Nordamerika

Flugzeugabstürze: FBI ermittelt gegen Boeing und US-Verteidigungsminister

Nach zwei Abstürzen von Maschinen des Typs Boeing 737 MAX ziehen die Ermittlungen immer weitere Kreise. Auch das FBI beteiligt sich nun an den Untersuchungen. Dabei gerät der US-Verteidigungsminister wegen seiner Boeing-Vorgeschichte ebenfalls ins Visier der Ermittler.
Flugzeugabstürze: FBI ermittelt gegen Boeing und US-VerteidigungsministerQuelle: Reuters © Willy Kurniawan

Nach den Flugzeugabstürzen von Indonesien und Äthiopien mit insgesamt 346 Todesopfern geraten der Hersteller Boeing und die US-Luftfahrtbehörde FAA immer stärker unter Druck. In die Untersuchungen, ob bei der Zulassung des Unglücksfliegers 737 MAX 8 alles mit rechten Dingen zuging, soll sich nun auch die Bundespolizei FBI eingeschaltet haben. Zudem wird gegen US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan ermittelt, der zuvor Manager bei Boeing war. Darüber hinaus gibt es Schadenersatzforderungen einer weiteren Airline.

Das FBI hat sich laut einem Zeitungsbericht strafrechtlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Zulassung von Boeings Unglücksflieger 737 MAX angeschlossen. Die Bundespolizei solle mit ihren beträchtlichen Ressourcen die bereits laufende Untersuchung des Verkehrsministeriums unterstützen, schrieb die Seattle Times am Donnerstag unter Berufung auf Insider. Die Ermittlung werde vom Verkehrsministerium durchgeführt, aber von der strafrechtlichen Abteilung des Justizministeriums überwacht.

Die US-Verkehrsministerin Elaine Chao hatte zuvor eine Überprüfung der Sicherheitszertifizierungen der neuen Boeing-737-MAX-Flugzeuge aus dem Jahr 2017 durch ihr Ministerium angeordnet. Der Generalinspekteur des Ministeriums soll den Fall untersuchen. Über Ermittlungen des Justizministeriums hatten zuvor bereits andere US-Medien wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider berichtet. Das Ministerium bestätige oder dementiere solche Ermittlungen prinzipiell nicht, sagte ein Sprecher.

Nach den zwei Flugzeugabstürzen in weniger als einem halben Jahr wird die Zulassung von Boeing-737-MAX-Jets durch die FAA inzwischen mit großem Argwohn betrachtet. Skepsis ruft vor allem die Freigabe der umstrittenen Steuerungssoftware MCAS hervor, die eine entscheidende Rolle beim Absturz einer 737 MAX 8 Ende Oktober in Indonesien gespielt haben soll und auch beim Crash einer solchen Maschine in Äthiopien als mögliche Ursache gilt. Boeing hat ein rasches Update des Programms versprochen. Am Mittwoch erklärte die FAA die Installation der überarbeiteten Software und ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für Flugzeugbesatzungen zur "Priorität".

Auch die Verflechtungen der Regierung von Donald Trump mit dem Boeing-Konzern geraten verstärkt in den Fokus. Am Mittwoch leitete der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministeriums eine Untersuchung gegen Ressortchef Patrick Shanahan, einen langjährigen Boeing-Manager, ein. Es werde untersucht, ob Shanahan sein Ministeramt genutzt hat, um seinem früheren Arbeitgeber Vorteile zu verschaffen. Boeing ist auch einer der größten Rüstungshersteller in den USA. Shanahan ließ mitteilen, er begrüße die Überprüfungen.

Der größte US-Luft- und Raumfahrtkonzern hat traditionell einen engen Draht zur Regierung. Im Februar erst nominierte der Boeing-Präsident Trumps ehemalige Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, als Direktorin für den Verwaltungsrat. Die 47-Jährige hatte ihr Amt bei den UN Ende Dezember nach zwei Jahren abgegeben. Die Hoffnungsträgerin der Republikaner war bereits als künftige Präsidentschaftskandidatin im Gespräch. Boeing werde in hohem Maße von Haleys diplomatischen und geschäftlichen Erfahrungen profitieren, hatte Konzernchef Dennis Muilenburg mitgeteilt.

Der Chef der indonesischen Flugsicherheitsbehörde Soerjanto Tjahjono bestätigte am Donnerstag in Jakarta, dass bei einem Flug einer Boeing 737 MAX 8 einen Tag vor dem Absturz der Maschine in Indonesien neben der üblichen Besatzung ein dritter Pilot im Cockpit saß. Zu einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach nur mit Hilfe des dritten Piloten eine Katastrophe verhindert worden sei, wollte er jedoch keine Stellung nehmen.

Ethiopian Airlines trat einem Bericht der New York Times entgegen, wonach der Pilot der Absturzmaschine kein Training im Flugsimulator für die Boeing 737 MAX 8 absolviert haben soll. Die Piloten hätten das vom Hersteller empfohlene und von der FAA genehmigte Übergangstraining von der Boeing 737 NG auf das Nachfolgemodell Boeing 737 MAX vor dessen Flottenintegration absolviert, teilte die Fluggesellschaft am Donnerstag mit. Zudem seien die Piloten über die Richtlinien, die nach dem Absturz der Lion-Air-Maschine in Indonesien im Oktober von der FAA herausgegeben wurden, informiert worden.

Die polnische Airline Lot will wegen der Probleme mit der Boeing 737 MAX 8 Entschädigung von dem US-Flugzeughersteller verlangen. "Wir werden Schadenersatz für die Unkosten und für den Verlust an Einnahmen fordern", sagte Lot-Sprecher Adrian Kubicki der Tageszeitung Dziennik Gazeta Prawna am Donnerstag. Lot betreibt fünf Boeing-737-MAX-Maschinen. Zuvor hatte schon die polnische Enter Air Entschädigungsforderungen angekündigt.

Mehr zum Thema:

(rt deutsch/dpa)

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.