Rubel im Trubel?

Der Handelskrieg gegen Russland fordert seinen Tribut. Nun reagierte die Moskauer Notenbank auf Angriffe, die versuchen Russland die wirtschaftliche Lebensgrundlage zu entziehen und hob den Leitzins von 10,5 auf 17 Prozent an. Diese Intervention half jedoch nur sehr kurzfristig. Die russische Notenbank befürchtet für 2015 eine Rezession.
Rubel im Trubel?

In der Nacht zu Dienstag stemmte sich die russische Zentralbank erstmals vehement und gewagt, doch ersten Bewertungen zufolge zumindest langfristig erfolgreich gegen den massiven Rubel-Verfall des Landes. Die Notenbank hob den Leitzins um 6,5 auf 17 Prozent an. Auch werden Banken mit neuen Dollar-Devisen ausgestattet. Das Kreditvolumen für den Zeitraum von 28 Tagen wurde von 1,5 auf fünf Milliarden US-Dollar aufgestockt.

Die russische Zentralbank teile auf ihrer Webseite mit:

"Dieser Beschluss ist von der Notwendigkeit diktiert, die in letzter Zeit wesentlich gewachsenen Abwertungs- und Inflationsrisiken einzuschränken."
Reaktionen folgten auf dem Fuße: Der Rubel schoss am Vormittag fast um zehn Prozent in die Höhe, sodass die Währung so hoch wie seit zwei Wochen nicht mehr stand. Auch wenn Gewinne im Anschluss wieder dahin schmolzen: Anleger bewerten den Zinsschnitt als positives Zeichen und glauben an eine schrittweise eintretende Konsolidierung der russischen Wirtschaft.

Moskau setzte für viele Anleger ein engagiertes Zeichen. Zumindest aber machen höhere Zinsen die Russische Föderation als Investitionsstandort für ausländisches Kapital wieder attraktiver. Während der Leitzins in der EU bei mickrigen 0,05 Prozent liegt, kann Russland dagegen mit satten Währungs-Margen locken.

Jorge Mariscal, Finanzexperte der Schweizer Großbank UBS, quittierte den Zinsschnitt Russlands mit Optimismus und sagte:

"Das war definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Das zeigt, dass sie ernsthaft besorgt sind, mit welcher Geschwindigkeit der Rubel nachgibt."
Die russische Wirtschaft in schweren Gewässern

Die Freude über einen gelungenen Schachzug währte jedoch nicht lange, denn binnen kurzer Zeit brachen Devisen- und Aktienmarkt wieder ein. Gegen Dienstagmittag kursierte ein Euro bei mehr als 97 Rubel, nachdem der Kurs Montagmorgen noch bei 72 Rubel stand. Vor gut einem Jahr notierte der Rubel bei 45 Rubel pro Euro.

Auch wenn die russische Regierung auf lange Sicht genau das Richtige getan hat und der Rubel nun wieder an Attraktivität gewinnt, werden zumindest kurzfristig Kredite geradezu unbezahlbar. Die Investitionstätigkeit könnte aufgrund schwächelnder Finanzierbarkeit - russische Firmen haben nur noch beschränkten Zugang zu internationalen Kapitalmärkten - deutlich ins Trudeln kommen. Unlängst brach die Konjunktur ein und Investoren zogen Milliarden Dollar vom russischen Markt ab. Rund 130 Milliarden US-Dollar, so prognostizieren zumindest Analysten die Entwicklung, könnten aus dem russischen Markt abgezogen werden.

Stefan Bielmeier, Chefökonom der DZ-Bank, erklärte diesbezüglich:

"Der Finanzsektor erleidet hohe Verluste, die Unternehmen kommen nicht mehr ausreichend an Devisen, um benötigte Einfuhrgüter zu kaufen, Technologiegüter können zum Teil überhaupt nicht mehr importiert werden. Sollte ihr Devisenzugang bis dahin gestört bleiben, wären sie darauf angewiesen, dass die Regierung sie ‚freikauft‘."
Schließlich, und das ist wohl ein entscheidendes Problem, ist der für die russische Wirtschaft besonders wichtige Ölpreis infolge der Strafmaßnahmen – systematisch angewandte Sanktionspakete- des Westens um nahezu 50 Prozent eingebrochen. Insbesondere das Haushaltsbudget der Föderation ist dabei auf die Erlöse im Energiegeschäft von Gazprom und Rosneft angewiesen, um öffentliche Leistungen möglichst effizient aufrechterhalten zu können.

Trotzdem bleibt Russlands Regierungschef, Dmitrij Medwedjew, optimistisch und erklärte: "Es wäre gut, wenn das Öl etwas teurer würde, den Rest können wir machen." Unterdessen appellierte er in Anbetracht der geopolitischen Krisen und der Tatsache, dass auch westliche Unternehmen einbrechen, an die Vernunft aller Akteure:

"Wir sitzen in einem Boot."
Während die russische Notenbank 2015 eine Rezession befürchtet und gar von einem möglichen Einbruch der Wirtschaft um bis zu 4,5 Prozent spricht, sehen internationale Institutionen, darunter die UNO, IWF und OECD, die Entwicklung Russlands optimistischer. Die UNO als auch der IWF prognostizieren für das kommende Jahr ein Wachstum von 0,2 Prozent. Die OECD rechnet mit einem Null-Wachstum.

 

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