Russland

Warum Putin Russlands Reservisten wieder in die Armee einberuft

In den kommenden Monaten werden tausende russische Männer ihre bequemen Bürosessel gegen ein Etagenbett in der Kaserne tauschen, um ihre alten militärischen Kenntnisse wiederaufzufrischen oder neue zu erwerben.
Warum Putin Russlands Reservisten wieder in die Armee einberuftQuelle: Sputnik

Am 19. März unterzeichnete der russische Präsident Wladimir Putin ein Dekret über die Einberufung russischer wehrdienstpflichtiger Staatsbürger im Reservestand.

Der Hauptzweck besteht darin, die Fähigkeiten wiederaufzufrischen, die die Menschen nach dem Militärdienst oder dem Abschluss einer militärischen Einrichtung vergessen haben und nicht in der Vorbereitung auf einen richtigen Krieg oder einen Militäreinsatz in einem Land der Dritten Welt", sagt der ehemalige Analytiker der Zeitung Iswestija, Dmitrij Safonow.

Der Präsident unterzeichnet jedes Jahr ein Dekret zur Einberufung von Reservisten, die noch in der Lage sind, Militärdienst zu leisten. Auf diese Weise kommen in etwa 5.000 Zivilisten für die Dauer von zwei Monaten wieder in der Armee zusammen.

Das können Studenten in den letzten Jahren des Studiums an Universitäten sein, die über Militärfakultäten verfügen, sowie Männer, die aus speziellen Fachgebieten kommen und über besondere Fähigkeiten verfügen, die den Streitkräften derzeit fehlen, jedoch für die Durchführung von Großveranstaltungen sehr wichtig sind. Zum Beispiel wurden für die groß angelegten Sapad-2017-Manöver neben den aktiven Soldaten auch junge Leute einberufen, die in der Nähe der Veranstaltungsorte der Übungen lebten", erklärte der Experte weiter.

IT-Experten von besonderer Bedeutung

Safonows Worten zufolge braucht die Armee heute vor allem Programmierer sowie Menschen mit vergleichbaren Computerkenntnissen. Da es in der Armee eine beträchtliche Menge an gehobener Technologie gibt, werden immer mehr hochqualifizierte Spezialisten benötigt, um mit dieser zu arbeiten und sie zu erhalten.

Die Reservisten nehmen mit all ihren fachlichen Kenntnissen an allen militärischen Aktivitäten teil. Sie müssen marschieren und zurück an den Schießstand. Einige von ihnen müssen erst wieder lernen, mit Pistolen, Schnellfeuer-, Maschinen- und Scharfschützengewehren umzugehen und andere müssen ihre Fähigkeiten wiederum nur verfeinern. Die Techniker haben daneben die Aufgabe, Lastwagen und gepanzerte Fahrzeuge zu warten.

Jede Person muss bereit sein, im Falle eines Krieges eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Dort müssen Leute mit technischen Berufen Panzer, gepanzerte Mannschaftswagen und Artilleriesysteme fahren und bedienen. Vielleicht muss jemand diese Maschinen sogar zum Schießstand fahren", bemerkte Safonow.

Militärexperten sagen, dass diese Veranstaltungen hauptsächlich stattfinden, damit die Menschen nicht vergessen, wie sie ihre Heimat verteidigen können.

Wer kann wiedereinberufen werden?

Jeder russische Staatsbürger, der sich im Reservestand befindet, kann die Benachrichtigung erhalten. Grundsätzlich kann es jeden Mann unter 60 Jahren treffen.

In Friedenszeiten hat es solche Fälle bislang nicht gegeben, aber laut dem Gesetz ist es möglich. In der Regel werden Soldaten und Reserveoffiziere einberufen, also Menschen, die normalerweise nicht älter als 30 Jahre sind. Ältere Menschen werden nicht genommen, da es ausreichend junge gibt", sagte der Chefredakteur des Magazins Arsenal Otetschestwa, Viktor Murachowskij.

Nach seinen Worten sind die gefragtesten Soldaten neben den Programmierern Spezialisten der mechanisierten Infanterie-, Küsten- und Raketentruppen sowie Ingenieure und Kommunikationsbetreiber. Jedoch handelt es sich auch bei diesen Männern, die einberufen werden, um Fachkräfte, die nur für einen bestimmten Zeitraum da sein werden oder um Studenten aus Militärinstituten, die ihren Dienst in den verschiedenen Militärdienststellen absolvieren müssen.

Sonderzulage für Berufstätige

Zudem erhalten Personen, die zum Wehrdienst einberufen werden und sonst bereits in Unternehmen arbeiten, eine tägliche Zulage von sechs bis acht Euro zusätzlich zu ihrem durchschnittlichen Monatsgehalt.

Das ist kein schlechter Bonus für Menschen, die aus dem russischen Hinterland kommen, wo ein gutes durchschnittliches Monatsgehalt nach heutigen Maßstäben etwa 400 Euro beträgt. Ich betone, dass das dem heutigen Wechselkurs entspricht", fügte Murachowskij hinzu.

Außerdem können Personen, die zum Dienst einberufen werden, einen zusätzlichen militärischen Rang erwerben, wenn sie genug dafür leisten.

Es gibt keine strafrechtliche Verfolgung, wenn jemand dem Aufruf nicht folgt. Nur eine administrative Verwarnung oder eine Geldstrafe von maximal acht Euro", sagte Murachowskij abschließend.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Russia Beyond The Headlines. Wir bedanken uns für die Zweitverwertungsrechte.

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