Nordamerika

Wegen Arbeitsverlust: Bis zu 27 Millionen US-Amerikaner könnten Krankenversicherung verlieren

Die US-Wirtschaft befindet sich wegen der Corona-Pandemie auf Talfahrt. Als Folge der Rekordarbeitslosigkeit verlieren viele Amerikaner ihre Krankenversicherung. Der US-Präsident macht unterdessen Druck, die Corona-Beschränkungen möglichst schnell zu lockern.
Wegen Arbeitsverlust: Bis zu 27 Millionen US-Amerikaner könnten Krankenversicherung verlierenQuelle: Reuters © Nick Oxford

Die Vereinigten Staaten sind praktisch das einzige entwickelte Industrieland ohne eine allgemeine staatliche Krankenversicherung. Selbst vor der Corona-Krise hatten rund 28 Millionen Menschen – fast jeder Zehnte im Land – keine Krankenversicherung. Nun könnten weitere Millionen dazukommen. Wegen des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit könnten einer Studie zufolge fast 27 Millionen Menschen mitten in der Corona-Pandemie ihre Krankenversicherung verlieren.

Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen dort über den Arbeitgeber krankenversichert sind, wie eine Studie der Kaiser Family Foundation erklärt. US-Präsident Donald Trump machte unterdessen erneut Druck auf die Bundesstaaten, ihre Corona-Beschränkungen möglichst bald aufzuheben, damit sich die Wirtschaft erholen kann.

Viele Arbeitnehmer können es sich schlicht nicht leisten, die Versicherung privat weiter zu bezahlen

Nach dem Verlust eines Jobs in den USA endet die Krankenversicherung über den Arbeitgeber oft sehr schnell. Viele Arbeitnehmer können es sich dann schlicht nicht leisten, die Police für sich und mitversicherte Familienangehörige privat weiter zu bezahlen. Die am Mittwoch (Ortszeit) veröffentlichte Studie geht allerdings davon aus, dass rund 21 Millionen Menschen nach dem Verlust der Versicherung des Arbeitgebers auf staatliche Hilfe hoffen können, darunter auch rund sechs Millionen mitversicherte Kinder. Wegen bürokratischer Hürden oder ungenügenden Subventionen dürften viele aber trotzdem mitten in der Coronavirus-Pandemie ohne Versicherungsschutz bleiben, hieß es. Zudem hätten rund sechs Millionen Menschen gar keinen Anspruch auf Hilfen.

Unter dem damaligen Präsidenten Barack Obama wurden die Optionen für eine Krankenversicherung deutlich ausgeweitet. Mehr Menschen sollten dadurch Zugang zu Gesundheitsleistungen gewährleistet bekommen. Die Zahl jener ohne Versicherungsschutz hatte 2010 noch bei rund 46 Millionen gelegen. Das neue System, oft einfach "Obamacare" genannt, gekoppelt mit einem langen wirtschaftlichen Aufschwung, ließ die Zahl der unversicherten Amerikaner dann bis 2018 auf 28 Millionen sinken.

Doch jetzt steht die Wirtschaft vor einer schweren Rezession. Seit März haben in den USA wegen der Corona-Krise mehr als 33 Millionen Menschen Arbeitslosenhilfe beantragt. Das wird ein Härtetest für das Obama-Versicherungssystem sein, erklärte die Stiftung. Donald Trump wiederum, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, will die sogenannte "Obamacare" abschaffen.

Biden wirft Trump vor, Interessen der Gesundheitslobby über jene der Menschen zu stellen

Der designierte Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, warf Trump unterdessen vor, selbst angesichts der "größten Gesundheitskrise seit einem Jahrhundert" weiterhin Parteipolitik und die Interessen der Gesundheitslobby über jene der Menschen in Amerika zu stellen. In der Krise dürfe "Obamacare" nicht weiter gestutzt werden, mahnte er. Die 27 Millionen Menschen, die jetzt ihre Versicherung verlieren könnten, seien keine Statistik, erklärte Biden. Er sagte weiter: 

Das sind unsere Verwandten, unsere Freunde, unsere Nachbarn, unsere Arbeitskollegen, die alle hart gearbeitet haben und sich an die Regeln gehalten haben und jetzt unverschuldet vor katastrophalen Herausforderungen stehen.

Der US-Präsident drängt derweil auf eine Lockerung der Corona-Auflagen. Schulen und Universitäten in den USA sollten Trump zufolge trotz der Pandemie ab dem Herbst wieder für den Unterricht öffnen. Das neue Schuljahr solle wie geplant losgehen, zumal das Coronavirus "sehr wenig Auswirkungen" auf jüngere Menschen habe, so der US-Präsident. Die Entscheidung zur Lockerung der Corona-Auflagen liege bei den Gouverneuren der 50 Bundesstaaten, Schulen seien dabei aber wichtig. So sagte Trump weiter:

Ein Staat ist nicht offen, wenn die Schulen nicht geöffnet sind.

In zahlreichen US-Städten wie beispielsweise Boston oder Lansing kam es in den vergangenen Wochen zu Protesten gegen den Shutdown. Die Demonstranten, darunter auch viele Anhänger des US-Präsidenten, verlangten etwa, die Ausgangsbeschränkungen aufzuheben. Viele Bundesstaaten haben nun begonnen – obwohl die Pandemie in vielen Landesteilen noch gar nicht unter Kontrolle ist –, ihre Auflagen zu lockern. Andere Staaten und Städte, darunter zum Beispiel die Hauptstadt Washington und die stark betroffene Metropole New York, wollen jedoch frühestens im Juni damit beginnen. 

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(rt/dpa)

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