Gazprom in der Krise

Der anhaltend niedrige Kurs für Erdgas hat dazu geführt, dass sich der Preis für Erdgaslieferungen auf dem europäischen Spotmarkt halbiert hat. Nun liefert auch Amerika Gas nach Europa. Erstmals haben amerikanische Tanker Anfang des Monats Flüssig-Gas (LNG) an den portugiesischen Hafen Sines transportiert.
Gazprom rechnet damit, dass der Exportpreis in diesem Jahr durchschnittlich auf 200 US-Dollar pro tausend Kubikmeter Gas fallen wird. Russische Medien bezeichnen inzwischen Rosneft als das „teuerste Unternehmen“ Russlands. Das Kapital von Rosneft beträgt 51,5 Milliarden US-Dollar gegenüber 51,1 Milliarden US-Dollar von Gazprom.
Laut der Financial Times ist diese Entwicklung für Analysten nicht erstaunlich. Nicht nur die sinkenden Rohstoffpreise und die Konkurrenz aus Amerika machen dem Unternehmen zu schaffen. In Russland werden Stimmen laut, die eine Aufspaltung des Unternehmens fordern.
Als Gazprom dann bekannt gab, dass dieses Jahr nur 25 Prozent Dividenden ausgeschüttet werden sollen, geriet die Aktie unter Druck.
Gazprom beginnt in Folge bereits seine Projekte nach Wichtigkeit zu ordnen, und Einsparpotenziale zu analysieren. An erster Stelle soll an der China-Pipeline gekürzt werden. Anstatt, wie bisher geplant, 800 Kilometer in diesem Jahr zu verlegen, werden es voraussichtlich nur 400 Kilometer.
Außerdem soll der Konzern eine Netto-Neuverschuldung erwägen. Diese beträgt momentan noch 0,9 Prozent. Analysten der Sberbank, der größten Finanzinstitution Russlands, prognostizieren, dass die Verschuldung des Unternehmens in den nächsten drei bis vier Jahren um das Doppelte anwächst.