Absturz des Militärtransporters A400M begrenzt nachhaltig weltweite Expansionspläne der Bundeswehr

Europa wäre nach mehreren Jahrzehnten Zwangspause gerne wieder Weltmacht, in Deutschland liebäugelt man mit "mehr internationaler Verantwortung". Der jüngste Absturz des in europäischer Eigenproduktion gefertigten A400M-Militärtransportflugzeuges in Sevilla und sich akkumulierende technische Mängel versetzen den weltweiten europäischen Expansion- und Interventionsplänen, insbesondere Deutschlands, allerdings einen ernsthaften Dämpfer.
Absturz des Militärtransporters A400M begrenzt nachhaltig weltweite Expansionspläne der Bundeswehr

Dem Analyse-Portal "German Foreign Policy" zufolge, scheint der Absturz vom Wochenende einem endgültigen Eingeständnis des Scheitern des europäischen Projektes, ein eigenes und modernes militärisches Transportflugzeug bauen zu können, gleichzukommen. Damit wird Europa, vor allem Deutschland und Frankreich, entweder auf US-amerikanische C-130 Transportflugzeuge zurückgreifen oder in Sachen Logistik wieder stärker mit russischen Antonow-Anbietern kooperieren müssen.

Eigentlich sollte der Airbus A400M, dessen Auslieferung wegen zahlreicher Probleme immer wieder aufgeschoben wurde, die alte Transportflieger-Flotte vom Typ Transall der Bundeswehr ersetzen. Diese Maschinen wurden bereits in den 1960er Jahren entwickelt.

Besonders zum Nachteil fallen sie angesichts Deutschlands Anspruch, mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen, deshalb aus, weil die Transall im Rahmen damaliger Kriegsszenarien nur für relativ kurze Einsatzstrecken konzipiert wurden. Laut "German Foreign Policy" seien die globalen Kriege der Zukunft mit den veralteten Flugzeugen nicht mehr durchführbar. Deutsche Ambitionen im Ausland stehen damit vor einem technischen Problem, welches auch bis auf weiteres ungelöst zu bleiben scheint. Trotz großspuriger Versprechungen der deutschen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist die Bundeswehr unfreiwillig gezwungen, ganz dem eigentlichen Mandat als "Landesverteidigungsarmee" entsprechend auf deutschem Boden zu verharren und auf interventionistische Auslandsabenteuer zu verzichten.

Nur ein Langstreckentransportflugzeug, das fähig ist große Mengen an Kriegsgerät binnen kürzester Zeit mehrere tausende Kilometer weit zu transportieren, könnte dem deutschen Anspruch, aus der Bundeswehr eine internationale "Interventionsarmee" zu machen, gerecht werden. Doch nach bereits jahrelangen Verspätungen, zahlreichen technischen Pannen und dem Zwischenfall vom Wochenende sollte sich das Airbus-Transportflugzeug vom Typ A400M nicht als die gefeierte und langersehnte Lösung in Europas Entwicklungsplänen hin zur eigenständigen militärischen Interventionsfähigkeit erweisen, die man erhofft hatte. Eines ist sicher: Die Auslieferung der allein 40 Flieger für die Bundeswehr könnte sich um weitere Jahre verschieben.

Paris erklärte inzwischen, dass es offen über den Zukauf US-amerikanischer Transportflugzeuge nachdenke. Sollte sich auch Deutschland zu diesem Schritt entscheiden und sich schließlich von Airbus distanzieren, dann, so  konstatiert  "German Foreign Policy" trocken, werden die deutsch-europäischen Bestrebungen, "weltweite Kriege vollständig in Eigenregie führen zu können", zunächst in weite Ferne rücken.

Medien spekulieren mittlerweile, dass Frankreich künftig lieber beim US-Rüstungsriesen Lockheed Martin, dem großen Konkurrenten in der Sparte von Airbus, einkaufen gehen könnte und sich die reichlich in der Praxis erprobten C-130 Transportflugzeuge zulegen könnte. Die Bundeswehr hingegen ist auf russische Hilfe angewiesen, wenn es um die Verlegung deutschen Kriegsgeräts geht. Diese mittlerweile unliebsame Abhängigkeit von der russischen Logistik dürfte sich mit dem Ausfall des A400M jedoch auch in eine ungewisse Zukunft, in der Europa mit Russland in der Ukraine um Einfluss konkurriert, hinein verlagern. Dabei erweist sich Deutschland als auf Russlands Wohlwollen angewiesen.

Von den Transportkapazitäten der A400M eigentlich begeistert, wird Deutschland, solange der Fehler, der zum Absturz führte, nicht behoben ist, auch sein bisher einziges Transportflugzeug vom Typ A400M, das es im vergangenen Dezember von Airbus erhielt, am Boden lassen müssen. Im Februar hatte das Flugzeug seinen ersten Luftwaffen-Einsatz. Mit einem einzigen Flug in den Senegal brachte der A400M mehr Gerätschaften nach Dakar als es zuvor zwei bis drei Transall-Maschinen binnen zwei bis drei Tagen geschafft hätten, hieß es unter Militärs.

Der Absturz in Sevilla war auch für Airbus schädlich. Neben Lieferverschiebungen droht dem Konzern ein enormer Vertrauensverlust. Während der französische Verteidigungsminister im Herbst 2013 noch vom "riesigen Exportpotenzial" des Transportflugzeuges geschwärmt hatte, bleibt in Zukunft fraglich, ob andere Nationen für ein schwächelndes Flugzeug überhaupt noch bereit sind, weit mehr als 100 Millionen Euro zu zahlen.

Außer den klassischen westeuropäischen Armeen, die das Projekt mit den Käufen politisch bedingt unterstützen, haben sich nur die Türkei und Malaysia bisher vom europäischen Eigenprodukt überzeugen lassen. Mittlerweile nahm auch Ankara vom Airbus-Flieger Abstand. Die in Sevilla abgestürzte Maschine war für die türkische Armee gedacht, was für große Verunsicherung in der türkischen Hauptstadt sorgte. Die türkische Armee hat jedenfalls beide bislang im Gebrauch befindlichen Maschinen des Typs bis auf Weiteres aus dem aktiven Flugverkehr gezogen.

Nichtsdestotrotz: Auch wenn der A400M irgendwann mal doch einsatzfähig sein sollte, wird Deutschland von seinen russischen Partnern nicht unabhängig werden. Die Airbus-Maschine kann rund 37 Tonnen über 3.000 Kilometer transportieren. Die Antonow AN-124 jedoch hat eine exklusive Ladekapazität von 150 Tonnen. Manches Kriegsgerät wie zum Beispiel die diversen Versionen des Leopard 2-Panzers oder die Panzerhaubitzen 2000, die in Afghanistan stationiert sind, wiegen um die 50 Tonnen, und sind damit für den A400M viel zu schwer. Damit wird auch in Zukunft Deutschland nicht ohne Hilfe Moskaus sein Kriegsgerät in "globale Einsatzgebiete" verlegen können.

 

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