Wirtschaft

Verheerende Lage bei der Bahn – nur 20 Prozent der Züge voll funktionsfähig

Nur einer von fünf Fernzügen der Deutschen Bahn ist voll funktionsfähig. Die Pünktlichkeitsquote fällt auf neue Tiefststände. Die Probleme der Bahn sind Folge jahrelanger Misswirtschaft und einer verfehlten Verkehrspolitik.
Verheerende Lage bei der Bahn – nur 20 Prozent der Züge voll funktionsfähigQuelle: Reuters

Die Lage bei der Deutschen Bahn ist laut einem Bericht des rbb-Magazins Kontraste noch verheerender als bislang bekannt. Unter Berufung auf interne Papiere der Bahn berichtete das Magazin, dass nur 20 Prozent der Züge im Fernverkehr voll funktionsfähig sind. Das entspricht lediglich einem von fünf Zügen.

Die Bahn versuchte diese Angabe zu relativieren. Ein Zug gelte bereits als "nicht fehlerfrei" wenn eine Wagentür oder eine Kaffeemaschine defekt sei. Die Zahl selbst wurde von der Bahn nicht bestritten. Man kommentiere derartige Zahlen nicht, so ein Sprecher.

Die Bahn steht verstärkt in der Kritik, weil im Oktober nur 71,8 Prozent der Fernzüge pünktlich waren. Nach Definition der Bahn ist ein Zug pünktlich, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Vorgesehen war, im Jahr 2018 eine Quote von 82 Prozent zu erreichen. Dieser Wert soll nun erst für das Jahr 2025 angestrebt werden.

Folgt man dem Kontraste-Bericht, leidet die Bahn unter einer langen Reihe struktureller Mängel. Dazu zählen vor allem das überlastete Schienennetz und ein gravierender Personalmangel. Claus Weselsky, früherer Vorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokführer, erklärte gegenüber dem Magazin, dass das über Jahrzehnte auf Sparen getrimmte System der Bahn nun kollabiere.

Hinzu kommt eine in weiten Teilen fehlgeleitete Verkehrspolitik, die über Jahre hinweg eher auf Prestigeprojekte setzte, als in Verkehrsknotenpunkte zu investieren. Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin erklärte gegenüber Kontraste, dass die im Bundesverkehrswegeplan aufgeführten Ziele zu einem großen Teil nicht finanziert seien und die Bundesregierung ihr Ziel einer Verdopplung des Schienenverkehrs bis 2030 deutlich verfehlen werde.

Derzeit berät der Aufsichtsrat der Bahn über die Lage. Ihm seien nach Aussage der Bahn detaillierte Vorschläge präsentiert worden, wie die Wartung und Instandhaltung der Züge schnell verbessert werden kann. Noch am Freitag soll über die Ergebnisse der Aufsichtsratssitzung informiert werden.

Von Seiten der Politik wird unterdessen die Struktur der Deutschen Bahn in Frage gestellt. Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen-Bundestagsfraktion, forderte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung von der Bundesregierung, die Bahn völlig neu aufzustellen. Hofreiter forderte die Zerschlagung der Bahn: Netz- und Transportgeschäft müssten getrennt werden. Kleinere Bahn-Gesellschaften sollten fusioniert werden, um klare Zuständigkeiten zu schaffen. Tochterunternehmen wie Arriva und Schenker sollten verkauft werden.

Ein Abstoßen von Beteiligungen, die mit dem deutschen Schienenverkehr nichts zu tun haben, ist durchaus sinnvoll. Mit der vorgeschlagenen Trennung von Netz und Transport setzen die Grünen zur Lösung der Probleme im Schienenverkehr allerdings auf mehr Wettbewerb. Dass ein solcher Ansatz erfolgversprechend ist, darf bezweifelt werden.

Die seit der Bahnreform 1994 privatrechtlich organisierte und unternehmerisch agierende Deutsche Bahn AG ist bei genauer Betrachtung nicht kostengünstiger als ihre staatlichen Vorgänger. Sie funktioniert schlechter und von einer flächendeckenden Versorgung mit Mobilität durch die Bahn kann keine Rede mehr sein. Statt über mehr Privatisierung sollte über eine teilweise Rückabwicklung der Reform und eine stärkere Ausrichtung der Bahn an gesellschaftlichen Erfordernissen nachgedacht werden.

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