöopathischer ÄrzteQuelle: AFP © Fred Tanneau

Der Deutsche Zentralverein Homöopathischer Ärzte irritiert mit einer Presseerklärung, die auf den ersten Blick den Eindruck vermittelt, dass 61 Prozent der Deutschen den Einsatz von homöopathischen Mitteln gegen die Corona-Pandemie befürworten.

Doch wer bei der von Forsa durchgeführten Umfrage genauer hinschaut, entdeckt schnell ein wichtiges Detail, das dieses Umfrageergebnis in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

Es ist zwar richtig, dass 26 Prozent den Einsatz von homöopathischen Mitteln bei der Corona-Pandemie klar "befürworten" und 35 Prozent "eher befürworten", doch die Fragestellung lautete nicht: "Sollten homöopathische Mittel gegen die Corona-Pandemie eingesetzt werden?" Die Formulierung der Frage 7 lautete wortwörtlich vielmehr:

…würden Sie es auf jeden Fall, eher, eher nicht oder überhaupt nicht befürworten, wenn ein solches homöopathisches Mittel im Rahmen einer staatlichen Maßnahme bei der Suche nach Maßnahmen gegen eine weitere, auch zukünftige Verbreitung des Coronavirus testweise eingesetzt würde?

Die Formulierung der zuvor gestellten Frage 6 lautete gar:

Wenn es Hinweise darauf gäbe, dass in der Vergangenheit bei verschiedenen Epidemien in verschiedenen Regionen der Welt ein homöopathisches Mittel positive Wirkung [gegen COVID-19] gezeigt hat: Würden Sie dann eine Behandlung mit diesem Mittel für sich und Ihnen nahestehende Personen auf jeden Fall, eher, eher nicht oder auf keinen Fall befürworten?

Hier sagten 26 Prozent "auf jeden Fall", und 34 Prozent "eher". Doch was macht der Deutsche Zentralverein Homöopathischer Ärzte aus diesem Ergebnis? Er titelt in seiner Presseerklärung (übrigens ist die Umfrage der Presseerklärung als pdf angehängt):

Forsa-Umfrage zu COVID-19: Große Mehrheit der Deutschen (61%) befürwortet Einsatz homöopathischer Arzneimittel

Erst weiter unten in der Presseerklärung ist von "unter der Voraussetzung, dass es in der Vergangenheit schon positive Erfahrungen mit diesem Mittel gab" die Rede. Doch muss es bei diesem Thema wohl nicht um persönliche "Erfahrungen", sondern um nachweisbare "Wirkungen" gehen. Das ist zweifellos nicht dasselbe.

Zumal es keine Hinweise darauf gibt, dass homöopathische Mittel in der Vergangenheit positive Wirkungen bei Epidemien gezeigt haben. Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass homöopathische Mittel auch in anderen Fällen überhaupt irgendeine Wirkung haben. Es ist mehr als dreist, trotzdem anhand von hypothetischen und verklausulierten Fragestellungen den Eindruck erwecken zu wollen, dass eine "Mehrheit der Deutschen" dennoch den Einsatz homöopathischer Mittel befürworte.

Und zumal selbst der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands e.V. warnt:

Finger weg!! [...] Auch die Homöopathie kann auf keine validen Daten verweisen, die auf eine zuverlässig zu erzielende Heilung dieser Krankheit mit potenzierten Arzneimitteln hinweisen. [...] Wir raten allen Kolleginnen und Kollegen daher dringend, sich an die Vorgaben der offiziellen Stellen des RKI und BMG zu halten. Insbesondere von der Verbreitung von Ratschlägen zur Verwendung einzelner Arzneien zur Prophylaxe oder Behandlung der Erkrankung ist Abstand zu nehmen.

Allerdings können es einige Heilpraktiker und Apotheker offenbar nicht lassen, dennoch mit dubiosen Mitteln zu werben. Das Webportal Apotheke adhoc listet mehrere solcher Fälle auf. So war ein Apotheker aus dem Hochtaunus in seinem Schaufenster zur Stärkung der Abwehrkräfte für besondere Homöopathika: "Schützen Sie sich mit dem Corona Komplex Z Globuli." Er musste eine Unterlassungserklärung abgegeben und diese Werbung entfernen.

Ein anderer Apotheker warb so: "Viren fürchten sich vor Blutwurz und Süßholzwurzel". Bei einer geschwächten Mundschleimhaut könnten sich Krankheitserreger leichter vermehren, hieß es dort weiter in der Werbung für ein Gurgelwasser mit Blutwurz, Süßholzwurzel, Kamille und Käsepappel. Der Wurzelsaft der beiden Erstgenannten wirke antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend und adstringierend. "Im Mund stärkt der hohe Anteil an Gerbstoffen die Schleimhaut und hemmt das Wachstum von Bakterien und Viren." Auch er musste später eine Unterlassungserklärung abgeben.

Ein Heilpraktiker aus Niedersachsen erhielt eine Abmahnung, weil er auf die besondere Bedeutung eines intakten Immunsystems und in diesem Zusammenhang auf eine Studie in China verwies. Demnach sei "die Gabe einer hochdosierten Infusion von Vitamin C eine sehr gute Hilfe sowohl bei bereits vorliegender Virusinfektion als auch prophylaktisch gegen das Coronavirus".

Der Firma MykoTroph AG aus Limeshain/Hessen wurde per einstweiliger Verfügung untersagt, die eigenen Vitalpilze mit Verweis auf Corona zu bewerben. Auf der Internetseite des "Instituts für Ernährungs- und Pilzheilkunde" hieß es: "Corona-Infektion: Wie wir uns mit Vitalpilzen schützen können." Das Gericht stellte hierzu fest: "Derzeit existieren keine randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien zu einer heilenden oder schützenden Wirkung von Pilzen hinsichtlich einer Infektion mit dem Virus COVID-19." (Anm.: Das Virus heißt SARS-CoV-2, die Erkrankung COVID-19)

Man muss zwar nicht so weit gehen wie die Schweizer Tageszeitung NZZ, die im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie von der "Stunde der Spinner" spricht, aber eine gehörige (und nicht nur homöopathische) Portion Skepsis ist bei diesem Thema mehr als angebracht.

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