Russland

Fall Iwan Golunow: Was bisher über die Festnahme des russischen Investigativjournalisten bekannt ist

Am 6. Juni wurde der russische Enthüllungsjournalist Iwan Golunow wegen Drogenverdachts festgenommen. Der Reporter weist alle Vorwürfe zurück und wird gerade mehreren Drogentests unterzogen. Ein Moskauer Gericht stellte Golunow für zwei Monate unter Hausarrest.
Fall Iwan Golunow: Was bisher über die Festnahme des russischen Investigativjournalisten bekannt istQuelle: Sputnik

Bei seiner Festnahme in Moskau habe die Polizei knapp vier Gramm des psychoaktiven Stoffes Mephedron in Golunows Rucksack sichergestellt, berichtet  RIA Nowosti. Im Laufe der darauffolgenden Durchsuchung der Wohnung des Journalisten seien laut dem russischen Innenministerium außerdem mehr als fünf Gramm Kokain sowie eine Waage entdeckt worden.

Kurz nach der Verhaftung veröffentlichte das Innenministerium eine offizielle Pressemitteilung zu Golunows Festnahme. Sie wurde von mehreren Bildern mit verbotenen Substanzen begleitet, die angeblich aus der Wohnung des Reporters stammen sollten. Am selben Abend räumte die Behörde in einem aktualisierten Bericht ein, dass nur eines der neun veröffentlichten Fotos tatsächlich in Golunows Wohnung aufgenommen worden war. Demnach sei das Missverständnis auf einen Fehler eines Mitarbeiters zurückzuführen. Die restlichen Bilder stünden in Verbindung mit einer Gruppe von Drogenhändlern, die auf eine Zusammenarbeit mit Golunow überprüft worden sei. In diesem Zusammenhang sei eine interne Ermittlung eingeleitet worden, hieß es.

Der 36-Jährige weist alle Anschuldigungen gegen sich zurück und behauptet, dass die Drogen ihm zugespielt worden seien. Golunow sagte in einem Interview gegenüber dem TV-Sender Rossija 24:

Ich habe nie Drogen genommen und nie Drogen bei mir gehabt. Ich bin Journalist und beschäftige mich mit Investigationen.

Der Reporter zeigte sich ferner bereit, die Ermittlung zu unterstützen. 

In einer offiziellen Stellungnahme setzte sich die russische Internetzeitung Meduza, mit der Golunow in einem Arbeitsverhältnis steht, für den Journalisten ein und unterstrich seine Unschuld. Sie machte auf mehrere Unregelmäßigkeiten aufmerksam, die bei seiner Festnahme angeblich vorgefallen seien, wie etwa die ursprüngliche Verweigerung eines Rechtsanwaltes oder der Entnahme von Golunows Biomaterial für eine sofortige medizinische Begutachtung.

Das Innenministerium dementierte diese Berichte und warf Golunow vor, sich selbst geweigert zu haben, seine Haut- und Nagelproben abzugeben. Ferner hielt Meduza der Polizei vor, dass Golunow laut seinen eigenen Worten im Polizeirevier geschlagen worden sei, was die Behörde ebenso entschieden zurückwies. Das Nachrichtenportal vermutet Golunows journalistische Arbeit als Hintergrund seiner Verfolgung und äußerte seine Bereitschaft, ihren Journalisten "mit allen verfügbaren Mitteln zu verteidigen".

Inzwischen unterzog sich der Reporter ersten medizinischen Untersuchungen. Erste Proben wiesen keine Spuren von Drogen im Biomaterial des 36-Jährigen nach.

Der Fall Golunow sorgte in kürzester Zeit für harsche Kritik und öffentliche Empörung gegenüber den russischen Ermittlungsorganen und rückte die langjährige Debatte um die Pressefreiheit in Russland erneut ins Rampenlicht. In den vergangenen Tagen fanden in der russischen Hauptstadt und anderen russischen Großstädten zahlreiche Protestaktionen gegen die Festnahme des Journalisten statt. Mehrere prominente Journalisten und Musiker verurteilten Golunows Strafverfolgung und forderten seine sofortige Freilassung. Auch die Chefredakteurin des TV-Senders RT Margarita Simonjan äußerte sich dazu in ihrem Twitter-Account:

Die Regierung muss alle öffentlichen Fragen zu dieser Festnahme beantworten. Aus dem einfachen Grund, dass es sehr, sehr, SEHR viele gibt".

Laut dem Kremlsprecher Dmitri Peskow wurde der russische Präsident Wladimir Putin über den Fall Golunow informiert. Ihm zufolge stelle der Fall einen Grund für eine eingehende Untersuchung dar, und er schließe auch mögliche Fehler im Laufe der Ermittlung nicht aus.

Fehler sind immer und überall möglich, auch Journalisten machen sie", sagte Peskow.

Eine Online-Petition zur Freilassung des Reporters unterstützten bereits mehr als 150.000 Menschen.

Am Samstag erhob ein Moskauer Gericht Anklage gegen Golunow wegen versuchten Drogenhandels. Bis zum 7. August wurde der Journalist unter Hausarrest gestellt. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.

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