Asien

Unter falscher Flagge: US-Spionageflugzeug tarnt sich bei China-Einsätzen als malaysische Maschine

Ein ziviles Passagierflugzeug aus Malaysia, das entlang der chinesischen Küste fliegt, würde wohl nicht so schnell Misstrauen erregen wie ein US-Spionageflugzeug. Beide Maschinen verfügen über ähnliche Radarsignaturen – und trotzdem ist die Tarnung schnell aufgeflogen.
Unter falscher Flagge: US-Spionageflugzeug tarnt sich bei China-Einsätzen als malaysische MaschineQuelle: Reuters © Russ Scalf/U.S. Air Force

Eine Verwechslung von einem US-Spionageflugzeug mit einem koreanischen Passagierflugzeug führte zum Abschuss von Flug KAL 007, der sich am 1. September 1983 auf dem Weg von New York nach Seoul befand. Alle 269 Menschen an Bord der Boeing 747 kamen dabei ums Leben. Ein Fehler der Piloten sorgte dafür, dass diese von der genehmigten Flugroute abwichen und in gesperrten Luftraum der Sowjetunion über dem Ochotskischen Meer eindrangen, während sich gleichzeitig ein RC-135-Spionageflugzeug der USA auf einer Mission in der Nähe befand. Die sowjetische Luftabwehr ging davon aus, dass die US-Amerikaner in ihren Luftraum eingedrungen waren, und schickten einen Su-15-Abfangjäger, der nach vorheriger militärischer Warnung, die die Piloten von Flug KAL 007 vermutlich nicht erkannt haben, den koreanischen Jumbo-Jet abschoss. 

Diese tragische Verwechslung hatte zur Folge, dass US-Präsident Ronald Reagan nur wenige Tage später (am 13. September) bekannt gab, dass das bis dahin nur militärisch genutzte GPS-System für zivile Zwecke freigegeben werde, um künftig Fehler wie eine Abweichung von Flugrouten zu vermeiden. 1986 nahm schließlich eine gemeinsame US-japanisch-sowjetische Flugsicherung im Nordpazifik ihre Arbeit auf.

Fast 40 Jahre später benutzen die USA immer noch die RC-135 als Spionageflugzeug, die auf der Boeing 707 beruht und mit modernster Technik ausgerüstet ist. Um im Zielgebiet die Radarerfassung der auszuspähenden Länder zumindest eine Zeit lang in die Irre zu führen, wechseln die US-Amerikaner immer häufiger die Transpondermarkierung ihrer Flugzeuge. Dabei nehmen sie die Identität von Ländern an, die nicht umgehend die Aufmerksamkeit des Operators der Radarüberwachung erregen.

In China wird diese Verschleierungstaktik mit immer größer werdender Sorge wahrgenommen. Seit Anfang des Jahres sei es allein im Südchinesischen Meer zu "über einhundert Fällen" gekommen, in denen sich US-Spionageflugzeuge "elektronisch als zivile Flugzeuge anderer Länder ausgegeben haben", sagte Wang Wenbin, Sprecherin des Außenministeriums in Peking.

Das Muster ist dabei immer dasselbe, was man am Beispiel dreier Vorfälle zwischen dem 8. und 10. September erkennen kann. Eine RC-135W startete jeweils vom US-Luftwaffenstützpunkt Kadena auf der japanischen Insel Okinawa mit dem Original-ICAO-Code.

Am 8. September war es "AE01CD", das ordnungsgemäß von ADS-B-Flugsicherungssystemen erfasst wurde. Das Flugzeug konnte so bis zum Südchinesischen Meer verfolgt werden, als es plötzlich "verschwand". Stattdessen tauchte ein anderes auf der gleichen Flugroute mit dem ICAO-Code "750548" auf, der für ein "unbekanntes Flugzeug aus Malaysia" steht. Diese unbekannte Maschine überflog mehrmals das Gebiet über den umstrittenen Paracel-Inseln und der Insel Hainan, wie ein Thinktank der Universität Peking, die South China Sea Probing Initiative (SCSPI) berichtete. 

Am nächsten und übernächsten Tag wurde jeweils dieselbe Vorgehensweise für Überwachungsflüge vor der chinesischen Küste gewählt. Auch Steffan Watkins, ein kanadischer IT-Sicherheitsexperte, bestätigte nach Auswertung der Daten die elektronische Herkunftsverschleierung der US-amerikanischen Spionageflugzeuge. 

Warum die US Air Force ausgerechnet Malaysia als Tarnung benutzte, ist nicht bekannt und bietet somit viel Raum für Spekulationen. In anderen Fällen, beispielsweise über dem Persischen Golf oder vor der Küste Venezuelas, gaben sich die Spionageflugzeuge als Maschinen mit nationaler Kennzeichnung aus. Solch ein Vorgehen birgt das Risiko in sich, dass die Luftabwehr in einer kritischen Situation falsch reagiert und ein ziviles Flugzeug abschießt, weil es für ein Spionageflugzeug der USA gehalten wird.

Hinzu kommt, dass die RC-135 eine ähnliche Kabinenbreite wie die Boeing 737 aufweist, ein weit verbreiteter Flugzeugtyp. Das macht es für die Flugsicherung schwieriger zu erkennen, um was für ein Flugzeug es sich handelt, und erhöht somit die Verwechslungsgefahr.

Doch von alledem wollte General Kenneth Wilsbach nichts wissen. Bei einer Videokonferenz am vergangenen Mittwoch dementierte der Kommandeur der Air Force im Pazifikraum den Vorwurf der Verschleierungstaktik zum Vorfall vom 8. September vor der Küste Chinas. 

Ich weiß, dass wir den Regeln für internationalen Luftraum folgen, und wir sind den Regeln auch an diesem Tag gefolgt.

Deshalb könne auch nicht die Rede von "Verschleierung" sein, meinte Wilsbach weiter. Dafür verteidigte er einen weiteren Zwischenfall vom 25. August, den China als "Verletzung von Verhaltensregeln für Luft- und maritime Sicherheit" bezeichnete. Ein U-2-Dragon-Lady-Spionageflugzeug, das in über 20 Kilometern Höhe operiert und damit für die meisten Luftabwehrsysteme unerreichbar bleibt, drang während chinesischer Militärmanöver in eine Flugverbotszone ein.

Der Pazifik-Kommandeur der US Air Force meinte aber, dass die von China beanspruchte Flugverbotszone nicht im Einklang mit internationalen Gesetzen stehe und die USA sich deshalb nicht daran gebunden fühlen. Man habe den Flug deshalb so gewählt, "weil es unser Recht im internationalen Luftraum war". "Wir fliegen die U-2 fast jeden Tag, und wir schauen ganz besonders auf Russland, China und Nordkorea mit der U-2", ergänzte General Wilsbach.

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