Nordamerika

Narrativwechsel: In US-Medien kippt die Meinung zum möglichen Ausgang des Ukraine-Kriegs

Waren sich die Mainstream-Medien zu Beginn der russischen Militäroperation noch recht einig über die Überlegenheit des ukrainischen Militärs und die Wirksamkeit der westlichen Sanktionen, so scheint diese Einordnung auch in konservativen US-Medien zunehmend zu bröckeln.
Narrativwechsel: In US-Medien kippt die Meinung zum möglichen Ausgang des Ukraine-KriegsQuelle: www.globallookpress.com © Richard B. Levine / www.imago-images.de

Am 2. Juni veröffentlichte die konservative US-amerikanische Zeitung The Hill, die laut Wikipedia im politischen Washington jedem Kongressmitglied, dem Weißen Haus, Pressevertretern, Lobbygruppen sowie Wirtschafts- und Interessenverbänden gratis zugestellt wird, den Meinungsbeitrag mit dem Titel:

"Könnte Russland einen Public-Relations-Krieg gegen den Westen gewinnen?"

Darin stellt der Journalist William Moloney zunächst die Ergebnisse der jüngsten Meinungsumfragen zur Rolle der USA im Russland-Ukraine-Konflikt vor. Sollten die USA im März noch für über 60 Prozent der Befragten eine große Rolle in der Ukrainekrise spielen, liege die Zustimmung dafür nach der letzten AP-NORC-Umfrage am 19. Mai nur noch bei 45 Prozent.

Dass das Meinungsnarrativ sich wende, belegt laut Moloney auch ein aktueller Beitrag in der New York Times. Bislang sei die NYT ein energischer Vertreter eines ukrainischen "Sieges" gewesen und habe für die "Bestrafung" Russlands plädiert. Aber am 19. Mai habe sie erklärt, es sei unrealistisch, dass die Ukraine alle Territorien, die Russland seit 2014 besetzt habe, wieder zurückgewinnen könne. "Russland bleibt zu stark", zitiert Moloney die NYT. Demnach "sollte Biden klarmachen, dass es in Bezug auf Waffen sowie finanzielle und politische Unterstützung, die die Ukraine erwarten kann, Grenzen gibt", zitiert er weiter.

Moloney erinnerte auch an Kissingers Rede beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Darin habe sich Kissinger für einen Waffenstillstand und eine Rückkehr zum "Status quo ante" ausgesprochen, um den gefährlichen Konflikt nicht auszuweiten.

Zudem habe die westliche Sanktionsstrategie Russland nicht in die Knie gezwungen. Dazu schreibt Moloney:

"Stattdessen gibt es Belege dafür, dass mit Sanktionen, die der westlichen Wirtschaft mehr schaden als der russischen Ökonomie, das Gegenteil der Fall sein könnte. Weit entfernt von Bidens Vorhersage, erreichte der Rubel im Mai ein Zweijahreshoch. Mit russischen Energie- und Agrarexporten wurden Höchsteinnahmen erzielt – vor allem, weil Europa und der größte Teil der Welt ohne sie nicht auskommen kann."

Dazu kommt laut Moloney noch der völlig unrealistische Mythos, wonach die USA fast die ganze Welt gegen ein isoliertes Russland vereint hätten:

"Tatsächlich haben von den 195 Ländern der Welt nur 65 zugestimmt, sich an Amerikas Sanktionsregime zu beteiligen – was bedeutet, dass sich 130 Länder geweigert haben, einschließlich China, Indien, Brasilien, Mexiko, Indonesien, der größte Teil von Asien, Afrika und Lateinamerika, also die Länder, die die Mehrheit der Weltbevölkerung umfassen."

Ein Beispiel für die insgesamt schwächelnde Führungsrolle der USA erlebte man laut Moloney auch beim letzten G20-Gipfel. Dort habe die US-Delegation bei der Rede eines russischen Abgeordneten den Raum verlassen. Aber nur drei weitere von insgesamt 19 internationalen Delegationen seien den USA gefolgt.

Noch vor Kurzem habe man vom Sieg der Ukraine und einem Regime Change in Moskau gesprochen, fasste Moloney seinen Beitrag zusammen. Inzwischen sieht es seiner Meinung nach so aus, als würden die USA und ihre Alliierten um einen akzeptablen Weg für einen Kompromiss ringen, durch den man den Krieg beenden könnte.

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