Wirtschaft

Elektromobilität treibt Rohstoffkosten an: Nickelpreis auf Zehnjahreshoch

Angesichts der boomenden Autoproduktion und der schwindenden Reserven ist der Nickelpreis in dieser Woche auf den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt gestiegen. Auch andere Rohstoffe zogen deutlich an. Derweil setzt die Politik weiter auf einen schnellen Ausbau der Elektromobilität.
Elektromobilität treibt Rohstoffkosten an: Nickelpreis auf ZehnjahreshochQuelle: AFP © CARLOS ALONZO / AFP

Am Donnerstag kündigte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) an, bei Pkw voll auf die Elektromobilität zu setzen. Wenn der Umstieg forciert werde, könne Deutschland auch das von der neuen Bundesregierung angestrebte Ziel von mindestens 15 Millionen vollelektrischen Pkw bis 2030 schaffen.

"Mehr Klimaschutz, neue Märkte, weniger Abhängigkeit von fossilen Energieträgern" – Elektromobilität wird als Schlüssel für klimafreundliche Mobilität und Innovation gepriesen und vom Bund gefördert. Was auch in anderen Ländern als Lösungen gegen den Klimawandel präsentiert wird, während der Fokus auf Wachstum und einer an Konsum ausgerichteten Lebensweise bestehen bleibt, scheint so herrlich sauber und erstrebenswert zu sein.

Doch erfordert die Herstellung von Elektroautos, E-Rollern und E-Lastenrädern, Sonnenkollektoren sowie Windrädern den Einsatz von Rohstoffen, die nicht unendlich verfügbar und teils schwierig zu beschaffen sind: Kobalt, Mangan, Kupfer, Nickel und seltene Erden. Für die Herstellung von Elektroautos werden sechsmal mehr Mineralien benötigt als für herkömmliche Fahrzeuge. Solch gewaltige Mengen sind bisher nicht verfügbar. Abgebaut werden sie nicht selten auf Kosten der Bevölkerung in den Ursprungsländern. In Guatemala beispielsweise kam es im vergangenen Jahr wegen des Ausbaus einer Nickelmine zu Protesten, in deren Folge ein 30-tägiger Ausnahmezustand verhängt wurde.

Am Mittwoch stieg der Nickelpreis an der Londoner Metallbörse um 4,4 Prozent auf 22.745 Dollar pro Tonne und erreichte damit den höchsten Stand seit August 2011. Die Metallbörse meldete, dass die Nickelbestände in den von ihr überwachten Lagerhäusern über 51 Tage in Folge gesunken sind. Auch die Reserven des Metalls in China – dem größten Batteriehersteller der Welt – nähern sich Berichten zufolge einem Rekordtief.

Nickel kommt in der Natur in der Regel als Erz vor, das abgebaut, extrahiert und raffiniert werden muss. In der Industrie dient es vielen wichtigen Zwecken, beispielsweise zur Herstellung von rostfreiem Stahl und Batterien. Mehr als 25 Länder bauen Nickel ab, die größten Produzenten sind Indonesien, Russland und Kanada.

Autohersteller bevorzugen Batterien mit einem hohen Nickelanteil, der die Ladekapazität erhöht und dadurch die Reichweite von Elektrofahrzeugen vergrößert. Für die Batterie eines einzigen Tesla Model 3 werden 56 Kilogramm Nickel, sieben Kilogramm Kobalt, 6,6 Kilogramm Mangan und 85 Kilogramm Kupfer benötigt.

Die Versorgung mit den knappen Mineralien, die für Energietechnologien wie Elektrofahrzeuge und Windturbinen benötigt werden, müsste laut der Internationalen Energieagentur (IEA) immens erhöht werden, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens vollständig zu erfüllen. Zwischen den Jahren 2020 und 2040 könnte die Nachfrage nach Nickel um das Neunzehnfache steigen, die Nachfrage nach Mangan um das Achtfache und die Nachfrage nach Kobalt um das Einundzwanzigfache.

Nach einer im Dezember veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist die Versorgungssicherheit der Industrie mit mehr als 20 wichtigen Rohstoffen sehr kritisch. Hoch riskant sei die Versorgung bei den für die E-Auto-Batterien wichtigen Rohstoffen Kobalt, Lithium und Grafit, warnte IW-Consult-Geschäftsführer Karl Lichtblau. Bei der Verarbeitung von Platin, Iridium und Nickel für die Wasserstoffherstellung könne es zu Engpässen kommen, doch "ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen".

Für 36 Millionen neue E-Autos im Jahr 2030 würden 1.300 Gigawattstunden Batteriekapazität benötigt. Die bekannten Kobaltreserven reichten jedoch bei dem heute absehbaren Bedarf nur noch 11 Jahre. Das sei "ein Warnsignal, dass wir auf allen Ebenen etwas tun müssen", sagte Lichtblau. An kobaltfreien Batterien werde gearbeitet, "man darf den technischen Fortschritt nicht unterschätzen. Aber da muss man am Ball bleiben."

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die eine entsprechende Studie in Auftrag gegeben hatte, fordert außen- und entwicklungspolitische Unterstützung beim Abschluss von Rohstoff-Partnerschaften mit anderen Ländern. Viele Metalle oder Minerale kämen in nur wenigen Ländern außerhalb Europas vor. China und andere Schwellenländer bräuchten für ihr Wachstum sehr viele Rohstoffe; Bedarf und Wettbewerb nähmen zu.

Auch bei anderen Rohstoffen schnellten die Preise zuletzt in die Höhe. Kupfer stieg am Mittwoch zum ersten Mal seit Oktober wieder über die Marke von 10.000 Dollar, während die Ölpreise am Mittwoch ein Zweimonatshoch erreichten. Die Rohölvorräte in den Vereinigten Staaten, dem weltweit größten Ölverbraucher, fielen indes auf den niedrigsten Stand seit 2018.

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