Nordamerika

"Lockdowns töten": Trumps Berater rudert nach Kritik an Corona-Auflagen im RT-Interview zurück

Die Maßnahmen zum Kampf gegen die COVID-19-Pandemie seien ein "Riesenreinfall" und "tödlich" für die Gesellschaft, meinte Scott Atlas, medizinischer Berater des Weißen Hauses, in einem Interview mit RT. Auf Druck der US-Mainstreammedien relativierte er später seine Worte.
"Lockdowns töten": Trumps Berater rudert nach Kritik an Corona-Auflagen im RT-Interview zurückQuelle: RT © RT "Going Underground"

Am Samstag war Scott Atlas, Doktor der Medizin und ehemaliger Professor an der Stanford University sowie seit August 2020 Mitglied der speziellen Corona Task Force des US-Präsidenten Donald Trump, zu Gast bei der RT-Sendung Going Underground. Im Gespräch mit dem Moderator Afshin Rattansi übte er harsche Kritik an dem Eingriff in das öffentliche Leben, der durch das Krisenmanagement der US-Behörden in der COVID-19-Pandemie erfolgt:  

Die Führung des öffentlichen Gesundheitswesens hat ungeheuerlich versagt. Sie tötet Menschen mit ihrer angsteinflößenden Shutdown-Politik.

Trumps Berater beklagte, dass die flächendeckend verhängten Ausgangssperren als "riesiger Reinfall" der Politik in die Geschichte eingehen würden, durch "Menschen, die Unrecht hatten, sich weigerten, dies zuzugeben, die Fakten nicht kannten und nicht kennen wollten". Er führte ferner aus:

Es ist zu einer Raserei geworden, die Zahl der COVID-19-Fälle um jeden Preis einzudämmen, und dieser Preis ist enorm.

Atlas schlussfolgerte:

Dieses Argument ist unabstreitbar: Die Lockdowns töten Menschen.

Des Weiteren verwies der US-Mediziner auf Arbeitsplatzverluste, die Zunahme der Suizide und des Drogenmissbrauchs sowie den Schaden, der jungen Menschen durch die Corona-Beschränkungen zugefügt werde. Er berief sich dabei auf die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie, die zeigten, dass 25 Prozent aller US-Amerikaner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren allein im Juni im Zusammenhang mit dem Corona-Lockdown Suizidgedanken gehabt hatten. Atlas argumentierte:

Wir schaffen eine Generation neurotischer Kinder, die gezwungen werden, Masken zu tragen, zwei Meter Abstand von ihren Freunden zu halten und nicht einmal persönlich zur Schule zu gehen.

Atlas' Aussagen gegenüber dem russischen TV-Sender wurden prompt von den US-Mainstreammedien unter Beschuss genommen. Die Vertreter großer Medienkonzerne und Zeitungen nahmen ungeachtet der eigentlichen Botschaft Anstoß an dem Interview des Gesundheitsexperten mit einem vermeintlichen "Sprachrohr der russischen Propaganda". Greg Miller von The Washington Post kommentierte:

Der COVID-19-Berater des Weißen Hauses erscheint beim Fernsehsender, den die US-Geheimdienste als eine der größten Propagandaplattformen des Kreml einstufen.

Jim Acosta von CNN erklärte:

Ein hochrangiger Beamter des Weißen Hauses hat mir mitgeteilt, dass Dr. Scott Atlas keine Genehmigung durch das Weiße Haus vor seinem RT-Besuch erhalten habe. Es sei seine Eigeninitiative gewesen, ohne sich dabei eine Genehmigung vom Weißen Haus einzuholen. Leitende Berater hätten im Zusammenhang mit Atlas' Auftritt beim russischen Fernsehsender Bedenken geäußert", sagte der Beamte.

Im Ergebnis hielt Trumps Corona-Berater dem Druck der US-Medien nicht stand und sah sich gezwungen, sich für seine Teilnahme an der RT-Sendung zu entschuldigen. Am Sonntag schrieb er auf seinem Twitter-Account:

Ich habe kürzlich RT ein Interview gegeben und wusste nicht, dass es im Register ausländischer Agenten steht. Ich bedauere, dieses Interview gemacht zu haben, und entschuldige mich dafür, dass ich mich habe benutzen lassen. Insbesondere entschuldige ich mich bei der nationalen Sicherheitsgemeinschaft, die hart daran arbeitet, uns zu verteidigen.

Von diesen Worten ließen sich die Kritiker allerdings kaum überzeugen. Sie wiesen Atlas' Rechtfertigung, über den Status von RT als ausländischen Agenten nichts gewusst zu haben, als Lüge zurück und sprachen von "zahlreichen Warnsignalen für die Spionageabwehr".

Zugleich räumte der Medienanalytiker Mark Dice ein, dass die Auftritte der US-Demokraten bei dem russischen TV-Sender bisher keinen solchen Medienwirbel ausgelöst hätten. Darüber hinaus twitterte der investigative US-Journalist Max Blumenthal, er sei davon "überrascht, dass es für die US-Mitte-Rechts-Opposition so viel Zeit in Anspruch genommen hat, die COVID-19-Panik mit der Russland-Hysterie zusammenzuführen".

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