Russland

Schnurrbart-Gate: Warum die Russen auf Grudinin jetzt sauer sind

Vielleicht spannender als das Ergebnis der Präsidentschaftswahl selbst war der Ausgang einer Wette russischer Internetbenutzer dazu. Was der kommunistische Präsidentschaftskandidat, eine Wette bei Youtube und Pawel Grudinins Schnurrbart gemeinsam haben.
Schnurrbart-Gate: Warum die Russen auf Grudinin jetzt sauer sindQuelle: AFP

Die Vorgeschichte: Noch vor der Präsidentschaftswahl, die am 18. März stattgefunden hat, war der Kandidat und Unternehmer Pawel Grudinin bei dem derzeit bekanntesten russischen Youtube-Blogger, Juri Dud, zu Gast. In einem mehr als eine Stunde langen Interview erzählte Grudinin unter anderem, warum er beschlossen habe, für das Präsidentenamt zu kandidieren, weshalb sich viele Russen nach der Sowjetunion sehnten und was er über Stalin denke. Den Zuschauern blieb jedoch eine andere Episode in Erinnerung – eine Wette, deren Ausgang für viele Russen womöglich spannender war als das Wahlergebnis selbst.

Wie sah diese aber nun aus? In dem Video, das am 6. Februar 2018 auf der Internet-Plattform Youtube veröffentlicht wurde, haben Pawel Grudinin und Juri Dud eine Wette über ihre Körperbehaarung abgeschlossen. Sollte Grudinin bei der Präsidentschaftswahl weniger als 15 Prozent aller Stimmen bekommen, müsste er seinen markanten Schnurrbart abrasieren. Bei mehr als 15 Prozent aller Stimmen hat der Blogger Juri Dud versprochen, sich eine Glatze schneiden zu lassen.

Der Wahlausgang: Nachdem das vorläufige Wahlergebnis verkündet wurde, wonach der Politiker um die elf Prozent des gesamten Stimmenanteils auf sich vereint hat, spekulierten viele Russen - immerhin wurde das Interview fast sechs Millionen Mal angeklickt - über das neue Aussehen des Zweitplatzierten.

Die Erinnerung: Blogger Juri Dud veröffentlichte, nachdem er bis dahin nichts mehr von Grudinin gehört hatte, auf seinem Instagram-Account sogar ein Foto, auf dem ein altes Rasiermesser aus Sowjetzeiten zu sehen ist. Auf diese Weise wollte er den Politiker an seine verlorene Wette und sein Versprechen erinnern.  

Der Rückzieher: Der Kandidat der Kommunistischen Partei erklärte jedoch bei seiner Pressekonferenz am Montag, dass er den Wahlausgang nicht anerkenne und demzufolge keinen Grund sehe, seinen Charlie-Chaplin-Schnurrbart loszuwerden. Grudinin ist davon überzeugt, dass es Wahlfälschungen gab und er eigentlich viel mehr Stimmen hätte bekommen sollen. Nur wenn der Blogger es offiziell bestätigen könne, dass die Wahlen absolut transparent waren, würde Grudinin seinen Schnurrbart abrasieren, so der Politiker.

Das Nachspiel: Juri Dud reagierte darauf noch am selben Tag und teilte einen Link zu einem Internet-Spiel, bei dem die Internetbenutzer zumindest online Grudinin und den Blogger rasieren dürfen. 

Vor vier Jahren gab es bereits einen ähnlichen Fall, bei dem der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, eine Wette gegen seine Tochter verloren, diese aber auch eingehalten hat. Damals haben Vater und Tochter gewettet, dass, wenn das Mädchen die Abschlussprüfungen erfolgreich bestehe, Dmitri Peskow daraufhin seinen Schnurrbart opfern würde. Nach den guten Prüfungsergebnissen der Tochter hat Peskow sein Versprechen gehalten und kurzerhand seinen Schnurrbart abrasiert.

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.