Moskau: Schauspieler zu dreieinhalb Jahren Haft wegen Widerstands bei Festnahme verurteilt

Dem 24-Jährigen wurde vorgeworfen, während einer nicht genehmigten Kundgebung am 3. August die Polizei beschimpft und sich gewaltsam der Verhaftung widersetzt zu haben. Der verletzte Polizist teilte dem Gericht mit, er habe nach dem Vorfall mehr als 20 Tage wegen einer Schulterverletzung im Krankenhaus verbringen müssen.
Ustinow beteuerte seine Unschuld und erklärte, er habe nicht einmal an den Protesten teilgenommen, sondern vor einer U-Bahn-Station auf einen Freund gewartet, mit dem er sich verabredet habe. Er habe bei seiner Festnahme keinen Widerstand geleistet.
Videoaufnahmen von der Festnahme sprechen für Ustinows Darstellung. Der Schauspieler macht tatsächlich eher den Eindruck, ein unbeteiligter Passant zu sein, bevor sich ihm vier Polizisten nähern und ihn unvermittelt zu Boden reißen. Laut Darstellung der Beamten habe Ustinow Parolen gerufen, wovon jedoch auf der Aufnahme nichts zu sehen beziehungsweise zu hören ist. Das Gericht ließ die Videoaufnahmen jedoch als Beweismittel nicht zu. Die Rechtsanwälte des Schauspielers wollen gegen das Urteil Berufung einlegen.
Ustinow hat vor einigen Jahren die Schauspielschule abgeschlossen und ist in mehreren TV-Nebenrollen sowie im neuen Science-Fiction-Film "Passaschir" (dt.: Der Passagier) zu sehen. Nach dem gestrigen Urteil setzen sich mehrere bekannte russische Schauspieler für ihn ein und fordern seine Freilassung. Auch Konstantin Raikin, Ustinows Professor für Schauspielkunst und Leiter des Theaters "Satirikon", forderte in einem Video auf, den 24-Jährigen freizulassen:
Ich bin mir absolut sicher, dass er nicht schuldig ist. Er ist ein absolut vertrauenswürdiger, ruhiger Mensch. Dieses Missverständnis kann tragisch enden. Ich bitte alle um Hilfe, damit dies nicht passiert.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte am Dienstag, dass der Kreml keine Gerichtsurteile kommentiere. Er wies jedoch darauf hin, dass jeder gegen sein Urteil Berufung einlegen könne. Präsident Putin sei über den Fall informiert worden.
Mehr als 2.000 Menschen wurden während einer Reihe von nicht genehmigten Protesten in Moskau Ende Juli und Anfang August festgenommen. Sie hatten Oppositionskandidaten unterstützt, die zu den Moskauer Stadtratswahlen nicht zugelassen worden waren.
Die meisten Demonstranten kamen mit geringen Geldstrafen davon. Fünf Personen, darunter Ustinow, wurden wegen Gewaltanwendung gegen die Polizei zu einer Freiheitsstrafe verurteilt. Im Juni sorgte das Vorgehen der Polizei gegen den Enthüllungsjournalisten Iwan Golunow für Empörung. Beamte hatten ihm Drogen untergeschoben, um ihn ins Gefängnis zu bringen. Er kam nach Protesten wieder frei.
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