Wirtschaft

Jetzt auch "Fremdkörper" in Treibstofftanks – Kein Ende der Pannenserie bei Boeing 737 MAX

Das krisengeschüttelte Luftfahrtunternehmen Boeing kommt einfach nicht zur Ruhe: Die seit fast einem Jahr aus dem Verkehr gezogenen Pannenflieger vom Typ Boeing 737 MAX müssen wegen neuer Probleme wieder inspiziert werden. Der Konzern übt sich in Durchhalteparolen.
Jetzt auch "Fremdkörper" in Treibstofftanks – Kein Ende der Pannenserie bei Boeing 737 MAXQuelle: Reuters © Lindsey Wasson

Der schwer angeschlagene US-Luftfahrtkonzern Boeing ist bei seinem nach zwei Abstürzen mit Flugverbot belegten Krisenjet 737 MAX auf ein neues Problem gestoßen. Während der Wartungsarbeiten seien in Treibstofftanks einiger Maschinen, die derzeit abgestellt wurden, Fremdkörper gefunden worden, teilte Boeing am Dienstag mit.

Dies habe zu einer umfassenden internen Untersuchung und sofortigen Korrekturen im Produktionssystem geführt. Alle noch nicht ausgelieferten 737 MAX werden inspiziert. Das ist ein großer Aufwand: Boeing hatte rund 400 Jets auf Halde produziert, die wegen des Flugverbots noch nicht zu den Kunden gebracht werden konnten.

Der Konzern rechnet aber nach eigenen Angaben – trotz der nun angekündigten Inspektionen – weiter fest damit, dass die 737 MAX Mitte des Jahres wieder für den Flugbetrieb zugelassen wird.

Der bestverkaufte Flugzeugtyp des amerikanischen Airbus-Rivalen darf seit Mitte März 2019 wegen zweier Abstürze mit insgesamt 346 Toten nicht abheben. Als entscheidende Ursache der Unglücke gilt eine fehlerhafte Steuerungsautomatik der Flugzeuge. Dieses Problem wollte Boeing längst per Software-Update angeblich behoben haben, doch die Freigabe durch die Aufsichtsbehörden liegt noch immer nicht vor.

Stattdessen kamen im Laufe des Wiederzulassungsverfahrens immer neue Schwierigkeiten hinzu. So hatte Boeing erst Anfang des Monats eingeräumt, die US-Luftfahrtaufsicht FAA über ein weiteres Software-Problem informiert zu haben, welches ein Warnlicht in Verbindung mit dem Trimmsystem zur Stabilisierung des Flugwinkels der 737 MAX betreffe.

Das Verhältnis zwischen der Behörde und dem Konzern war zwischenzeitlich äußerst angespannt, weil sich die FAA von Boeing unter Druck gesetzt fühlte. Ex-Konzernchef Dennis Muilenburg, der wegen seines Krisenmanagements schon zuvor stark in der Kritik stand, wurde im Dezember 2019 im Zuge des Konflikts mit der Aufsicht gefeuert.

Muilenburgs Nachfolger Dave Calhoun hat versprochen, alle Missstände entschlossen auf den Tisch zu bringen und das Vertrauen zu Boeing wieder herzustellen. Dabei hat er alle Hände voll zu tun. Das 737-MAX-Debakel hat Boeing 2019 den ersten Jahresverlust seit 1997 eingebrockt und in eine der tiefsten Krise seiner mehr als hundertjährigen Konzerngeschichte gebracht.

Das US-Unternehmen steht im Verdacht, die Unglücksflieger im scharfen Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und dabei Sicherheitsrisiken in Kauf genommen zu haben. Boeing ist deshalb mit zahlreichen Klagen sowie zivil- und strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert.

In einem Memo an die Mitarbeiter bezeichnete Boeings 737-Produktionsmanager Mark Jenks den Fund der Teile in den Treibstofftanks der zwischengelagerten Flugzeuge als "absolut inakzeptabel". In Boeings Werk in Renton nahe Seattle seien bereits neue Arbeitsabläufe mit aktualisierten Instruktionen und zusätzlichen Prüfungen eingeführt worden, um das Problem abzustellen.

Die gefundenen Teile wurden als "foreign object debris" bezeichnet – demnach könnte es sich um Unrat wie Reste von Bauteilen oder von Arbeitern zurückgelassene Werkzeuge handeln. Derartige Probleme hatte Boeing auch bereits bei anderen Modellen wie dem Tankflugzeug KC-46.

Berichte über Produktionsmängel hatten den Flugzeugbauer auch im vergangenen Jahr schon hinsichtlich des Langstreckenjets 787 "Dreamliner" unter Druck gebracht. So berichtete die New York Times von Sicherheitsrisiken im Boeing-Werk in North Charleston. Auch hier sollen Fremdkörper in Flugzeugen gefunden worden seien. So seien etwa Metallspäne nicht ordentlich beseitigt und defekte Teile in den Flugzeugen installiert worden.

Die Zeitung berief sich auf Hunderte Seiten interner E-Mails, Dokumente des Unternehmens und Unterlagen von Behörden sowie Interviews mit mehr als einem Dutzend Mitarbeitern. Boeing hatte die Vorwürfe damals entschieden zurückgewiesen.

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(rt/dpa)

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