Dr. Gniffkes Macht um Acht - Die Tagesschau und die Giftgas-Inszenierung im syrischen Duma

Die Tagesschau kann keinen Irrtum eingestehen, denn sie reflektiert unser staatliches Selbstbild vom Guten, Wahren, Schönen – in all seiner Unaufrichtigkeit. Das gilt auch für den mutmaßlichen Giftgaseinsatz im syrischen Duma, der nach derzeitiger Beweislage inszeniert wurde.
Dr. Gniffkes Macht um Acht - Die Tagesschau und die Giftgas-Inszenierung im syrischen Duma Quelle: Reuters

von Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam

Jetzt ist es passiert: Die "Giftgas"-Gräuelmärchen der Tagesschau aus dem syrischen  Duma sind als fauler Zauber aufgeflogen. Ein vor Ort recherchierender BBC-Producer hat sie als Inszenierung der "Weißhelme" beschrieben. Trotzdem denkt die ARD-aktuell-Redaktion nicht daran, sich zu der beschämenden journalistischen Pleite zu bekennen und für den Propagandadreck von damals zu entschuldigen. Sie wird auch insoweit ihrer systemtragenden Rolle gerecht. Anstöße zur Nachdenklichkeit müssen unterbleiben. Schließlich braucht sogar eine so selbstherrliche Regierung wie die unsere ein Mindestmaß an Einvernehmen mit ihrem Wahlvolk – für den Krieg in fremden Ländern.

Wenn die Propagandablase doch einmal platzt, ist das zwar peinlich, aber Gniffkes Qualitätsjournalisten sitzen es aus. Zugeben, dass das Publikum systematisch hinters Licht geführt wurde? Nicht in dieser Welt. Da seien Dr. Gniffke und die deutsche Staatsräson vor. Das ist die Tagesschau-Identität: Regierungströte. Staatsrundfunk.

Meldung am 8. April 2018:

Am Samstag berichteten mehrere Hilfsorganisationen, die in der Stadt im Einsatz sind, es seien auch Chemiewaffen eingesetzt worden. Nach Angaben der sogenannten Weißhelme und der Hilfsorganisation Syrian American Medical Society (SAMS) wurde Giftgas eingesetzt. Die Helfer vor Ort sprachen von etwa 50 Toten und rund 500 Verletzten. Ganze Familien seien in Schutzräumen erstickt. Das syrische Ärzte-Netzwerk UOSSM bezifferte die Zahl der Todesopfer sogar auf bis zu 150. Von unabhängiger Stelle konnten sämtliche Angaben bislang nicht geprüft werden.

Bei dieser Darstellung blieb die ARD-aktuell wider besseres Wissen. Sie korrigierte nichts, sie änderte nichts, sie widerrief nicht. Bis heute. Obwohl angebliche "Opfer" des "Giftgas"-Angriffs schon unmittelbar nach dem Beschuss die primitive False-Flag-Operation erkennbar gemacht und erzählt hatten, was ihnen wirklich widerfahren war. Obwohl sogar der seinerzeitige US-Verteidigungsminister Mattis vier Tage nach dem Bombardement auf Duma erklärt hatte, es gebe keinen soliden Beweis für einen Giftgaseinsatz. Gesagt war gesagt, die Propagandalüge machte die Runde.

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Die USA, Führungsmacht der "Westlichen Allianz gegen den Terror", schossen zur "Vergeltung" eines gar nicht stattgehabten Giftgaseinsatzes dutzende Marschflugkörper auf syrische Ziele, und auch diesen Völkerrechtsbruch kommunizierte die ARD-aktuell genauso transatlantisch-verständnisinnig als "Luftschlag" gegen die syrische Armee. Die Recht-, Hirn- und Gewissenlosigkeit solch vorgeblicher Strafaktionen hindert die ARD-aktuell nicht daran,  sich mit Propagandabeiträgen zu prostituieren, sofern sie nur das Wohlwollen der Bundesregierung hat.

Wie sich jetzt herausstellt – und wie schon damals als wahrscheinlich angesehen werden musste – war die oben zitierte Meldung falsch. Hätte die Redaktion die genannten Quellen und Fakten unter die Lupe genommen, dann wären ihr die Unstimmigkeiten und Widersprüche sowie die geringe Glaubwürdigkeit der Zeugnisse nicht entgangen; sie hätte bemerkt, dass der Vorwurf eines Giftgasangriffs ein typisches Propagandamätzchen der Terroristen und Söldnertruppen war, denn dazu bedurfte es keiner intellektuellen Anstrengung. Es gab zudem Warnhinweise zur Genüge, schon damals.

Nun aber tritt ein unbedingt glaubwürdiger Zeuge auf. Ein Produzent der BBC hat eingeräumt, dass die Videoaufnahmen inszeniert waren, die vermeintliche Opfer des Chemieangriffs im syrischen Duma zeigten. Riam Dalati arbeitet für die britische BBC in Syrien. In einer Twitter-Meldung schreibt er, zu welchem Ergebnis seine Nachforschungen gekommen sind:

Nach fast sechsmonatigen Untersuchungen kann ich ohne Zweifel beweisen, dass die Szene im Krankenhaus von Duma inszeniert wurde. Im Krankenhaus gab es keine Todesfälle. Die Attacke erfolgte tatsächlich, Sarin wurde nicht verwendet, aber wir müssen auf die (Resultate) der OPCW warten, um Chlorgas oder anderes nachzuweisen. Alles andere rund um den Angriff wurde jedoch konstruiert, um eine maximale Wirkung zu erreichen.

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Resultat der OPCW, der Organisation für das Verbot chemischer Waffen: An der Behauptung, in Duma sei Giftgas eingesetzt worden, seien erhebliche Zweifel angebracht. Die Chemikalie Chlor wird freigesetzt, wo immer Kunststoffe verbrennen, und mehr als solche Allerweltsspuren hatte die OPCW in Duma nicht finden können. Die Tagesschau aber verschwieg das, obwohl sie noch kurz zuvor nicht qualifizierbare Chlorfunde als Nachweis für einen Giftgaseinsatz propagiert hatte.

Wo Zweifel an einer Story bestehen, forschen seriöse Journalisten nach. Sie ziehen weitere Quellen zu Rate, und falls die nicht ausreichend verfügbar sind, wird gleichgewichtig auf Erfahrungen und Vergleichsdaten von Pro- und von Contra-Experten zurückgegriffen. In der Darstellung bleibt immer kenntlich, dass Behauptungen keine Beweise sind und äußerste Vorsicht im Umgang damit geboten ist. Seriöse Journalisten geben eine zweifelhafte Geschichte eher in den Papierkorb als in eine Sendung.

Doch reden wir hier nicht über seriöse Journalisten, sondern über die Produkte der ARD-aktuell-Redaktion. Vielleicht haben Chefredakteur Dr. Gniffkes Gesinnungsleute sogar selbst erkannt, auf welch hauchdünnem Eis sie ihre Nachrichten-Pirouette über den Giftgaseinsatz in Duma drehten. Gegebenenfalls war ihnen auch das vollkommen gleichgültig, weil sie sich wohl unersetzlich wähnen und tatsächlich meinen, sich alles erlauben zu können, auch das Allerletzte.

Für diese Version spricht, dass sie für die Berichte über den Syrienkrieg durchgängig und einseitig örtliche Quellen nutzen, die im Spektrum der verbrecherischen Dschihadisten oder deren Sympathisanten angesiedelt sind. Damit nimmt ARD-aktuell in Kauf, als Helfer von Terroristen zu agieren. Wie, in welcher Ideenwelt und mit welchen Hilfstruppen so etwas möglich ist, hat der Publizist Peter Frey präzise analysiert.

Ein paar Details: Laut Recherchen des US-amerikanischen Journalisten Max Blumenthal wird die häufig zum Zeugen erkorene "Syrian American Medical Society" als "unpolitische, medizinische Non-profit-Organisation" SAMS mit fast 6 Millionen US-Dollar von USAID unterstütz, hatte gute Beziehungen zur (früheren) syrischen Opposition und hegt Sympathien für die Muslimbrüder. Zaher Sahloul, ein prominentes Führungsmitglied der SAMS, hat gute Kontakte zu namhaften US-Neokonservativen, denen eine Regime-Change-Haltung gegenüber dem Iran gemeinsam ist. SAMS operiert wie die Weißhelme ausschließlich in Gebieten der oppositionellen Milizen, wo, wie man weiß, kritische Zeugen ihrer Aktivitäten keine lange Lebenszeit haben.

Die USAID wiederum ist eine vom Außenministerium in Washington mit Milliarden US-Dollar ausgestattete Tarnorganisation zur Unterstützung der US-Außenpolitik mit allen Mitteln, auch den übelsten, unmenschlichen, demokratiefeindlichen. Unter anderem ist USAID Anschubfinanzierer und Beihelfer von sogenannten Farbrevolutionen. USAID betreibt Umsturzpolitik unter dem Denkmantel von Entwicklungshilfe.

Die "Weißhelme" zählen zu den erweislich Dschihadisten-nahen, angeblich humanitären NGOs. Sie wurden in großem Umfang (mehr als 100 Millionen US-Dollar) finanziell von der "Westlichen Wertegemeinschaft" finanziert. Deutschland war jährlich mit sieben Millionen Euro dabei, ohne dass jemals ein Verwendungsnachweis für diese Summen eingefordert worden wäre.

Ein Verantwortlicher der skandalösen Schmiermittelgabe im Randbereich zur strafbaren Untreue: Frank-Walter Steinmeier, seinerzeit Bundesaußenminister, heute Staatsoberhaupt und seiner in vieler Hinsicht ekligen Vergangenheit weit entrückt. Hauptaufgabe der von Deutschland bezuschussten "Helfertruppe" war, inszenierte Kriegsfotos und Videoclips zu liefern, die als Propagandamaterial vom westlichen Mainstream zur Stimmungsmache gegen die syrische Regierung und deren Verbündeten instrumentalisiert wurden. Die Tagesschau war ein regelmäßiger Abnehmer und Verbreiter des Propagandamülls.

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Als sich die Niederlage der Dschihadisten in Syrien abzeichnete, machten sich die Weißhelme still und heimlich vom Acker. Sie, angeblich "Lebensretter" und selbstlose "Helfer", rechneten offenbar mit äußerst nachdrücklichem, handfestem Dank der vom Terroristengesindel und seiner Kumpanei jahrelang gepeinigten Bevölkerung. Israelis und westliche Geheimdienste hielten es für höchste Zeit, die "Weißhelme" in Sicherheit zu bringen. Sicher nicht aus purer Menschenliebe. Die Schutzbedürftigen wissen zuviel über die heimliche enge Zusammenarbeit des Westens mit den Al-Qaida-Terroristen und dschihadistischen Söldnern.

Bundesaußenminister Heiko Maas machte sich nichts aus dem Widersinn, dass Mitgliedern einer angeblich humanitären Helfertruppe Asyl vor ihren eigenen Landsleuten geboten werden sollte. Das ist nicht weiter verwunderlich für einen, der, wie ein Blogger treffend formulierte, "seine Politik im gleichen Windkanal wie seine Anzüge stylen lässt." Großmäulig verkündete Heiko Maas die Bereitschaft, acht Weißhelme samt Familien in Deutschland aufzunehmen. Nach einer Sicherheitsüberprüfung waren es dann allerdings nur noch drei, "bei den anderen fünf sei eine Evakuierung nicht gelungen", hieß es im üblichen Schönsprech.

Kein klärendes Wort, keine Information über diesen gesamten Komplex in der Tagesschau. ARD-aktuell glänzte mit verständnisinniger Verschwiegenheit. Der russische Außenminister Lawrow hatte in einem Interview mit Euronews dargelegt, dass nach seinen Erkenntnissen die Sicherheitsbehörden der potenziellen Aufnahmestaaten sehr geschockt gewesen seien, als sie die Dossiers der zunächst nach Israel "geretteten" Weißhelme hätten einsehen können. Der Sprecher des Maas-Ministeriums meinte dennoch rotzfrech:

Ich möchte noch ergänzen, dass es nichts Neues ist, dass Mitglieder der Organisation der Weißhelme vom syrischen Regime und von seinen Verbündeten als Terroristen bezeichnet werden, um deren wichtige Arbeit zu diskreditieren. Diese Einschätzung teilt die Bundesregierung ausdrücklich nicht, auch nicht die aktuellen Äußerungen des russischen Außenministers.

Die niederländische Regierung zog dagegen andere, angemessene Konsequenzen. Sie stellte ihr finanzielles Unterstützungsprogramm für die Assad-Gegner ein und gab zu, 22 unter dschihadistischem Einfluss stehende Gruppierungen (inkl. Terrororganisationen und Weißhelme) in Syrien mit 70 Millionen US-Dollar (in Absprache mit den anderen EU-Ländern) gesponsert zu haben.

Es habe praktisch keine Kontrolle der Gelder bei den Weißhelmen gegeben, es fehle durchgängig "organisatorische Transparenz", die Verflechtung mit der Mayday Rescue Foundation, über die die Gelder geflossen waren, sei ebenfalls undurchsichtig. Alle Informationen über die Aktivitäten seien von den Weißhelmen selbst gekommen. Das bedeute, dass die Geldgeber nicht wissen können, was die Weißhelme tatsächlich trieben und wofür die Gelder verwendet wurden.

Eine weitere "Quelle", das syrische Ärzte-Netzwerk UOSSM, ist fest in das Netzwerk jener Kräfte eingebettet, die den syrischen Präsidenten mit Gewalt stürzen wollen. Der Organisation gehören unter anderem die Shaam Relief Foundation USA und die Syrian American Foundation an, deren Symbole an die Fahne der Freien Syrischen Armee angelehnt sind. Zu den UOSSM-Gründern gehört der amerikanische Islamist Ghassan Hitto. Er wurde 2013 zum "Premierminister" der Anti-Assad-Opposition "gewählt".

Über diese Hintergründe erfuhren die deutschen Zuschauer so gut wie nichts, schon gar nicht von "ihrer" Tagesschau. Im Gegenteil, die verkaufte die Verbringung der Weißhelme nach Deutschland als humanitäre Tat, für die nicht einmal ein formelles Asylverfahren erforderlich war. Vor dem Gesetz sind alle gleich? Manche ganz besonders.

Die Einordnung solcher Informationsquellen wie SAMS, UOSSM und Weißhelme als nicht neutral, sondern Kriegspartei wäre ein wichtiger Hinweis für die Zuschauer zur Einschätzung der Meldungen über die Ereignisse in Syrien gewesen. Diese Einordnung unterblieb nach unserer Auffassung vorsätzlich, weil den Falschmeldungen dieser Gruppen Glaubwürdigkeit verliehen und der Rückgriff auf weitere Quellen als überflüssig vermittelt werden sollte: Äußerungen von angeblich humanitären Organisationen, das wissen Gniffkes Qualitätssiegelbewahrer genau, treffen immer auf wohlwollende Akzeptanz bei den Zuschauern. Das moralbesetzte Framing ist wirkungsvolles Stilmittel der Kriegspropaganda. Und Fanatiker wie Gniffke setzen es eben ein.

Was nach dem Raketenangriff auf Duma geschah, ist bekannt und noch nicht schon wieder vollkommen in Vergessenheit geraten. Die in der "Westlichen Wertegemeinschaft" gleichgeschalteten Medien machten ohne jegliche Vorsicht und Vorbehalt Assad als Täter aus. Keine Spur von Zweifel. Obwohl kein westlicher Journalist Duma besuchen konnte, "wussten" alle – Medien und Politiker – wer verantwortlich für den Raketenbeschuss "mit Giftgas" war.

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Dem längst der Lügen überdrüssigen und weitgehend sprachlosen Publikum wurde das Trugbild eines "Bürgerkrieges" vorgehalten, in dem ausschließlich eine Seite, nur ein Teilnehmer mit Granaten ballert, nämlich die Syrische Armee. Daher dann also auch die "Giftgasbomben". Merkels Schoßhündchen Seibert:

Das Vorgehen des Regimes ist abscheulich, es ist menschenverachtend und es verstößt gegen elementare Regeln des humanitären Völkerrechts und das darf nicht ungesühnt bleiben!

ARD-aktuell machte im Propaganda-Stream auf ganzer Linie gegen Putin und Assad mit. Es gab unzählige Beiträge ohne Nachrichtenwert. Anmache, Hetze, Vermutungen und die hirnlose Wiedergabe von Politikergeschwätz waren das Wesentliche, was ARD-aktuell zum Thema Syrienkrieg zu bieten hatte. Ihr "Faktenfinder" ergoss sich in Vermutungen und Verdächtigungen. Von interessanten Fakten keine Spur. Es gelang nicht einmal, die genaue Zahl der Opfer in Duma zu ermitteln.

Ständig war von "Rebellen" die Rede, die Tagesschau vertuschte mit diesem Frame, dass Duma unter der mörderischen Terrorherrschaft der Dschihadisten stand. Die Floskel "mutmaßlicher Gasangriff" gehörte zum Stammvokabular. Sie diente dazu, Russen und Syrische Armee zu diskreditieren. Getreu dem Merksatz:

Der mutmaßliche Dieb ist durch die Mutmaßung schon mehr als ein Verdächtiger. Er steht im Wartezimmer richterlichen Nachvollzugs einer schon allseits akzeptierten Vorverurteilung. Nicht die Unschuldsvermutung wird durch das Wörtchen 'mutmaßlich’ ausgedrückt, sondern nur der fehlende letzte Akt einer juristischen Verurteilung.

Das Elend des Qualitätsjournalisten ist, dass er absichtlich oder infolge sprachlicher Inkompetenz keinen Unterschied macht zwischen "mutmaßlich" und "angeblich" bzw. "vorgeblich". Er kupfert einfach ab, was ihm die Nachrichtenagenturen vorgeben. Primitiv, aber zeitsparend.

Einen exemplarischen Beweis dafür, dass auch dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der politischen Berichterstattung weder Wahrheit noch journalistische Sorgfalt etwas gelten, lieferte in jenen Apriltagen das ZDF. Sein Studioleiter in Kairo, Uli Gack, berichtete, die Leute in einem Flüchtlingslager hätten ihm erzählt, dass islamistische Gruppen in Duma zum Zeitpunkt des Vorfalles einen vorgeblichen "Kommandoposten" eingerichtet hätten. Dort hätten die Islamisten Kanister mit Chlor aufgestellt und darauf gewartet, "dass dieser hoch interessante Ort von der syrischen Luftwaffe bombardiert wird. Das ist auch geschehen. Dabei seien die Chlorgas-Behälter explodiert," so Gack. Und er fügte an:

Die Leute haben uns in einem Ton der Überzeugung erzählt, dass diese ganze Geschichte inszeniert wurde.

Das ZDF fand das gar nicht gut und reagierte: Der Korrespondent Gack habe bislang keinen Zugang in die Stadt Duma bekommen und könne "deshalb die ihm vermittelten Informationen nicht durch eigenen Augenschein überprüfen." "Die Wertung des Korrespondenten in dieser Sendung ging zu weit." Vermutlich waren die Mainzer der Ansicht, sie selbst wüssten besser Bescheid als ihr Mann an Ort und Stelle.

Journalisten, die sauber berichten wollen, es aber nicht dürfen und öffentlich abgemalt werden, wenn sie es trotzdem wagen: Seit Iran-Korrespondent Ulrich Tilgner deswegen beim ZDF das Handtuch warf, ist bekannt, wie die Sender mit ihren wenigen wirklich guten Leuten umspringen.

Fast ein Jahr nach dem Fall Duma werfen nun der US-amerikanische Journalist Jan Harkin und sein englischer Kollege Riam Dalati ein gänzlich anderes als das Tagesschau-Licht auf die Geschehnisse in der einstigen Terroristen-Hochburg Duma. Aber eisern schweigen die Edel-Qualitäts-Journalisten jetzt, obwohl sie verpflichtet sind, "die inhaltliche Richtigkeit der von der ARD verbreiteten Onlineangebote durch regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung zu gewährleisten."

Die Recherche-Ergebnisse in Kürze: Auf Duma hat kein Giftgasangriff, sondern ein Raketenangriff stattgefunden. Der Raketeneinschlag in einen Schutzraum voller Zivilisten tötete die dort dicht zusammengedrängten Menschen: Druckwelle der Explosion, Sauerstoffentzug, Staubdichte. Die Ärmsten erstickten.

Das Nervengift Sarin wurde bei den Kämpfen nicht eingesetzt. Dass bei dem Raketenangriff auch Chlorgas verschossen wurde, ist nach wie vor nicht belegt, aber auch nicht auszuschließen. Indizien oder Beweise für eine Schuld der syrischen Armee gibt es nicht. Gefunden wurden zwei leere Gaskanister. Die meisten Analysten und Experten gehen davon aus, dass die in den Videos gezeigten Leichen und Gaskanister für die Aufnahmen hergerichtet und "drapiert" worden seien, in Täuschungsabsicht und aus Effekthascherei.

Der abstoßende Missbrauch erschlagener Menschen für Propagandazwecke beschämt nun die Tagesschauer. Aber die Tagesschauer schämen sich nicht. Sie haben keine berufliche Würde mehr zu verlieren, ARD-aktuell ist längst ein würdeloses Institut.

Eine Untersuchung von Forensic Architecture bestätigt die abscheuliche Inszenierung. Besonders auffällig sei sie bei dem Kanister, der auf einem Bett zu sehen war. Ziemlich sicher sei, dass die Kanister so nicht gefallen sein konnten. Auch ein anonym bleibender OPCW-Inspekteur habe die Positionen als "arrangiert" bezeichnet. Es sind also die typischen Anzeichen einer Inszenierung nach Methoden, wie sie den Weißhelmen wiederholt nachgewiesen worden sind.

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Obwohl die Ereignisse in Duma tagelang schlagzeilenträchtiger Stoff der ARD-aktuell waren und jeder Verdacht, jede Vermutung, jede schräge Meldung dem Publikum als Nachrichtendelikatesse serviert worden war, wahrt die Redaktion in Hamburg nun Funkstille über das Thema. Auch die Weißhelme sind plötzlich dem Blick der ARD-aktuell-Öffentlichkeit entzogen. Syrien? War da was? Der Kriegsalltag findet in den Sendungen der ARD-aktuell nicht mehr statt. Einzig verbliebenes Thema ist die Frage, wann US-Präsident Trump wie viele seiner illegal in Syrien operierenden Truppen abzieht. Dass nicht die Jagd auf IS-Terroristen, sondern der Raub syrischen Vermögens und die Ermordung syrischer Bürger das Hauptgeschäft dieser US-Besatzer sind, verschweigt der Qualitätsjournalismus aus dem Hause ARD-aktuell sowieso.

Die Tagesschau schweigt jedoch vor allem und hartnäckig darüber, welche mörderischen Auswirkungen das furchtbare Sanktionsregime hat, mit dem die EU und Deutschland die Syrer überziehen. Unsere Regierung, unser Land, wir Deutsche, wir sind nicht nur moralisch, sondern ganz real verantwortlich für den kaltblütig herbeigeführten Tod tausender Mitmenschen. Unser Sanktionsregime ist das grausamste seiner Art, das jemals organisiert wurde. Unsere Regierung handelt verbrecherisch. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages mahnt es an. Aber die Tagesschau macht es nicht zum Hauptthema ihrer Sendungen. Statt umfassend zu informieren, malt Dr. Gniffkes Qualitätsjournalistenverein lieber am Frame vom bösen Russen und vom "Machthaber" (wahlweise: Diktator) Assad, der das eigene Volk massakriere.

"Die Arbeit der ARD ist von moralischen Prinzipien getragen. Die ARD setzt sich für bestimmte Dinge ein, weil sie von ihrer moralischen Notwendigkeit für das gesellschaftliche Miteinander überzeugt ist", gab die Linguistin Elisabeth Wehling der ARD als Muster für deren Selbstdarstellung zum Preis von schlappen 120.000 Euro auf. Wer ungeniert wie die ARD-aktuell einen so hohen Berg Dreck aufhäuft, den jucken die saftigen Schadenbegrenzungskosten nicht. Er muss sie eh nicht selbst begleichen. Das bleibt die Pflicht des geleimten Beitragszahlers.

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Das Autoren-Team:

Friedhelm Klinkhammer, Jahrgang 1944, Jurist. 1975 - 2008 Mitarbeiter des NDR, zeitweise Vorsitzender des NDR-Gesamtpersonalrats und des ver.di-Betriebsverbandes sowie Referent einer Funkhausdirektorin.

Volker Bräutigam, Jahrgang 1941, Journalist. 1975 - 1996 Mitarbeiter des NDR, zunächst in der ARD-Tagesschau, nach 1991 in der NDR-Hauptabteilung Kultur. Danach Lehr- und Forschungsauftrag an der Fu-Jen-Uni Taipeh.

 

Anmerkung der Autoren:

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