Russland

"Ein schmutziges Instrument": Warum die WADA vor der eigenen Haustüre kehren sollte

Der vermeintliche Dopingskandal in Russland zieht weiter Kreise. Namhafte Journalisten und Sportwissenschaftler sind der Meinung, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur zuerst einmal vor der eigenen Haustüre kehren sollte.
"Ein schmutziges Instrument": Warum die WADA vor der eigenen Haustüre kehren sollteQuelle: www.globallookpress.com © imago sportfotodienst

Nachdem die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) russische Athleten für die nächsten vier Jahre von der Teilnahme an internationalen Wettkämpfen ausschloss, gerät nun die Organisation selbst in die Kritik. Während die WADA russischen Athleten, und niemand geringerem als dem russischen Staat, systematisches Doping vorwirft, werfen Kritiker der WADA vor, die Dopingfälle selbst zu produzieren. Die WADA, heißt es, versagt auf ganzer Linie, sowohl ethisch, wissenschaftlich, organisatorisch und juristisch. Beispiele gibt es viele.

Vor diesem Hintergrund fordert die Sportjournalistin Sally Jenkins ein philosophisches, ethisches und wissenschaftliches Umdenken. Denn die Athleten, so Jenkins, sind zwischen die Fronten geraten, in einem Kampf zwischen den kriminellen Ordnungshütern der WADA und politischen Leisetretern, die es der WADA erlauben, Athleten und ganze Nationen unter Generalverdacht zu stellen.

WADA agiert auf politischer Ebene ohne Mandat

Die WADA wurde vom Internationalen Olympischen Komitee nicht entworfen, um Staaten oder staatliche Organisationen zu überwachen. Das IOC gründete die WADA mit dem Ziel, die Schuld einzelner Athleten zu belegen und nicht die Aufmerksamkeit auf die vermeintlichen oder tatsächlichen Hintergründe zu lenken. Somit ist die Aufgabe der WADA eindeutig umrissen: Einzelne schwarze Schafe unter Einsatz von Dopingtests aus dem Verkehr zu ziehen, ohne sich um die politischen, organisatorischen oder medizinischen Hintergründe der Dopingfälle zu kümmern. Die Aufgabe der WADA ist also rein technischer Natur.

Im Falle Russlands hat die WADA das Pferd aber von hinten aufgezäumt. Man stellte kurzerhand die Anschuldigung in den Raum, Russland betätige sich in groß angelegten Dopingprogrammen, und sperrte sämtliche russische Athleten ohne Nachweis einer individuellen Schuld. Diese Anschuldigung, es gäbe einen staatlichen Dopingapparat in Russland, basieren auf einer Verkettung von Ereignissen, die mehr als fragwürdig sind.

Unumstößlicher Fakt ist, dass die WADA auf Basis einiger vermeintlich positiver Dopingproben einzelner Athleten zwei falsche Schlussfolgerung gezogen hat: Erstens, dass alle russischen Athleten Doping ausgesetzt sind, und zweitens, dass die russische Regierung hierfür verantwortlich ist. Mit der hieraus folgenden Sperre der russischen Athleten hat die WADA das Terrain der wissenschaftlichen und organisatorischen Korrektheit verlassen und die politische Bühne betreten.

Wer im Glashaus sitzt …

Losgelöst von der politischen und juristischen Dimension, lohnt sich ein Blick auf die der WADA eigentlich angedachte Aufgabe: die Erhebung von Daten zu tatsächlichen Dopingfällen. Roger Pielke, Wissenschaftler an der Universität von Colorado und Experte für Dopingangelegenheiten, setzt hierfür die Prämissen:

Es sollte klar sein, dass Anti-Doping-Bestimmungen beweisbasiert, wissenschaftlich fundiert und ordnungsgemäßen Abläufen folgen müssen.

Gleichzeitig stellt Pielke fest, dass die WADA in allen dieser drei Punkte versagt, und führt einige sehr prominente Beispiele an:

  • Erik Tysse, ein norwegischer Racewalker (Geher), wurde im Jahr 2011 für die Verwendung einer EPA-ähnlichen Substanz bestraft. Ein Team von norwegischen Wissenschaftlern hat seitdem dokumentiert, dass die Daten aus dem WADA-Labor in Rom "nicht präzise, qualitativ und reproduzierbar sind". Darüber hinaus soll die WADA während der Berufungsphase manipulierte Ergebnisse eines Urintests vorgelegt haben, die eine vermeintliche Schuld des Athleten untermauern sollten.
  • Der saudi-arabische Fußballspieler Alaa Al-Kowaibki wurde zu Unrecht von einem WADA-Labor, das für fehlerhafte Messwerte berüchtigt ist, verurteilt. Er musste sechs Jahre aussetzen und lebte bis ins Jahr 2017 mit dem Makel des Dopings in seiner Bilanz. Die WADA soll gewusst haben, dass es ein fehlerhaftes Ergebnis war, sich aber nicht die Mühe gemacht haben, das zu korrigieren.
  • Im Jahr 2014 wurde der irische Sprinter Steven Colvert gesperrt, obwohl mehrere Experten das Feststellen von Epoetin in seinem Urin auf reine Inkompetenz des testenden WADA-Labors zurückführten. Als Colvert eine erneute Prüfung der Proben forderte, stellte man fest, dass sie zerstört worden waren.

In diesem Frühjahr veröffentlichten Pielke und sein Kollege Erik Boye von der Universität Oslo im International Journal of Sport Policy and Politics eine Zusammenfassung über dieses Chaos im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Titel "Scientific Integrity and Anti-Doping Regulation" (dt.: Wissenschaftliche Integrität und die Anti-Doping-Vorschriften). Sie schrieben:

Mangels zuverlässiger Beweise sind Entscheidungen oft willkürlich, inkonsistent und nicht reproduzierbar. Dies gefährdet die Integrität der Anti-Doping-Entscheidungen, die angemessenen Prozessrechte der Athleten und die Nachhaltigkeit der Anti-Doping-Bestrebungen.

Mehr als ein Dutzend der 35 WADA-Labore sollen mittlerweile wegen schlechter Arbeit suspendiert worden sein oder die Akkreditierung verloren haben. Aus diesem Grund bezeichnet Sally Jenkins die WADA zu Recht als "ein schmutziges Instrument, dessen Ergebnissen und Urteilen nicht vertraut werden kann".

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