Wirtschaft

Pilotenstreik - Ryanairs Niedriglohnstrategie gerät unter Druck

Am Freitag streiken Ryanair-Piloten in vier europäischen Ländern, darunter auch Deutschland. 400 Flüge werden abgesagt, 55.000 Kunden sind betroffen. Ryanair wehrt sich, doch die Niedriglohnstrategie der irischen Fluggesellschaft gerät zunehmend unter Druck.
Pilotenstreik - Ryanairs Niedriglohnstrategie gerät unter DruckQuelle: www.globallookpress.com

Die irische Fluglinie erlebt den schwersten Streik ihrer Geschichte. Am Freitag werden die Ryanair-Piloten in Irland, Schweden, Belgien und Irland streiken. Ryanair hat 400 Flüge in ganz Europa abgesagt, 250 davon entfallen auf Deutschland. Betroffen sind 55.000 Kunden. Ryanair kündigte an, die Betroffenen individuell zu benachrichtigen. Diese könnten in weiterer Folge umbuchen oder sich die Preise für ihre Tickets erstatten lassen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte am Mittwoch beschlossen, sich dem Streik der irischen, schwedischen und belgischen Kollegen anzuschließen. Ryanair kritisierte die Gewerkschaft für diese Entscheidung. Marketing-Chef Kenny Jacobs erklärte, der kurzfristig angesetzte Streik führe "nur dazu, den Urlaub unschuldiger Familien zu zerstören".

Peter Bellew, Chief Operations Office von Ryanair, drohte den Piloten indirekt. Bellew sagte am Mittwoch in Frankfurt:

Manche Standorte in Deutschland sind eher schwach. Ein langwieriger Arbeitskampf könnte unser Geschäft ernsthaft beeinträchtigen und diese Standorte geschäftlich vernichten.

Fluggesellschaft reagiert mit Entlassungen und Standortverlagerungen

Als Reaktion auf den Streik der irischen Piloten hatte Ryanair im Juli angekündigt, sechs Flugzeuge aus Dublin zu verlegen und 300 Stellen abzubauen.

Die Vereinigung Cockpit verteidigte ihre Entscheidung. Martin Loch, Präsident der VC, erklärte:

Unsere Forderungen beziehen sich auf Verbesserungen bei den Vergütungs- und Arbeitsbedingungen. Verbesserungen sind ohne Personalkostensteigerungen im Cockpit nicht denkbar. Ryanair hat in den Verhandlungen jedwede Personalkostenerhöhung kategorisch ausgeschlossen. Gleichzeitig hat Ryanair zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen, an welchen Stellen Spielräume zur Lösungsfindung bestehen. Für die nun eingetretene Eskalation trägt alleine Ryanair die Verantwortung.

Unterstützung erhielt die Vereinigung Cockpit von der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO.

Ryanair erwartet den schwersten Streik seiner Geschichte

Der Streik reiht sich ein in eine ganze Reihe von Arbeitskämpfen, mit denen das Unternehmen in diesem Jahr bereits konfrontiert werden ist. Vor einigen Wochen haben streikende Flugbegleiter in mehreren Ländern mit einem zweitägigen Streik für den Ausfall von insgesamt 600 Flügen gesorgt. Die irischen Piloten haben bisher an vier einzelnen Tagen gestreikt.

Niedrige Fixgehälter und Verdacht auf Scheinselbstständigkeit

Hintergrund der europaweiten Arbeitskämpfe ist die Lohn- und Personalpolitik der Fluglinie. Ryanair setzt seit 25 Jahren darauf, mithilfe niedriger Personalkosten zu Niedrigpreisen fliegen zu können. Innerhalb der Branche gilt die irische Fluglinie als schwarzes Schaf.

Deutsche Piloten beklagen vor allem die Struktur der Löhne. Die Festgehälter sind verhältnismäßig gering, die variablen Anteile hoch. Bei Krankheit oder Flugausfällen gibt es weniger Geld, es gibt keine nennenswerte Altersvorsorge, keine verbindlichen Dienstpläne und unzureichende Ruhezeiten. In der Vergangenheit wurde gegen Ryanair in Deutschland auch wegen des Einsatzes scheinselbständiger Piloten ermittelt.

Für das Bordpersonal gibt es angeblich interne Richtlinien, wonach täglich acht Rubbellose, eine Flasche Parfüm und eine Mahlzeit verkauft werden müssten. Wer diese Ziele verfehlt, muss sich vor Vorgesetzten rechtfertigen.

Ryanairs Niedriglohnstrategie gerät in letzter Zeit zunehmend unter Druck. In ganz Europa fehlt es an Piloten, auch die Flugbegleiter haben zunehmend berufliche Alternativen. Das stärkt die Position der Gewerkschaften, die sich auch zunehmend untereinander abstimmen.

Schmierattacke gegen Stadtpalast

Bis Ende letzten Jahres hatte sich Ryanair geweigert, Gewerkschaften überhaupt als Verhandlungspartner zu akzeptieren. Eher friere die Hölle zu und er hacke sich die Arme ab, bevor er mit Gewerkschaften überhaupt nur spreche, so tönte Ryanair-Chef Michael O'Leary noch im September 2017. Mittlerweile verhandelt Ryanair, doch bei den Gewerkschaften wird bezweifelt, dass die Fluglinie schon zu substanziellen Zugeständnissen bereit ist.

Michael O'Learys kürzlich für zehn Millionen Euro erworbener Stadtpalast in Palma de Mallorca wurde unterdessen mit Graffiti beschmiert, in denen zu Solidarität mit den Ryanair-Mitarbeitern aufgerufen wird.

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