Nordamerika

Statt ins All zu fliegen: US-Militär will Musks Starship für Truppenverlegungen auf der Erde nutzen

Das US-Verteidigungsministerium prüft derzeit, ob es das Starship von Elon Musk künftig auch dafür nutzen kann, Truppen in weniger als einer Stunde an jeden Ort der Erde zu transportieren. Das geht aus offiziellen Dokumenten hervor, die nun veröffentlicht wurden. Die darin entworfenen Szenarien klingen derzeit nach Science-Fiction.
Statt ins All zu fliegen: US-Militär will Musks Starship für Truppenverlegungen auf der Erde nutzenQuelle: www.globallookpress.com © NASA

Das US-Verteidigungsministerium arbeitet gemeinsam mit dem Raumfahrtunternehmen SpaceX an Lösungen, mit dem Starship militärische Ausrüstung oder sogar Truppen innerhalb von wenigen Stunden an jeden beliebigen Ort der Welt befördern zu können. Das geht aus internen Dokumenten des Pentagons aus dem Jahr 2020 hervor, die dem US-Magazin The Intercept vorliegen. Mit der Rakete sei das US-Militär demnach theoretisch künftig dazu in der Lage, viele Tonnen Nutzlast innerhalb von weniger als einer Stunde an jeden Ort auf dem Globus zu bringen.

Laut den Dokumenten besteht das Ziel der Zusammenarbeit zum Teil darin, die Tonnage von einer "C-17 (Frachtflugzeug) in weniger als 60 Minuten an jeden beliebigen Ort der Welt zu fliegen". Der potenzielle militärische Einsatz von einem Starship wird schon seit geraumer Zeit in Betracht gezogen. In einer Pressemitteilung des Transportkommandos der US-Streitkräfte (USTRANSCOM) hieß es dazu bereits vor einigen Jahren, dass die riesige Starship-Rakete von SpaceX eines Tages "kritische Logistik in zeitkritischen Notfällen schnell transportieren" und "humanitäre Hilfe liefern" könne.

Das erste in den Dokumenten für militärische Zwecke genannte Einsatzbeispiel des Raumschiffs verweist darauf, dass der Weltraumtransport eine "alternative Methode für die logistische Versorgung des US-Pazifikkommandos" darstellen könne. Zudem könne das Starship nach der Vorstellung der Autoren in Zukunft ein sogenanntes verlegbares Luftstützpunktsystem der Air Force befördern. Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um "eine Ansammlung von Unterkünften, Fahrzeugen, Baumaterialien und anderen Ausrüstungsgegenständen, die rund um den Globus bereitstehen und an jeden Ort gebracht werden können, den die US Air Force für Luftoperationen benötigt".

Bei diesen beiden potenziellen Einsatzmöglichkeiten ging es bisher aber lediglich um den Transport von Fracht wie etwa von Panzern oder Flugzeugen, welcher durch das Raumschiff des Tech-Milliardärs Elon Musk rasant beschleunigt werden könnte. In den nun freigegebenen Dokumenten spielt das US-Verteidigungsministerium jedoch zudem darauf an, dass mit dem Starship künftig auch Personal befördert werden könnte. Ein möglicher Einsatzbereich sei demnach der sogenannte "Embassy Support", also die Unterstützung von US-Botschaften und Konsulaten auf der ganzen Welt. Hierfür könnte den Überlegungen der US-Streitkräfte zufolge eine schnelle Eingreiftruppe, die typischerweise unter Krisenbedingungen eingesetzt wird, per Rakete zum Einsatzort gebracht werden.

Allein die Möglichkeit, den Einsatz des SpaceX-Raumschiffs auch nur zu "demonstrieren" – heißt es in den Dokumenten –, "könnte nicht-staatliche Akteure von aggressiven Handlungen gegen die Vereinigten Staaten abhalten". Doch ist ein solcher Einsatz wirklich noch Science-Fiction? Für John Ross, einen Sprecher des Transportkommandos der US-Streitkräfte, offenbar nicht. Ihm zufolge sei der Starship-Einsatz für Missionen wie den "Embassy Support" schon innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre möglich. Dafür gilt es allerdings noch immer, einige weitere Hürden zu überwinden.

Während US-amerikanische Generäle von raketengestützten Kommandotruppen träumen, die nordafrikanische Aufständische bekämpfen, nehmen ihnen Experten derzeit etwas den Wind aus den Segeln. So fragt William Hartung vom Quincy Institute rhetorisch:

"Was wollen sie tun? Das nächste Bengasi verhindern, indem sie Leute ins All schicken? Das scheint nicht viel Sinn zu ergeben."

Mit seinem Verweis spielt der Forscher auf den Angriff gegen das US-Konsulat im libyschen Bengasi an, bei dem 2012 nach stundenlanger Belagerung sowohl der US-Botschafter als auch drei weitere US-Amerikaner getötet wurden. Der Umstand, dass das Pentagon damals keine Truppen zur Unterstützung schicken konnte, hatte in den USA heftige politische Debatten ausgelöst.

"Wenn ein Mob eine Botschaft angreift und sie ihr praktisches SpaceX-Raumschiff anwählen, wird es immer noch eine Weile dauern, bis sie dort ankommen ... Es ist fast so, als ob jemand denkt, dass es wirklich toll wäre, Dinge durch den Weltraum zu erledigen, aber nicht über die praktischen Auswirkungen nachgedacht hat", erklärte  Hartung dem Portal The Intercept und wies bei dieser Gelegenheit auch auf die "Erfolgsbilanz" des Pentagons bei weltraumgestützten "Fantasiewaffen" wie der "Star Wars"-Raketenabwehr hin. Diese seien lediglich aufwendige Projekte, die riesige Budgets verschlangen, zeitgleich aber zu nichts führten.

Außerdem bleibe ja noch die Frage offen, wo genau eine solche Rakete überhaupt landen soll, führte Kaitlyn Johnson vom Center for Strategic and International Studies die Kritik von Hartung fort:

"Wenn es sich um eine Stadt handelt, ist es nicht so, dass sie ein Starship neben der Botschaft landen können."

Bei der hypothetischen Rettungsmission für die Botschaft "gibt es immer noch logistische Probleme, wenn es darum geht, die Truppen auf die Trägerrakete zu bringen. Zudem stellt sich die Frage, wo man das Fahrzeug landen könnte und wie man die Truppen vom Landeplatz zur Basis/Botschaft bringt", so Johnson.

Die unverwirklichte Vision US-amerikanischer "Starship Troopers" ist jedoch nicht neu: Bereits in den 1950er Jahren träumte der vormalige Entwickler der V2-Raketen Wernher von Braun davon, US-Truppen statt mit dem Flugzeug oder Schiff per Rakete zu transportieren. In den Sechzigern stellte das Rüstungsunternehmen Douglas Aircraft das "Project Ithacus" vor, ein Raumschiff, das 1.200 Soldaten in einer Stunde an ihr Ziel bringen sollte. Die zukunftsweisenden Pläne konnten allerdings nie in die Tat umgesetzt werden. 

Eines steht allerdings jetzt schon fest: Entgegen seinem angestrebten Image als "Mr. Clean", der jede nur denkbare friedliche Erforschung des Kosmos möglich macht, trägt Elon Musk mit SpaceX ebenso wie derzeit schon mit Starlink zunehmend zur Militarisierung des Weltraums bei – egal, ob seine und die Pläne des Pentagon nun schon alle umsetzbar sind oder Teile davon noch reine Science-Fiction. 

Mehr zum Thema - Genehmigungen endlich erteilt: Musk kündigt ersten Orbitalflug seines Starships für Juli an

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