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Russische Pathologin über COVID-19: "Das ist eine neue Infektion, wir erforschen sie noch"

COVID-19-Patienten sterben in den meisten Fällen an Komplikationen verursacht durch Begleiterkrankungen – das Virus ist nur ein Beschleuniger. Das sagte die Pathologin Darja Sitowskaja aus Russland in einem Interview mit RT. Sie erklärte auch, warum die Patienten an Atemnot leiden.
Russische Pathologin über COVID-19: "Das ist eine neue Infektion, wir erforschen sie noch"Quelle: Sputnik © Pawel Kononow

Ist es wahr, dass das Coronavirus in erster Linie die Lunge betrifft?

Nicht immer. Die Lunge ist genauso wie die normale Influenza nur in schweren Fällen betroffen. Die Krankheit hat ihre eigene Pathogenese und eigene Affektionszonen. Es handelt sich um eine neue Infektion, wir können nicht zuverlässig behaupten, auf welche Weise sie normalerweise verläuft. Wir erforschen sie noch.

Für diese Virengruppe ist es typisch, dass vor allem die Alveolen betroffen sind. In Lungenalveolen entstehen sogenannte Hyalinmembranen, die den normalen Gasaustausch verhindern, und die Alveolen selbst füllen sich mit Fibrin und Transsudat.

Fällt Patienten mit einer schweren COVID-19-Erkrankung das Atmen zunehmend schwerer?

Ja, genau. Das Blut wird nicht mit Sauerstoff gesättigt, und alle anderen Organe bekommen nicht genug Sauerstoff. Am meisten leidet das Gehirn unter dem Sauerstoffmangel. Der Patient kann in Ohnmacht fallen, die Atemnot steigt. Wenn die Lungen schwer betroffen sind, wenn es sich um ein Schweres Akutes Atemwegsyndrom handelt, dann ist nicht mehr die künstliche Lungenventilation erforderlich, sondern die Extrakorporale Membranoxygenierung. Hierfür benötigt man einen direkten Zugriff in große Blutgefäße.

Halten die Pathologen sich an bestimmte Regeln bei der Arbeit mit diesem Virus?

COVID-19 wurde als ein besonders gefährlicher Mikroorganismus eingestuft. Es reiht sich ein in eine Reihe weiterer Infektionskrankheiten wie die Pest, Cholera, Anthrax, Tularämie, Pocken und Gelbfieber. In Sankt Petersburg werden die meisten  COVID-19-Erkrankten in einem speziellen Infektionskrankenhaus untergebracht. Die Obduktion wird in einem Seuchenschutzanzug durchgeführt, der anschließend entsorgt werden soll. Hiernach wird der Raum mit einem Chlormittel desinfiziert.

Unterscheiden sich die Lungen eines an COVID-19 verstorbenen Patienten optisch von den Lungen eines gesunden Menschen?

Ich habe die Lungen eines solchen Patienten noch nicht untersucht. Kollegen haben uns jedoch Fotos geschickt, damit sich die Ärzte darauf einstellen können, womit sie sich künftig befassen müssen. Den Bildern und Beschreibungen nach zu urteilen sind die Lungen der an COVID-19 Verstorbenen hart, dunkelrot, luftleer, jedoch ohne ausgeprägte Ödemzeichen. Ich vermute, dass sie nach dem Dichtegrad Gummi ähneln. Gesunde Lungen ähneln eher einem weichen und elastischen Geschirrschwamm. Man muss betonen, dass die Reversibilität der Veränderungen vom Alter und den Möglichkeiten eines konkreten Organismus abhängt. Je mehr begleitende Pathologien es gibt (zum Beispiel chronische obstruktive Lungenerkrankung, Lungenemphysem, chronische Bronchitis, chronisches Asthma), desto schwerer ist das Lungengewebe betroffen.

Ist das Coronavirus die Todesursache?

Wir haben bislang noch keine klare Statistik – die Sterberate in unserem Land ist glücklicherweise nicht hoch. Die Pathologen unterscheiden drei Arten von Todesursachen: die gemeinsame, die unmittelbare und die nächste. Die gemeinsame ist COVID-19. Die restlichen zwei sind begleitende Erkrankungen. Am häufigsten treten Komplikationen im Zuge somatischer Erkrankungen (zum Beispiel Myokardinfarkt) auf. Das heißt, dass der Patient an Erkrankungen litt, die zu jedem Zeitpunkt zum Tod hätten führen können. Und das Virus beschleunigte nur den Verlauf der Krankheit, da eine solche Infektion einen enormen Stress für den Organismus bedeutet.  

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